Die schönsten Feste und Bräuche im Jahreslauf: Frühling
Lebenskräfte erhöhten: Schon bei Sonnenaufgang sollte man Honig oder Honigbrötchen essen. In manchen Regionen werden sie Judasbrötchen genannt, in Hamburg heißen sie Judasohren . In einigen Gegenden in Bayern wird am Gründonnerstag die letzte Milchsuppe gegessen. Danach gab es bis Karsamstag nur noch Wassersuppe.
In der Nacht von Gründonnerstag auf den Karfreitag findet das Kalvarienberg-Anbeten statt. Man trifft sich zu einem gemeinsamen Gebet, das entweder gegen Mitternacht endet oder die Nacht wird durchwacht. Man löst sich ab, wie es auch die Jünger Christi während dieser Nacht getan haben.
Warum die Glocken schweigen
Ab Gründonnerstag erklingen keine Glocken mehr, das Geläute und die Orgel in der Kirche sind verstummt. Eine Legende erzählt, dass die Glocken nach Rom fliegen, „um geweiht zu werden“, „um beim Papst die Osterbeichte abzulegen“ und erst wieder in der Osternacht heimkehren. Diese jährlich wiederkehrende Geräuschlosigkeit zeigt symbolisch, dass der Wohlklang der Welt erlosch, als Christus starb. In vielen Regionen ziehen nun Messdiener und Ministranten in Gruppen mit Standratschen und Klappern durch die Gegend, durch Straßen und Gassen, oftmals von Haus zu Haus und erinnern an die Gottesdienste. Von den Anwohnern werden sie freundlich bewirtet, Ostereiern, Schokolade oder Geld. Oft gibt es auf den Türmen eine Turmratsche, sie zeigt die Stunden an und ruft zum Gottesdienst.
Der Karfreitag
Er ist der höchste Feiertag der evangelischen Kirche und ist für Christen ein strenger Buß - und Abstinenztag . Zum Teil wird um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, eine Gedenkminute eingelegt. Stille, Besinnlichkeit, strenges Fasten und Trauergesänge statt Kirchenlieder bezeichnen den Karfreitag. Lärm, Tanz, Arbeit und Freude gibt es nicht. Man nennt ihn auch Stillen oder Hohen Freitag. Auch der Gesetzgeber in Deutschland kommt dem Gebot der Stille nach: Es gilt Tanzverbot; öffentliche Veranstaltungen wie etwa sportliche Wettbewerbe oder solche in Räumen mit Schankbetrieb, und alle jene, die der Unterhaltung dienen, sind nicht erlaubt –, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen.“ Sogar Theater und Opern müssen den Karfreitag in bei den Aufführungen ihres Spielplans berücksichtigen. Die traditionelle Osterwiese in Bremen, ein Jahrmarkt mit Fahrgeschäften, Getränkeausschank und Ähnlichem bleibt an diesem Tag ebenso geschlossen wie in Hamburg der Frühlingsdom . In Österreich dagegen gilt der Karfreitag nicht als gesetzlicher Feiertag, lediglich evangelische Christen und Altkatholiken haben an diesem Tag arbeitsfrei.
Der Karfreitag ist der erste Tag der österlichen Dreitagefeier ( Triduum Sacrum oder Triduum paschale ). An diesem Tag findet keine Messe statt, auch nicht am nachfolgenden Karsamstag. Es wird lediglich eine Trauermette gebetet, ein Stück aus einem Stundengebet der Kirche. In der katholischen Kirche stehen an diesem Tag die Enthüllung und die Verehrung des Kreuzes im Mittelpunkt. Der Tag der Kreuzigung gilt nach bäuerlichem Aberglauben übrigens als Unglückstag, an dem man bei Geschäften und Erledigungen vorsichtig sein sollte. Andererseits ist es der Tag des Frühlingsanfangs und verbunden mit vielen Arbeiten im Haus und auf dem Hof. Dennoch mussten auf dem Hof verschiedene Verbote eingehalten werden: Laute Arbeiten durfte man nicht verrichten, vor allem Graben und Pflügen war untersagt, denn der Herr sollte im Grabe nicht gestört werden. Handwerker sollten keinesfalls mit Werkzeugen arbeiten, die an Marterwerkzeuge erinnerten, wie beispielsweise Werkzeuge aus Eisen oder Zange und Hammer.
Die Speisen an diesen Tag waren sehr ausgesucht: Frischer Fisch aus einem Teich oder Fluss, Gerichte aus getrocknetem Fisch, luftgetrockneter Kabeljau oder sogenannter Klippfisch, gesalzener und getrockneter Kabeljau. Die Karfreitagseier waren an diesem Tag gelegte Eier und besonders wichtig für Schulkinder: Denn aus Teig gebackene Buchstaben wurden zerkleinert und mit dem Karfreitagsei vermischt. Das bekamen die Kinder zu essen, die zur Schule kamen. Es sollte ihnen das Lernen leichter machen. Die Herdfeuer wurden am Karfreitag nach der letzten Mahlzeit gelöscht – man entzündete die neue Flamme mit einem Scheit aus dem Osterfeuer.
Moos für die Osternester
Die Kinder holten einige Tage vor Ostern das Moos für die
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