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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Weile saßen sie stumm da, blickten in das flackernde Feuer und lauschten seinem Knistern. Sie atmeten den Duft des Fleisches ein, als könnte jeder wohlriechende Atemzug sie ernähren. Ab und zu warf er trockene Zweige ins Feuer. Von Zeit zu Zeit drehte Jenny den Spieß. Gelegentlich trafen sich ihre Blicke und versenkten sich kurz ineinander.
    Schließlich holte er ein Messer aus seinem Rucksack hervor und stach in den fleischigsten Teil des Bratens. Als er es herauszog, tropfte der Saft zischend in das Feuer.
    Er legte den Spieß auf zwei gegabelte Stöcke, die vom Feuer entfernt in die Erde gerammt waren. Lächelnd sah er Jenny an. “Ich bin zu hungrig, um auch nur eine Minute länger zu warten.”
    Er ließ das Fleisch nicht lange abkühlen, sondern hieb ein großes Stück ab und reichte es ihr mit der Spitze seines Messers. Obwohl es viel zu heiß war, nahm sie es begierig und begann zu essen. Harris schnitt ein Stück für sich selbst ab und ließ es sich ebenfalls schmecken.
    “Ein wenig Salz wäre ganz gut”, sagte er, als er Jenny noch etwas Fleisch abschnitt. “Schade, dass ich keins mitgenommen habe.”
    Zwischen den Bissen versicherte Jenny ihm: “Es schmeckt gut.”
    “Wenn du Salz möchtest”, fuhr Harris fort, als hätte er sie nicht gehört, “könnten wir dem nächsten Flusslauf bis zur Meeresmündung folgen. Ein schöner Tag ist alles, was wir brauchen, um Salz aus dem Wasser zu gewinnen.”
    “Es fehlt mir nicht – ehrlich.”
    “Nicht jetzt vielleicht. Indes hat mir ein Doktor in Edinburgh einmal erzählt, dass es dem Körper nicht guttut, ohne Salz auszukommen. Ich … ich möchte nicht, dass du krank wirst.”
    Jenny schien darüber nachzudenken, während sie das Fleisch kaute. “Ja”, stimmte sie nach einer Weile zu. “Ich möchte gesund bei Mr Douglas ankommen.”
    “Natürlich.” Harris gab sich Mühe, die freudige Erregung in seiner Stimme zu unterdrücken. “Außerdem können wir uns nicht verirren, wenn wir der Küste folgen. Früher oder später treffen wir auf den Miramichifluss. Im Landesinneren verliert man leicht die Orientierung.”
    “Das klingt vernünftig”, räumte Jenny ein. “Dann wollen wir hoffen, dass wir morgen einen Fluss finden. An der Küste müssen wir uns bestimmt nicht durch unwegsame Wälder quälen.”
    Harris blickte von seinem Mahl auf und schaute um sich. “Ich mag Bäume. Sie sind alle so unterschiedlich. Die großen Kiefern mit ihren langen Nadeln – sie erinnern mich an die ehernen Hochlandmänner mit ihren muskulösen Armen und ihrem rotbraunen Haar. Und dann die Birken. Die sind wie die vornehmen Damen in ihren weißen Roben.”
    “Du besitzt eine poetische Ader, Harris.” Es klang überrascht und bewundernd zugleich.
    Er spürte, wie sich seine Wangen mit Röte überzogen. Deshalb tat er so, als wäre er vollauf damit beschäftigt, die letzten Reste Fleisch von den Knochen herunterzulösen.
    Sie beendeten das Mahl mit einigen gut gerösteten Pinienkernen und Jennys Blaubeeren. Sie stellte ihm viele Fragen und brachte ihn dazu, von seinen Abenteuern mit seinem Großvater zu erzählen.
    “Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals nach Dalbeattie kam, Harris. Nicht einmal zur Kirche.”
    “Er war ein Papist aus den Highlands. Meine Großmutter brachte meinen Vater in die freie Kirche, doch sie starb lange, bevor ich geboren wurde.”
    Als der Tag zur Neige ging, merkte Harris, dass er Jenny ziemlich viel über seinen Großvater erzählt hatte. Der junge Flüchtling aus dem Culloden Moor, der Zuflucht und eine Braut im Grenzland fand.
    Über ihnen verdunkelte sich der sichtbare Himmel von der blassen Farbe der Kornblumen zu tiefblauem Indigo und allmählich zum schwarzen Samt. Das Feuer schwelte nur noch. Als Harris hinüber zu Jenny blickte, gab der flackernde Schein ihrem Gesicht einen geisterhaften Ausdruck.
    Er fühlte einen Schauer über seinen Rücken laufen.

11. KAPITEL
    Jenny schreckte hoch, als ihr plötzlich jemand eine Hand auf den Mund presste. Wann war sie eingeschlafen?
    “Ich bin es nur, Jenny”, flüsterte Harris ihr ins Ohr.
    Er hatte die ärgerliche Angewohnheit, ihren Puls zum Rasen zu bringen. Oftmals genügte schon der Gedanke an ihn.
    “Wir müssen weg von hier, sofort.” Obwohl die Worte so leise gesprochen waren, dass Jenny sie kaum verstehen konnte, war die Dringlichkeit unverkennbar.
    Sie zog seine Hand von ihrem Mund. “Warum? Was ist passiert?”
    “Höre.”
    Einen Augenblick fragte sie sich, was

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