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Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Die schoensten Weihnachtsgeschichten

Titel: Die schoensten Weihnachtsgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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war eine richtige, sehr böse Kinderungezogenheit, für die wir doch wohl selbst ihr zu alt waren. Am nächsten Morgen war sie natürlich fort.Aber gottlob habe ich es noch erlebt, daß sie uns verziehen hat, sogar gelacht hat sie darüber, und das ist nur gut, sonst möchte ich diese Erinnerungsfeiern gar nicht, Hans!«
    »Und so habt ihr denn –?« fragte ich atemlos.
    »Jawohl«, sagte die Tante. »Das läßt sich dein Onkel nicht nehmen. Jedes Weihnachtsfest seitdem haben wir das Wunder des Tollatsch gefeiert, er nennt es seine Befreiungsfeier.«
    »Und wer da alles schon an deiner Stelle gesessen hat, Mimi!« schwelgte der Onkel. »Manche haben richtig gekreischt und an Gespenster geglaubt.«
    »Männer sind eben Kinder«, sagte Tante Anna. »Sie können das Spielen nicht lassen.«
    Ich nickte ernst. Ich dachte an Kurtchen, der mir auch Kummer machte – aber schließlich habe ich ihn doch geheiratet, trotz aller Erfahrungen von Tante Anna mit Mamas, Tollatschen und Onkels.

BABERBEINCHEN-MUTTI
    Als es in den Winter des Jahres 1945 hineinging, war Muttis »Große« grade sechs Jahre geworden. »Sechs«, antwortete die Große, wenn die Leute sie nach ihrem Alter fragten. »Sechs was?« rief dann die Mutti warnend. »Etwa sechs Kartoffeln?« – Dann kam das »Jahre«, immer noch sehr zögernd.
    Leicht lernt sie nicht, sagte sich Frau Irmler manchmal, aber im übrigen hätte sie nicht gewußt, was sie ohne die Große hätte anfangen sollen, solch eine Hilfe war sie, das ein und alles einer völlig alleinstehenden Frau, der durch den Krieg das meiste genommen war: Verwandte, Hab und Gut, und von dem Mann hatte sie auch seit anderthalb Jahren nichts mehr gehört. Da war solch ein warmes, verstehendes Kinderherz alles Glück und aller Halt.
    Die Mutti und ihre Große, sie lebten zusammen, sie arbeiteten zusammen, sie froren zusammen, und manchmal hungerten sie auch zusammen. Ganz allein hausten die beiden in einer riesigen Ruine, die einmal ein fünfstöckiges Mietshaus gewesen war, mit zwei Hinterhöfen, in all dem lebte jetzt niemand als sie. Im Hinterhof, im Souterrain, hatten sie ein Zimmer noch ziemlich heilgefunden, mit einer kleinen Küche, das war ihr Lebensraum, die letzte Zuflucht, auf die sich die viermal Ausgebombten zurückgezogen hatten, mit den spärlichen Resten der eigenen Habe, mit dem halb Zerstörten, das sich dazu gefunden hatte. Die Insel zweier Herzen, die nur noch füreinander lebten.
    Als der Herbst immer ersichtlicher zum Winter wurde, als die Dunkelheit immer früher einfiel, als der Wind gegen Abend wilder und wilder tobte und die unheimlichen Geräusche der riesigen Ruine mit Türenschlagen, Knarren, Schuttgeriesel, kreischendem Blech sich verhundertfachten – da war das kleine Zimmer mit ein wenig Licht und ein wenig Wärme, mit der Sechsjährigen und der Achtundzwanzigjährigen eine Zelle des Glaubens und der Geduld, des Hoffens und der Liebe.
    Es fielen nun schon lange keine Bomben mehr, und doch verdunkelten die beiden weiter, sie wollten nicht, daß ein nach außen dringender Lichtstrahl Fremde lockte, nur beieinander wollten sie sein. Und das waren sie auch: Die Mutter nähte für einen Schneider in der Berliner Straße, und die Große schälte währenddes langsam, langsam Kartoffeln für den nächsten Tag oder wusch ab oder fegte vor dem Eisenöfchen oder machte einfach ein neues Puppenröckchen, halb genäht und halb gesteckt, wie sie’s eben konnte.
    Wenn es ganz kalt wurde, krochen die beiden ins Bett, und an einem Abend, da die Füße der Großen gar nicht wieder warm werden wollten, erzählte die Mutti von ihrem Daheim und von ihrer Mutter und von ihren eigenen kalten Füßen, damals, als sie noch Kind gewesenwar. Die Mutti war noch groß geworden auf dem Lande, wo es Kühe und Hühner, Wälder und Felder gibt, und an einem Wintertag war sie mit dem Vater im Wald gewesen, um Holz zu holen. Als sie am Abend nach Haus gekommen war, hatten die Füße gar nicht wieder warm werden wollen, und es hatte gebrannt in ihnen und gezwickt und gerissen. Die Mutti hatte als Kind nicht leicht geweint, so wie auch ihre Große jetzt nicht leicht weinte, aber an diesem Tage hatten die Schmerzen ihr das Wasser in die Augen getrieben, so unerträglich waren sie.
    Da hatte ihre Mutter gefragt: »Was ist denn mit deinen Füßen, Tochter, wollen dann die Baberbeinchen gar nicht warm werden?« Und als die Tochter darauf noch immer nicht lächeln konnte, hatte die Mutter vorne das Kleid geöffnet

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