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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut
Autoren: Kinley Macgregor
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sie sich von ihrer unfreiwilligen Reise nach London erinnerte. Der Wirt besaß einen Stall mit Pferden, die er zum Verkauf anbot. Wenn sie zu diesen Pferden käme, würde sie je eines für Jamie und sich kaufen mit dem Geld, das sie vor Henry hatte verstecken können. Er hatte keine Ahnung, dass sie, als er sie gefangen nehmen ließ, ein kleines Vermögen in ihrem Mieder verbarg.
    Befanden sie sich dann erst einmal in sicherer Entfernung von dem Gasthof, würden sie die Kleidung von Aussätzigen anlegen und niemand, nicht einmal Diebe, würden es wagen, sie zu behelligen.
    Innerhalb kürzester Zeit wären sie zu Hause.
    »Müssen wir den ganzen Weg nach Hause zu Fuß gehen?«, fragte Jamie.
    Callie lächelte. »Nur noch ein kleines Stück, mein Süßer.«
    »Aber meine Beine sind so müde, Callie. Können wir nicht eine Pause machen? Nur ganz kurz? Sonst fallen sie bestimmt gleich ab, und dann kann ich überhaupt nie mehr laufen.«
    Sie wagte es nicht, stehen zu bleiben. Nicht, wenn sie so knapp davor standen, diesen Ort endlich hinter sich zu lassen.
    Sie nahm Jamie auf ihre Arme, hielt ihn fest an sich gedrückt und ging weiter. »Liebe Güte, bist du aber schwer geworden«, stöhnte sie, während sie Frauen Platz machte, die große Marktkörbe schleppten. »Himmel, ich kann mich noch gut daran erinnern, als du kaum mehr als ein Laib Brot gewogen hast.«
    »Hat Vater mir da vorgesungen?«
    Callies Herz zog sich bei dieser Frage schmerzhaft zusammen. Armer Jamie. Er erinnerte sich kaum noch an ihren Vater, der vor fast drei Jahren gestorben war. »Aye«, antwortete sie und drückte ihn. »Er hat dir jeden Abend vorgesungen, wenn deine Mutter dich ins Bett gebracht hat.«
    »War er ein so großer Mann wie Dermot?«
    Callie musste wieder lächeln, als Jamie ihren Bruder erwähnte. Mit sechzehn war Dermot gut drei Zoll größer als sie. »Größer als Dermot.« In der Tat war ihr Vater eher so groß wie Lord Sin gewesen.
    »Denkst du, er würde sich freuen, meine Mutter zu sehen, auch wenn er mit deiner zusammen im Himmel ist?«
    Callie zog bei dieser merkwürdigen Frage eine Augenbraue in die Höhe. »Lieber Himmel, Kind, wo denkst du dir nur immer wieder diese Fragen aus?«
    »Ich habe mich nur gewundert. Einer von den Rittern des Königs hat mir erzählt, dass arme Dienstboten nicht in den Himmel kommen, nur Adelige. Und da habe ich mir gedacht, dass Gott dann meine Mama nicht dort oben bei deiner haben will.«
    Callie holte tief Luft angesichts dieses Unfugs. Ihre Mutter mochte von königlicher Herkunft gewesen sein, während Jamies eine einfache Schäferin war, aber nur ein Dummkopf würde solchen himmelschreienden Unsinn von sich geben. Und zu allem Überfluss auch noch einem kleinen Kind gegenüber.
    »Er wollte dich nur ärgern, Jamie. Gott liebt alle Menschen gleich. Deine Mutter ist eine gute Frau, die uns sehr lieb hat, und der Herr in seiner Gnade wird dafür sorgen, dass sie in den Himmel kommt mit uns anderen, wenn sie, Gott behüte, sterben sollte.«
    »Und was ...«
    »Jamie, bitte«, bettelte sie. »Ich brauche meinen ganzen Atem, um dich zu tragen. Bitte keine Fragen mehr.«
    »Na gut.« Er schlang seine Arme fester um ihren Hals und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.
    So ging Callie mit ihm, so lange sie konnte, aber nach einer Weile schmerzten ihr die Arme und der Rücken. »Jamie, jetzt musst du wieder ein Stück selber gehen.«
    Jamie glitt an ihr herab, hielt sich an ihren Röcken fest, während sie eine weitere belebte Straße entlanggingen.
    »Wie viele Tage brauchen wir, um durch London zu gehen? Hundert? Zweihundert?«
    Langsam bekam sie das Gefühl, als wären es zweitausend. »Irgendwann haben wir es geschafft. Versuch nicht länger darüber nachzudenken, sondern lieber, wie es sein wird, wieder zu Hause zu sein.«
    »Kann ich auch an die Fleischpasteten meiner Mutter denken?«
    »Sicher.«
    »Kann ich an Onkel Asters Pferd denken?«
    »Gewiss.«
    »Kann ich ...«
    »Jamie, Lieber, kannst du bitte leise und für dich denken?«
    Er seufzte tief auf, als wäre es eine schwere Bürde, leise und für sich zu denken.
    Als sie einen Trupp Ritter erspähte, hielt Callie ihn fest, sodass er stehen blieb. Rasch ließ sie Jamies Hand los und schlug sich den Schleier vors Gesicht für den Fall, dass sie in ihre Richtung sehen sollten.
    Doch sie ritten scherzend und lachend vorüber, ohne ihr die geringste Beachtung zu schenken. Aber erst als sie um die nächste Ecke verschwunden waren, hörte ihr
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