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Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen

Titel: Die schonende Abwehr verliebter Frauen oder Die Kunst der Verstellung - Soboczynski, A: Die schonende Abwehr verliebter Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Soboczynski
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Unterschrift, da eine Konferenz, dann
     noch die Sache mit Karin, von der Sie die Finger nicht lassen können. Noch zwei Jahre bis zur Rente. Nicht, dass Sie sich
     darauf freuen. Jetzt schon hat ein hässliches Gerangel um Ihren Posten begonnen. Diese Gier. Zwei Jahre werden Sie Ihre möglichen
     Nachfolger noch gegeneinander ausspielen. Diese Affen, die sind Ihnen nicht gewachsen. Wenn Sie mal nicht mehr da sind … nicht
     auszudenken! Tja, und Ihre Frau. Nicht gerade eine große Stütze. Sie macht jetzt ein Fernstudium und einen Yoga-Kurs. Schöner
     wird die auch nicht mehr. Abends verbreitet sie ihr großes Wehklagen: Sie hätten sie in ihrer Entwicklung gehemmt, sie sei
     immer nur für die Kinder da gewesen usw.
    Ist eigentlich jedes Leben ein billiger Roman? Verlegen würden Sie den nie.
    »Jetzt ein Glas Wein?« Die Frage kam wie aus dem Off. Sie blicken hinauf, hübsche Brüste, die Bedienung. Sie grinsen: »Ja,
     wie immer.«
    Dann zünden Sie sich erneut eine Zigarette an. Man darf ja als Chef zu Gehaltsverhandlungen niemals pünktlich erscheinen.
     Es ist schon ganz recht, dass der Lantzer noch etwas mit den Füßen scharrt. Der Wein, so rasch, schön. Wein, |131| gerade tagsüber, belebt Sie immer sehr. Gleich sind Sie wieder in Form.
     
    »Ah, Herr Lantzer, kommen Sie, kommen Sie!« Sie täuschen im langen Flur des Verlags eine gewisse Eile vor, führen Lantzer
     in Ihr Büro. »Schön, dass es endlich klappt, dass wir mal in Ruhe sprechen können. Entschuldigen Sie meine Verspätung. Sie
     können sich nicht vorstellen, wie dicht gedrängt die Termine … Setzen Sie sich doch bitte. Möchten Sie einen Kaffee? Ja? Karin
     …, äh, Frau Sentmüller!«
    Kai Lantzer, nachdem Sie sich noch einmal kurz entschuldigt haben (Sie müssen die Toilette aufsuchen), blickt sich in Ihrem
     Büro um. Schon schön, denkt er. Prall gefüllte Bücherregale; das große, surrealistische Gemälde über Ihrem ausladenden Schreibtisch,
     ein wuchtiges Tier ist darauf zu sehen, na ja; aber die Aussicht auf die Stadt von der breiten Fensterfront aus gefällt Kai
     Lantzer sehr: das heitere Gewusel der Passanten. Von seinem eigenen Büro aus ist nur der düstere Innenhof zu sehen, ein dunkler
     Raum, drückt auf die Stimmung, gerade im Winter. Hauptsache, das Gehalt macht einen ordentlichen Sprung.
    Karin Sentmüller lächelt, stellt die beiden Kaffeetassen auf den Glastisch, der zwischen zwei Sesseln steht, stöckelt hinaus.
    Jetzt treten auch Sie wieder ins Zimmer. »Danke, Frau Sentmüller!«, rufen Sie ihr noch nach. Sie setzen sich Kai Lantzer gegenüber,
     ganz ruhig wirken Sie nun, konzentriert, kommen gleich zur Sache: »Herr Lantzer, Sie wissen, ich bin |132| hochzufrieden mit Ihrer Arbeit. Sie sind, ich sage das ohne Scheu, eine wichtige Säule unseres Verlags. Sie sind noch sehr
     jung. Da muss man sich manchmal etwas gedulden. Das war bei mir früher nicht anders. Trotzdem: Ich werde veranlassen, Ihr
     Gehalt um hundertfünfzig Euro aufzustocken!«
    Kai Lantzer erblasst, blickt Sie mit einem hässlichen Zucken der Oberlippe an, fragt ungläubig: »Hundertfünf zig ?«
    »Ja!«, sagen Sie strahlend.
    Kai Lantzer schweigt.
    Sie nehmen einen Schluck Kaffee, machen Anstalten aufzustehen: »So, gleich ist die Konferenz, da sehen wir uns ja in einer
     halben Stunde wieder …«
    Kai Lantzer unterbricht Sie: »Hundertfünfzig ist zu wenig.«
    Sie sinken in den Sessel, blicken überrascht: »Zu wenig? Das verblüfft mich. Das sind, lassen Sie mich kurz den Prozentsatz
     überschlagen …«
    »Sechshundert«, sagt Kai Lantzer knapp.
    »Sechshundert?«, wiederholen Sie und heben die Arme, schauen ihn völlig entgeistert an, in etwa so, als habe er Ihnen gerade
     gebeichtet, einen furchtbaren Mord begangen zu haben. Dann schütteln Sie langsam den Kopf: »Undenkbar. Völlig undenkbar!«
    Sie ahnen natürlich bereits, was Kai Lantzer jetzt andeutet: ein anderer Verlag umwerbe ihn derzeit, es habe bereits Vorgespräche
     gegeben usw.
    »Mmmh«, murmeln Sie nachdenklich. »Ich mache Ihnen |133| einen Vorschlag«, fahren Sie mit fester Stimme, die keine Widerrede duldet, fort: »Lassen Sie uns in einer Woche die Verhandlungen
     fortsetzen. Wir werden uns offenbar nicht auf Anhieb einig. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Genau in einer Woche?
     Gleiche Zeit? Gut.«
    Den Termin werden Sie von Karin Sentmüller noch einmal um zwei Tage verschieben lassen (aufgrund eines verlängerten Wochenendes
     in der Pfalz, das auf

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