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Die Schopenhauer-Kur

Die Schopenhauer-Kur

Titel: Die Schopenhauer-Kur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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mehr ein Exemplar in einer Rumpelkammer steckt.«
    Johanna: »Von den Deinigen wird die ganze Auflage noch zu haben sein.«
    Arthur war kompromisslos, was seine Titel betraf, und lehnte alle Erwägungen, ob sie sich auch vermarkten ließen, ab.
Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde hätte richtiger Eine Theorie des Erklärens heißen müssen. Trotzdem wird der Text zweihundert Jahre später immer noch gedruckt. Diese Auszeichnung können nicht viele Doktorarbeiten für sich beanspruchen.
    Die wütenden Streitigkeiten über Geld und über Johannas Beziehung zu Männern setzten sich fort, bis Johannas Geduld erschöpft war. Sie ließ Arthur wissen, dass sie ihre Freundschaft mit Gerstenbergk oder sonst jemandem niemals um seinetwillen aufgeben würde, befahl ihm auszuziehen, lud zudem Gerstenbergk ein, die von ihrem Sohn geräumten Zimmer zu beziehen, und schrieb Arthur diesen schicksalhaften Brief:
    »Die Thüre die du gestern nach dem Du Dich gegen Deine Mutter höchst ungeziemend betragen hattest so laut zuwarfst fiel auf immer zwischen mir und Dir. Ich bin es müde länger dein Betragen zu erdulden, ich gehe aufs Land und werde nicht eher wieder zu Hause kommen bis ich weis daß du fort bist . . . Du weist nicht was ein Mutterherz ist, je inniger es liebte je schmerzlicher fühlt es jeden Schlag von der einst geliebten Hand . . . Du selbst hast Dich von mir losgerissen, Dein Mistrauen, Dein Tadeln meines Lebens, der Wahl meiner Freunde, Dein wegwerfendes Benehmen gegen mich, Deine Verachtung gegen mein Geschlecht Dein deutlich ausgesprochener Wiederwillen zu meiner Freude beizutragen, Deine Habsucht, Deine Launen denen du ohne Achtung gegen mich in meiner Gegenwart freien Lauf ließest, dies und noch vieles mehr das Dich mir durchaus bösartig erscheinen läßt, dies trennt uns . . . Lebte Dein Vater, der wenig Stunden ehe er zum Tode gieng Dich ermahnte mich zu ehren, mir nie Verdrus zu machen, was würde er sagen, wenn er Dein Benehmen sähe. Wäre ich tod und Du hättest mit dem Vater zu thun, würdest Du wagen ihn zu meistern? sein Leben, seine Freundschaft bestimmen zu wollen, bin ich weniger als er? Hat er mehr für Dich gethan als ich? mehr gelitten? Dich mehr geliebt als ich? . . . Meine Pflicht gegen Dich ist vollendet ziehe hin ... ich habe nichts mehr mit Dir zu schaffen . . . Laß deine Addresse hier, aber schreibe mir nicht, ich werde von jetzt keinen Deiner Briefe lesen noch beantworten . . . So ist es denn vollendet . . . Du hast mir zu weh gethan. Lebe und sei so glücklich als Du kannst.« Ref 42
    Und dies war wirklich das Ende. Johanna lebte noch fünfundzwanzig Jahre, aber Mutter und Sohn sollten sich nie wieder begegnen.
    In hohem Alter schrieb Schopenhauer, sich an seine Eltern erinnernd:
    »Die meisten Männer ... lassen sich durch ein schönes Gesicht verlocken; denn die Natur inducirt sie dazu, Weiber zu nehmen, indem sie diese auf Einmal ihre volle Glanzseite zeigen oder ... einen ›Knalleffekt‹ machen läßt; die vielen Uebel dagegen, die sie im Gefolge haben, verbirgt: als da sind die Ausgaben, Kindersorgen, Widerspenstigkeit, Eigensinn, Alt- und Garstigwerden nach wenigen Jahren, Betrügen, Hörneraufsetzen, Grillen hysterische Anfälle, Liebhaber und Hölle und Teufel. Deshalb nenne ich die Heirath eine Schuld, die in der Jugend contrahirt und im Alter bezahlt wird.« Ref 43

»Große Leiden (machen) alle kleineren gänzlich unfühlbar . . .
und umgekehrt, bei Abwesenheit großer Leiden (quälen und
verstimmen uns) selbst die kleinsten Unannehmlichkeiten.« Ref 44
17
    Zu Beginn des nächsten Treffens ruhten alle Blicke auf Bonnie. Sie sprach mit leiser, zögernder Stimme: »Es war doch keine so gute Idee, mich für heute auf die Tagesordnung zu setzen, denn ich habe die ganze Woche darüber nachgedacht, was ich sagen soll, meinen Text immer wieder geprobt, obwohl ich weiß, dass eine Präsentation aus der Konserve hier nicht erwünscht ist. Julius sagt doch immer, wir müssten spontan sein, wenn die Gruppe funktionieren soll. Stimmt’s?« Bonnie schaute Julius an.
    Julius nickte. »Bonnie, versuchen Sie, die Konserve zu entsorgen. Probieren Sie Folgendes: Machen Sie die Augen zu und stellen Sie sich vor, dass Sie Ihren vorbereiteten Text nehmen, ihn vor sich hochhalten, durchreißen und beide Hälften dann noch mal zerreißen. Jetzt werfen Sie ihn in den Papierkorb. Okay?«
    Bonnie nickte mit geschlossenen Augen.
    »Und jetzt erzählen Sie uns in

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