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Die Schopenhauer-Kur

Die Schopenhauer-Kur

Titel: Die Schopenhauer-Kur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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behaupteten, es kümmert Sie nicht, dass Rebecca an Ihnen interessiert ist – dass sie, äh . . . flirtet . . . ich kann mich nicht an das Wort erinnern.«
    »Sich aufplustert!«, sagte Bonnie.
    Rebecca griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Ich fasse es nicht; ich fasse es nicht, dass wir immer noch darüber reden. Ist das grauenhaft grässliche Verbrechen, dass ich mein Haar gelockert habe, nicht irgendwann verjährt? Wie lange soll das denn noch so weitergehen?«
    »Solange es nötig ist«, erwiderte Tony und wandte sich wieder Philip zu. »Aber was ist mit meiner Frage, Philip? Sie haben sich hier als Mönch dargestellt, als jemand, der über alles erhaben ist, zu rein, um sich für Frauen zu interessieren, nicht einmal für sehr attraktive Frauen . . .«
    »Erkennen Sie jetzt«, sagte Philip zu Julius, nicht zu Tony, »warum ich gezögert habe, der Gruppe beizutreten?«

    »Haben Sie das hier vorausgesehen?«
    »Es ist eine wahre und erprobte Gleichung«, entgegnete Philip, »dass ich umso glücklicher bin, je weniger ich mit Menschen zu tun habe. Als ich versucht habe, im Leben zu leben, hat mich das nur aufgewühlt. Dem Leben fern zu bleiben, nichts zu wollen und nichts zu erwarten, mich erhabenen kontemplativen Zielen zu widmen – das ist mein Weg, mein einziger Weg zum Frieden.«
    »Gut und schön, Philip«, erwiderte Julius, »aber: Wenn Sie in einer Gruppe arbeiten oder Gruppen leiten wollen, um Ihren Klienten zu helfen, ihre Beziehungen mit anderen zu klären, können Sie auf keinen Fall vermeiden, eine Beziehung mit ihnen einzugehen.«
    Julius bemerkte, dass Pam den Kopf schüttelte. »Was ist hier los? Philip hier? Rebecca flirtet mit ihm? Philip leitet Gruppen, hat Klienten? Was soll das?«
    »Na schön; klären wir Pam auf«, sagte Julius.
    »Ihr Stichwort, Stuart«, sagte Bonnie.
    »Ich probier’s mal«, sagte Stuart. »Also, in den zwei Monaten, in denen Sie weg waren, Pam –«
    Julius unterbrach ihn. »Warum machen Sie diesmal nicht nur den Anfang, Stuart? Es wäre unfair von uns, wenn wir Sie die ganze Arbeit erledigen ließen.«
    »Gut. Aber wissen Sie, für mich ist das keine Arbeit – ich gebe gern einen Überblick über die Ereignisse.« Als er sah, dass Julius eingreifen wollte, sagte er rasch: »Okay, ich sage nur eins, dann höre ich auf. Als Sie abgereist sind, Pam, war das ein richtiger Dämpfer für mich. Ich hatte das Gefühl, wir hätten Sie enttäuscht, wir wären nicht gut oder einfallsreich genug gewesen, um Ihnen aus Ihrer Krise herauszuhelfen. Es gefiel mir nicht, dass Sie sich woanders hinwenden mussten – nach Indien. Der Nächste.«
    Bonnie sprang schnell ein: »Das ganz große Thema war natürlich Julius’ Bekanntmachung seiner Krankheit. Sie wissen Bescheid darüber, Pam?«

    »Ja.« Pam nickte ernst. »Julius hat es mir erzählt, als ich letztes Wochenende anrief, um ihm zu sagen, dass ich zurück bin.«
    »Eigentlich möchte ich das berichtigen«, sagte Gill, »nehmen Sie’s nicht übel, Bonnie – aber Julius hat es uns nicht erzählt. Passiert ist Folgendes: Nach Philips erstem Treffen mit uns sind wir Kaffee trinken gegangen, und er hat es uns erzählt, weil Julius es ihm schon in einem Einzelgespräch gesagt hatte. Julius war ziemlich sauer darüber, dass Philip ihm zuvorgekommen war. Der Nächste.«
    »Philip ist seit ungefähr fünf Sitzungen dabei. Er lässt sich zum Therapeuten ausbilden«, sagte Rebecca,«und wenn ich es richtig verstanden habe, war Julius vor vielen Jahren sein Therapeut.«
    Tony sagte: »Wir haben über Julius’ . . . äh . . . Gesundheitszustand geredet und, äh . . .
    »Sie meinen Krebs. Das ist ein schockierendes Wort, ich weiß«, sagte Julius, »aber es ist am besten, der Sache ins Auge zu sehen und sie zu benennen.«
    »Über Julius’ Krebs. Sie sind ein zäher Knochen, Julius – das muss ich Ihnen lassen.« Tony fuhr fort: »Wir haben also über Julius’ Krebs geredet und darüber, wie schwierig es ist, über andere Dinge zu sprechen, die im Vergleich dazu geringfügig sind.«
    Jeder hatte sich geäußert bis auf Philip, der jetzt sagte: »Julius, ich fände es okay, wenn Sie der Gruppe mitteilen würden, warum ich ursprünglich bei Ihnen war.«
    »Ich helfe Ihnen dabei, Philip, aber es wäre besser, wenn Sie das selbst täten, sobald Sie dazu bereit sind.«
    Philip nickte.
    Als ersichtlich wurde, dass Philip nicht weitersprechen würde, sagte Stuart: »Okay, zurück zu mir – zweite Runde?«
    Als um ihn herum

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