Die Schöpfungsmaschine
Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen. „Auf jeden Fall mussten wir es versuchen.“
„Aber es ist eine ungeheure Enttäuschung.“ Sogar Aubs Stimme klang bitter.
„Vielleicht ruft er doch an …“, sagte Sarah, aber sie führte den Satz nicht zu Ende.
„Vielleicht schneit es im August.“ Clifford stapfte mit schweren Schritten durchs Zimmer. „Oh, diese Schweinehunde!“
Aub und Sarah schwiegen. Es gab nichts mehr zu sagen.
Sie tranken noch eine Tasse Kaffee und besprachen ohne viel Begeisterung ihre Pläne für die Zukunft. Clifford wollte eventuell als Lehrer in Südamerika arbeiten. Aub hatte immer schon einmal zur Antarktis gewollt. Sarah änderte noch einmal ihre Meinung über die Arbeit in der Firma in der Nähe. Vielleicht wäre es doch nicht so schlecht, für eine Überbrückungszeit dort eine Stelle anzunehmen. Es musste ja nicht für lange sein. Am späten Nachmittag hatte sich die allgemeine Stimmung wieder etwas aufgehellt, und sie tauschten Geschichten aus den alten Zeiten aus.
Da ertönte der Infonetzsummer.
Tief in seinem Innern hatte sich Clifford ein Fünkchen Hoffnung bewahrt, aber das hätte er vor den anderen niemals zugegeben, und er gestand es sich selbst nur teilweise ein. Er hatte einen psychologischen Schutzwall in sich errichtet: Er schützte sich, indem er es vor sich selbst nicht zugab, dass er immer noch hoffte. Darum hatte er entschieden, dass er auf ein eventuell eingehendes Gespräch ganz gelassen reagieren würde. Weder Gefühle noch Erregung würden ihm anzumerken sein. Alles, was er fühlte, würde sein Geheimnis bleiben. Doch bevor er sich recht darüber klarwurde, stellte er fest, dass er als erster den Bildschirm erreicht hatte. Seine Hand schnellte vor und drückte die Annahmetaste.
Sarah und Aub kamen dicht hinter ihm.
Eine würdevolle Erscheinung, gekrönt von eleganten silbernen Locken, sah ihn an.
„Dr. Clifford?“
„Ja.“
„Aha, fein. Es ist schön, dass wir endlich miteinander sprechen können. Ich bin Heinrich Zimmermann. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich bisher keine Zeit gefunden habe; wir steckten mitten in äußerst interessanten Beobachtungen. Darf ich Ihnen zu Ihrem erstaunlichen Beitrag zum Fundus der Wissenschaften gratulieren! Ich habe Ihre Arbeit mit äußerster Faszination gelesen, und ich freue mich, dass Sie sie meiner Aufmerksamkeit anempfohlen haben. Nun, Dr. Clifford, was kann ich für Sie tun?“
10
Das Treffen im Hauptsitzungszimmer des FEK dauerte nun bereits zwei Stunden. Mehr als zwei Dutzend Personen waren anwesend. Sie saßen um einen langen rechteckigen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Abgesandte des Koordinations-Büros und hohe Beamte aus verschiedenen Regierungsstellen waren an einer Seite des Tisches aufgereiht. Ihnen gegenüber saß die Reihe der Vertreter der Wissenschaften, von denen die meisten zum FEK gehörten. Am Kopfende saß Jarrit, der das Treffen leitete, flankiert von Edwards und Corrigan. Die Atmosphäre war gespannt und völlig humorlos. Dr. Dennis Senchino, ein Kernphysiker aus Brookhaven, ereiferte sich heftig. Er saß etwa in der Mitte der Reihe der Wissenschaftler.
„Es tut mir leid, aber das kann ich nicht hinnehmen“, sagte er. „Was Sie von uns verlangen, ist, wenn ich es einfach ausdrücken darf, naiv. Wir reden doch hier über einen Bereich physikalischer Phänomene, den bisher niemand völlig versteht. Das ist ein unerforschtes Gebiet, von dessen Existenz wir erst gerade erfahren haben. Es mag zutreffen, dass sich in einiger Zeit konkrete Anwendungen für die Praxis daraus ableiten lassen werden, aber wann das sein wird, das kann Ihnen niemand sagen. Wir können nur die allgemeinen Forschungen vorantreiben – dann müssen wir abwarten, was dabei herauskommt. Sie können doch nicht neue Entdeckungen mit einer Art Terminkalender festlegen, als ob … Sie irgendeinen Neubau hochziehen wollen.“
Jonathan Camerdene vom Büro war mit dieser Antwort nicht zufrieden. „Können nicht, können nicht, können nicht … Alles, was wir von Ihnen zu hören bekommen, ist können nicht. Wie wäre es, wenn Sie sich zur Abwechslung einmal ein positiveres Denken zu eigen machten, und jemand sagte: ‚Ich kann.’ Ich sehe nicht ein, wieso ein Wissenschaftler sich so sehr von einem anderen Menschen unterscheiden soll, der im Berufsleben steht. Wenn ich meinen Rechtsanwalt frage, ob er meinen Fall für den Termin vorbereiten kann, den das Gericht für nächsten Monat
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