Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
abermals:
„Gelobt sei Jesus Christus!“
Und auch beim zweiten Mal blieb der Bursche stumm und die Antwort auf den Gruß, „In Ewigkeit, Amen“, blieb aus. Da wuchs der Tod wieder um einen Kopf in die Höhe. Und als der Bursche auch nach dem dritten Gruß still blieb, war der Tod mit einem Mal so groß wie zwei Männer. Dann gab er ihm den Rat, den Weg zu seiner Liebsten nicht fortzusetzen. Aber auch hier stieß er auf taube Ohren und schließlich ging jeder von ihnen seines Weges. Nun drehte sich der Bursche schnell um und wollte dem Tod folgen, doch der war schon nicht mehr zu sehen. So ging er dann weiter zu dem Haus, wo sein Schatz das Zimmer hatte. Als er dort eintraf, zündete man gerade die Sterbekerze an, denn seine Liebste lag im Sterben – der Tod war von ihr gekommen.
Die Rose vom Schellenstein
Vor vielen Jahren wuchs auf der Burg Schellenstein, bei Micheldorf im Kremstal, eine besonders schöne Tochter aus der Familie der Persteiner heran. Die junge Adelige war so anmutig, dass sie von der Bevölkerung nur „Die Rose vom Schellenstein“ genannt wurde. Verlobt war sie mit dem Burgherrn von Dietach, dessen Burg etwa eine halbe Stunde von Weißkirchen entfernt lag. Endlich wurde der Hochzeitstermin festgelegt und alle Vorkehrungen für das große Fest wurden getroffen. Einen Tag vor der Hochzeit war die Braut bereits mit ihrer Familie und ihren Freundinnen nach Dietach angereist und auch die eingeladenen Ritter und Edelfräulein aus der Umgebung waren schon dort eingetroffen. Die Zeit bis zum großen Ereignis am nächsten Tag verbrachten sie mit allerlei Spielen, darunter mit dem beliebten Versteckspiel. Die Mädchen durften sich verstecken, die jungen Edelherren suchten sie, was allen Adeligen viel Spaß machte, und es gab viele Neckereien. Nachdem sie schon eine ganze Zeit gespielt hatten, gingen den Mädchen irgendwann die Ideen für geeignete und neue Verstecke aus und natürlich versuchte ein jedes, nicht so leicht gefunden zu werden. Bei einem Durchgang hatte die Braut sich ein eigenartiges Versteck ausgesucht, sie war in eine große leere Truhe geschlüpft. Dabei fiel aber der schwere, mit Eisenbändern beschlagene Deckel zu und das Schloss schnappte ein. Die Braut konnte nun nicht mehr herauskommen und saß regelrecht in der Falle. Nachdem sie nicht gefunden werden konnte, verwandelte sich das Spiel in bitteren Ernst und es wurde überall im ganzen Schloss nach ihr gerufen und gesucht. Die Schreie und das Klopfen in der dicken Holztruhe hörte aber niemand, sie stand zu abgelegen. Bald wurde die Luft in der Truhe immer dünner und der jungen Frau gingen die Kräfte aus.
Erst viele Jahre später wurde die Truhe wieder einmal gebraucht und aufgeschlossen, mit Entsetzen fand man da den Leichnam des verhungerten Mädchens. Noch Jahre später wurde die Unglückstruhe auf der Burg gezeigt.
Nach anderen Erzählungen wäre die „Rose von Schellenstein“ nicht freiwillig mit dem Burgherrn von Dietach vermählt worden. Die schöne Adelige wurde von ihrem Vater zu der Hochzeit gezwungen, der schon den Vertrag abgeschlossen hatte, als sie noch ein kleines Mädchen war. Ihr blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch in der Hochzeitsnacht lief die Schöne einfach vor ihrem Mann davon.
„Schellensteinerin, gib dir keine Mühe, ich kenne jeden Winkel in meiner Burg und bekomme dich doch!“, rief der Mann ihr höhnisch lachend nach.
Die junge Frau lief durch die langen Gänge der großen Burg, bis sie schließlich in einer Sackgasse gelandet war. Es gab keinen Ausweg für sie, vor sich hatte sie die Wand und hinter ihr kam ihr Ehemann polternd heran. Entmutigt lehnte sie sich zur Seite, verschwand aber vor den Augen ihres Gatten in der Mauer. Eine Geheimtür hatte sich aufgetan, von der er noch nie etwas gehört oder gesehen hatte, und die schloss sich so kunstvoll, dass sie keiner wiederfinden konnte.
Als dann nach vielen Jahren ein Teil der Burg umgebaut wurde, kamen auch die Geheimtür wieder zum Vorschein und dahinter das Versteck, in dem eine tote Frau saß. Das war das traurige Ende der schönen „Rose von Schellenstein“.
Der Tod im Weinfass
In der Umgebung von Matzen-Raggendorf liegt ein weinreiches Hügelland mit großem Erdöl- und Erdgasvorkommen. Noch heute erzählen sich die Bauern vom Höllen-Hoisl, der einst ein steinreicher Bauer war. In seinem Keller lagen nahezu 700 Fässer Wein und seine Kornkammern waren gesteckt voll. Weil es ihm nun so
Weitere Kostenlose Bücher