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Die Schopenhauer-Kur

Die Schopenhauer-Kur

Titel: Die Schopenhauer-Kur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvin D. Yalom
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dazu gedrängt hat. Trotz der offensichtlichen negativen Konsequenzen, auf die auch die Gruppe hingewiesen hat, waren Sie fest entschlossen, gleich heute ins kalte Wasser zu springen. Versuchen wir rauszukriegen, warum. Was haben Sie sich davon versprochen?«
    »Das ist keine schwierige Frage«, erwiderte Philip. »Ich weiß genau, warum ich es gesagt habe.«
    Schweigen. Alle warteten.
    »So langsam werde ich sauer«, sagte Tony. »Philip, Sie lassen uns hängen; das tun Sie ständig. Müssen wir Sie um den nächsten Satz anflehen?«
    »Wie bitte?«, fragte Philip mit erstaunt verzogenem Gesicht.
    »Wir warten alle darauf zu hören, warum Sie es gesagt haben«, sagte Bonnie. »Stellen Sie sich absichtlich so dumm?«
    »Vielleicht denken Sie, wir wollen es gar nicht wissen, wir
sind nicht neugierig auf das, was Sie sagen werden«, meinte Rebecca.
    »Nichts von alledem«, sagte Philip. »Es hat nichts mit Ihnen zu tun. Es kommt einfach vor, dass meine Konzentration schwindet und ich mich nach innen wende.«
    »Das scheint mir wichtig zu sein«, sagte Julius. »Ich glaube, es gibt einen Grund dafür – und der hat mit Ihren Interaktionen mit der Gruppe zu tun. Wenn Sie wirklich meinen, dass Ihr Verhalten willkürlich ist, so etwas wie Regen, der einfach vorkommt, dann nehmen Sie einen hoffnungslosen Standpunkt ein. Es gibt einen Grund dafür, dass Sie uns regelmäßig ausweichen und sich nach innen wenden: Ich glaube, es liegt daran, dass eine gewisse Angst in Ihnen aufsteigt. In diesem Fall hatte Ihr Konzentrationsverlust damit zu tun, wie Sie die Sitzung eröffneten. Könnten Sie dem nachgehen?«
    Philip sann schweigend über Julius’ Worte nach.
    Julius hatte seine Methoden, den Druck zu erhöhen, wenn er andere Therapeuten behandelte. »Noch etwas, Philip, wenn Sie in Zukunft Klienten empfangen oder eine Gruppe leiten, sind Konzentrationsverlust und Einkehr nach innen eine echte Belastung für Ihre Arbeit.«
    Das war das Entscheidende. Sofort sagte Philip: »Das, was ich heute offenbart habe, geschah aus Selbstschutz. Pam wusste alles über die Liste, und mir war unwohl bei dem Gefühl, dass sie die Bombe jederzeit hochgehen lassen könnte. Es selber zu tun, war das kleinere von zwei Übeln.« Philip zögerte, atmete tief ein, dann fuhr er fort: »Es gibt noch mehr zu sagen. Ich habe Bonnies Beschuldigung zu protzen noch nicht angesprochen. Ich führte die Liste, weil ich in dem Jahr sexuell äußerst aktiv war. Meine dreiwöchige Beziehung mit Pams Freundin Molly war ungewöhnlich; ich zog One-Night-Stands vor, obwohl ich gelegentlich auch ein zweites Mal zuließ, wenn ich unter besonderem sexuellem Druck stand und niemand Neues kennen gelernt hatte. Wenn ich mich zum zweiten Mal mit derselben Frau traf, brauchte ich die Notizen, um mein Gedächtnis
aufzufrischen und ihr das Gefühl zu geben, ich würde mich an sie erinnern. Wenn sie die Wahrheit gekannt hätte – dass sie nur eine von vielen war –, wäre ich vielleicht nicht zum Zuge gekommen. Es geht also nicht um Angeberei in diesen Notizen. Sie waren lediglich für meinen Privatgebrauch bestimmt. Molly hatte einen Schlüssel zu meinem Apartment, drang in meine Privatsphäre ein, öffnete gewaltsam eine verschlossene Schreibtischschublade und stahl die Liste.«
    »Wollen Sie uns damit sagen«, fragte Tony mit weit aufgerissenen Augen, »Sie hatten Sex mit so vielen Frauen, dass Sie sich Notizen machen mussten, um sie nicht zu verwechseln? Ich meine, wovon sprechen wir hier? Von wie vielen? Wie haben Sie das durchgezogen?«
    Julius stöhnte innerlich. Die Dinge waren auch ohne Tonys neiderfüllte Frage kompliziert genug. Die Spannung zwischen Pam und Philip war so schon unerträglich stark. Eine Entschärfung war notwendig, aber Julius war sich nicht sicher, wie er sie einleiten sollte. Da kam unerwartete Hilfe von Rebecca, die plötzlich den gesamten Ablauf des Treffens veränderte.
    »Tut mir Leid, wenn ich unterbreche, aber ich brauche heute ein bisschen Zeit von der Gruppe«, sagte sie. »Ich habe die ganze Woche daran gedacht, etwas zu offenbaren, was ich noch nie jemandem erzählt habe, nicht einmal Ihnen, Julius. Es ist, glaube ich, mein dunkelstes Geheimnis.« Rebecca hielt inne, schaute sich in der Gruppe um. Aller Blicke ruhten auf ihr. »Ist das okay?«
    Julius wandte sich Pam und Philip zu. »Was ist mit Ihnen beiden? Lassen wir Sie mit zu vielen starken Gefühlen allein?«
    »Mir soll’s recht sein«, sagte Pam. »Ich brauche sowieso eine

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