Die Schokoladendiät
Mr. Sexy wirklich sehr, sehr mochte und so gehofft hatte, dass diesmal alles anders laufen würde. Warum kann mir eigentlich kein Mann länger als zehn Minuten treu bleiben? Zum Teufel mit dem verdammten Tie f-Dur chatmen. Und mit dem dämlichen Zählen. Ich packe den Marsriegel aus und beiße kräftig hinein. Ein Riesenbissen. Und dann denke ich, scheiß drauf, und heule los.
3
«Heißt
das, dass Mr. Sexy nicht über Weihnachten heimkommt?» Autumn hat die Augen weit aufgerissen, so tief sitzt der Schock. Wobei man deutlicherweise sagen muss, dass sie ihre Augen eigentlich zu jeder Gelegenheit weit aufreißt.
Worüber wir uns wohl sonst so unterhalten würden, wäre mein Liebesleben nicht eine solche Katastrophe? Ich blicke trübselig in meinen Becher. «Das heißt es wohl.»
Unser letztes Treffen liegt kaum vierundzwanzig Stunden zurück, und schon musste ich meinen lieben Freundinnen wieder einen SCHOKOLADENNOTRUF simsen. Wie immer sind sie, so schnell sie nur konnten, zu Hilfe geeilt.
Es ist noch früh genug für Brunch, und so serviert Clive uns ein warmes, selbst gebackenes
pain au chocolat
und einen angemessen starken Kaffee. Aus den Lautsprechern tönen diverse Weihnachtshits, und ich würde diese Dröhnboxen am liebsten zertrümmern. Bing Crosby mit seiner verdammten «White Christmas» macht mich noch wahnsinnig. Ich für meinen Teil träume nicht von einer weißen Weihnacht, sondern möchte an diesem Tag am liebsten blau sein. Möglichst schon gleich von Anfang an.
«Glaubst du, Mr. Sexy hat gemerkt, dass der Anruf von dir kam?», will Nadia wissen.
«Falls ja, hat er nicht versucht, mich zurückzurufen.» Und da kann Aiden «Nacktarsch» Holby von Glück reden. In der englischen Sprache gibt es ungefähr siebentausend Flüche und Schimpfwörter, und ich kenne sie alle. Diesen Erfahrungsschatz hätte ich mit ihm eröffnet. Und zwar nicht gerade mit gesenkter Stimme.
«Du wirst doch über Weihnachten nicht ganz allein sein?», fragt Chantal.
«Nein, nein.» Ich schüttele heftig den Kopf. «Nicht doch.» Eine dicke Lüge.
Die Sache ist die. Da ich erwartet hatte, dass Aiden Holby heimkommt, mich in seine Arme reißt und unter dem Mistelzweig küsst, habe ich alle möglichen aufregenden Einladungen ausgeschlagen, um genug Zeit für ihn zu haben. Na ja, ich habe eine Einladung meiner lieben Mutter ausgeschlagen, sie und ihren alten, glatzköpfigen Mann –
Den Millionär! –
in Spanien zu besuchen und zuzuschauen, wie die beiden sich wie Teenager anhimmeln. Wie ganz besonders notgeile Teenager übrigens. Sowie eine Einladung von meinem Dad an die englische Südküste, wo er und seine Wasserstoffblondine –
Die Friseuse! –
sich immer zu den unpassendsten Momenten abknutschen. Angesichts dieser Optionen ziehe ich es vor, in Gesellschaft einer Familienpackung Cadbury’s Roses daheimzubleiben und irgendeinen Mist im Fernsehen zu gucken. Und es sieht so aus, als würde ich genau das bekommen.
«Hey, du könntest ja vielleicht bei uns vorbeischauen und mit mir und Ted den Weihnachtsbraten essen.»
«Ich komm schon zurecht, ehrlich.» Chantals und Teds Beziehung steht noch immer auf recht wackeligen Füßen,nachdem sich die beiden vor kurzem zwischenzeitlich getrennt hatten. Er will Kinder – sie nicht. Sie will Sex – er nicht. Was das Thema Fortpflanzung natürlich unter eine weitere Belastungsprobe stellt.
Aus Rache für die mangelnde Libido ihres Mannes hat Chantal ein ausschweifendes Sexleben geführt und keine Gelegenheit zum Fremdgehen ausgelassen. Das hat sie in einige vertrackte Situationen gebracht, das kann ich Ihnen sagen. Ted weiß offen gestanden nicht mal die Hälfte davon. Von Jacob, dem Callboy, hat er nicht die geringste Ahnung, und schon gar nicht von Mr. Smith, dem Gentleman-Dieb, der unsere sexhungrige Freundin nach einem One-Night-Stand um Schmuck im Wert von dreißigtausend Pfund erleichtert hat. Wer behauptet eigentlich, das Liebesleben einer verheirateten Frau sei nicht aufregend? Anscheinend war der einzige Mann, mit dem Chantal
nicht
geschlafen hat, ihr eigener. Aber das gehört nun alles der Vergangenheit an. Jetzt versuchen die beiden, ihre Beziehung wieder in Ordnung zu bringen, doch Ted ist schrecklich launisch. Mal glaubt er, sie könnten ihre Ehe kitten, dann ist plötzlich wieder Funkstille, und Chantals Anrufe laufen ins Leere. Ich schätze, wenn ein Mann erst einmal herausgefunden hat, dass seine Frau mit jedem x-Beliebigen ins Bett gestiegen ist
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