Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
habe und ein besonders schönes Stück zu sein schien. Deshalb wolle er versuchen, die Signatur des Messerschmieds zu erkennen. Drauf erwiderte der Wirt, dass er mit dem Besitzer des Messers noch ein Wörtchen zu reden habe.
Im letzten Sommer habe seine Tochter dies Messer mit heimgebracht. Aber nicht in einem Geschenkkarton, sondern es steckte ihr im Rücken! Sie habe sich in den freien Künsten weiterbilden wollen, da sei sie mit dem Messer aus dem Hinterhalt attackiert worden. Sie sei dabei so schwer getroffen worden, dass sie ihr Heimathaus nur mit Mühe erreicht habe und bald darauf gestorben sei. Das Messer aber, sagte der Wirt, werde ihn eines Tages zu dem Mörder seiner Tochter führen.
Nun wollte der Heuer vom Schröcker Älpele schon gar nicht mehr seinen Besitzanspruch an dem Messer erklären. In der Heuwolke aber war die Windsbraut mitgefahren und diese hatte er mit seinem Hexenmesser tödlich verletzt. Er konnte nur von Glück sprechen, dass die Windsbraut nicht mehr stark genug gewesen war, sich an ihm zu rächen, denn dann wäre es ihm schlecht ergangen.
Die Langutsch
Die Langutsch war eine Hexe im Unterland. Als ihr erster Mann starb, hörte man sie so entsetzlich fluchen, dass die Leute schon damals davon sprachen, dass sie keine normale Frau sein könne. Bald danach heiratete die Langutsch wieder, und ihrem neuen Gatten war es sogar bekannt, dass seine Frau eine Hexe war. Mit ihren Hexenkünsten hatte sie ihm aber derart den Kopf verdreht, dass er nicht anders konnte als sie zur Frau zu nehmen.
Friedlich konnten die beiden jedoch nicht zusammenleben, bald kam dies, bald jenes vor. So waren öfters zwei Kühe an einer Eisenkette zusammengebunden, so dass sie sich fast stranguliert hätten. Daraufhin ging der Mann zu einem Kapuzinerpater nach Feldkirch, um ihn um Rat zu fragen. Der riet ihm, sobald so etwas wieder vorkomme, sollte er einer Kuh einfach das eine Ohr abhauen. Dabei werde er dem Vieh nicht schaden, sondern es werde die Hexe treffen, die das Übel angestellt hatte. Das wollte der Mann auch wirklich tun, aber schon als er anfing das Messer zu schleifen, war es der Langutsch nicht mehr recht geheuer. Sie fragte ihren Mann erschrocken, was er denn vorhabe, und als dieser erklärte, er wolle einer Kuh ein Ohr weghauen, da bat sie ihn, er möge das keinesfalls tun, es werde gewiss nichts Unrechtes mehr vorkommen.
Einmal passierte in Hohenems etwas sehr Seltsames, das aber geheimgehalten wurde. So wurde eines Nachts ein Mann, der auf dem alten Schloss oben wohnte, Großvater, und als er am Morgen in aller Frühe aufs Land hinabeilte und beim Haus der Langutsch vorbeikam, rief ihm diese schon von Weitem entgegen:
„Heats bi eu e Meaddeli gea?“
Daraufhin wurde der Mann ganz stutzig, denn wie konnte das Weib wissen, dass er gerade ein Mädchen bekommen hatte, wenn sie keine Hexe war?
Persönlich konnte sie jedenfalls nicht auf dem Schloss gewesen sein, denn das hätte er bemerkt. Über Nacht war nämlich Neuschnee gefallen und da sah man nichts anderes als die Trittspuren einer Katze. Und eine solche hatte wirklich während dieser unheimlichen Nacht immer zum Fenster hereingewollt. Komisch war auch, dass die Spuren dieser Katze tatsächlich zum Haus der Langutsch führten, die damals im ersten Haus in der Buchenau wohnte. Wenn man jetzt eins und eins zusammenzählte, dann erkannte man, dass die Langutsch sich in eine Katze verwandelt haben musste und in der Nacht zu dem Neugeborenen wollte.
Als man später lange nach ihrem Tod in ihrer Wohnung den Küchenkasten verstellte, fand man hinter demselben einen ganzen Haufen Hirnschalen kleiner Kinder. So hatte die Langutsch wohl in der Gestalt einer Katze die neugeborenen Kinder gestohlen und dann getötet, anders konnte man sich die vielen Kindsschädel nicht erklären.
Als die Langutsch gestorben war und man sie „vergraben“ hatte, fuhr aus heiterem Himmel am helllichten Tag ein Blitz mit einem gewaltigen Krachen in ihr Grab. Spätestens jetzt sah jeder ein, dass sie eine Hexe gewesen war, und die Leute fingen an zu tuscheln. Der Pfarrer aber beruhigte die Leute und sagte zu ihnen:
„Betet, es ist gescheiter!“
Vom Kroassteh’n
Das Kroassteh’n war in alten Tagen sehr beliebt, mit diesem Zauber konnte man in die Zukunft schauen oder sich vom Teufel Geld bringen lassen. Ein Bauer aus Kriegen wollte das auch einmal probieren und er hatte es sich lange und gründlich überlegt, denn es war ja nicht ganz ungefährlich in Kontakt mit
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