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Die Schopenhauer-Kur

Die Schopenhauer-Kur

Titel: Die Schopenhauer-Kur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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haben.
    Arthurs Schuldgefühle hinsichtlich des Selbstmords seines Vaters entsprangen sowohl seiner Freude über die Befreiung als auch seiner Furcht, dass er mit seinem Desinteresse an der Welt des Handels den Tod seines Vaters womöglich beschleunigt hatte. Es dauerte nicht lange, bis sich dieses Schuldgefühl in eine glühende Verteidigung von Heinrichs gutem Namen und eine gehässige Kritik des Verhaltens seiner Mutter gegenüber seinem Vater verwandelte.
    Jahre später schrieb er, er kenne die Weiber. Sie würden die Ehe nur als eine Art Versorgungsinstitution begreifen. Als sein Vater krank und schwach danieder lag, habe seine Mutter nichts Besseres zu tun gehabt, als Feste zu feiern. Sie habe sich amüsiert, während er Schmerzen litt. So sehe sie aus, die Liebe der Frauen!
    Als Arthur in Weimar eintraf, um bei einem Privatlehrer für den Eintritt in die Universität zu studieren, durfte er nicht bei
seiner Mutter wohnen, sondern musste eine andere Unterkunft beziehen, die sie für ihn gefunden hatte. Dort erwartete ihn ein Brief von ihr, in dem sie ihm mit schonungsloser Offenheit die Regeln und Grenzen ihrer Beziehung darlegte.
    »Höre also auf welchem Fuß ich mit Dir seyn will, Du bist in Deinem Logis zu Hause, in meinem bist Du ein Gast . . . Alle Mittage um ein Uhr kommst Du und bleibst bis drey, dann sehe ich Dich den ganzen Tag nicht mehr, außer an meinen Gesellschaftstagen wozu Du kommen kannst wenn Du willst, auch an den beyden Tagen Abends bey mir essen kannst wenn Du Dich dabey des ledigen Disputirens . . . enthalten willst . . . In den Mittagsstunden kannst Du mir alles sagen was ich von Dir wissen muß, die übrige Zeit musst Du Dir allein helfen, ich kann Deine Erheitrung nicht auf Kosten der meinen bewircken ... Genug, Du weist jezt meinen Wunsch, ich hoffe Du wirst Dich genau darnach richten, und mir nicht für meine mütterliche Sorge und Liebe . . . widerstreben.« Ref 41
    Arthur akzeptierte diese Bedingungen während seines zweijährigen Aufenthalts in Weimar und hielt sich strikt daran, bei den Gesellschaftsabenden seiner Mutter nur als Beobachter zu fungieren und den erhabenen Goethe nicht einmal in ein Gespräch zu verwickeln. Seine Beherrschung des Griechischen und Lateinischen, der Klassiker und der Philosophie schritt in erstaunlichem Maße voran, so dass er im Alter von einundzwanzig Jahren an der Universität Göttingen aufgenommen wurde. Gleichzeitig erhielt er sein Erbe von zwanzigtausend Reichstalern, was genug war, um ihm für den Rest seines Lebens ein ausreichendes, wenn auch bescheidenes Einkommen zu sichern. Wie sein Vater es vorausgesehen hatte, würde er dieses Erbe bitter nötig haben – Arthur sollte mit seiner Tätigkeit als Gelehrter nie einen Pfennig verdienen.

    Im Laufe der Zeit sah Arthur seinen Vater immer mehr als Engel und seine Mutter als Teufelin. Allmählich glaubte er, die Eifersucht und der Argwohn Heinrichs hinsichtlich Johannas Treue seien begründet gewesen, und er sorgte sich, sie würde das Andenken seines Vaters nicht in Ehren halten. In seinem Namen verlangte er, dass sie ein ruhiges, zurückgezogenes Leben führe. Diejenigen, die er für Bewerber um die Gunst seiner Mutter hielt, attackierte Arthur vehement, sie waren für ihn geringwertige Kreaturen, die seinen Vater nicht ersetzen konnten.
    Arthur studierte an den Universitäten von Göttingen und Berlin und erwarb dann seinen Doktortitel der Philosophie an der Universität Jena. Kurze Zeit lebte er in Berlin, floh aber bald wegen des bevorstehenden Krieges gegen Napoleon und kehrte nach Weimar zurück, um dort bei Johanna zu wohnen. Schnell brachen die alten häuslichen Kämpfe wieder aus: Er rügte seine Mutter nicht nur dafür, dass sie das Geld, das er für die Pflege seiner Großmutter zur Verfügung gestellt hatte, zweckentfremdet hätte, sondern bezichtigte sie außerdem einer unschicklichen Verbindung mit ihrem guten Freund Müller von Gerstenbergk. Arthur wurde ihm gegenüber so offen feindselig, dass Johanna sich gezwungen sah, ihren Freund nur zu empfangen, wenn Arthur nicht daheim war.
    Um diese Zeit kam es zu einem oft zitierten Gespräch, als er seiner Mutter eine Kopie seiner Dissertation gab, eine brillante Abhandlung über die Kausalgesetze mit dem Titel Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde .
    Nach einem Blick auf die Titelseite meinte Johanna: »Das ist wohl etwas für Apotheker.«
    Arthur: »Man wird sie noch lesen, wenn von Deinen Schriften kaum

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