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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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der Unsinn sollte. Dann hörte sie es.
    Das Schlagen einer Trommel. Entfernte Stimmen, die einen fremdartigen Singsang angestimmt hatten.
    “Indianer.” Harris bestätigte Jennys Vermutung. “Jardine sagte, wir würden gut daran tun, ihnen aus dem Weg zu gehen.”
    “Diesmal pflichte ich dir bei, Harris.”
    So leise wie möglich brachen sie das Lager ab. Sie tasteten sich den Weg zurück zu der Quelle, wo sie tranken und Harris’ Wasserbehälter auffüllten.
    “Nimm meine Hand”, flüsterte er, und sie machten sich auf den Weg.
    Sie kamen nur sehr langsam vorwärts in dem dichten Wald. Im blassen Mondschein warfen die Bäume geheimnisvolle Schatten. Sie stolperten vorwärts und entfernten sich vom Klang der Trommel. Jedes Mal, wenn sie auf einen verdorrten Ast traten, hielten sie den Atem an. Sie waren noch nicht so weit gekommen, wie Jenny es gern gemocht hätte, als sie kein Trommeln mehr hörten.
    “Wir werden hier bleiben müssen, bis es Tag wird.” Harris zog sie unter hohe Farne. “Wir wollen doch nicht vom Weg abkommen und versehentlich in ihrem Lager landen.”
    Trotz der warmen Nacht begann Jenny zu zittern. Harris zog sie in seine Arme, wo sie sich sicher und geborgen fühlte. “Ist schon in Ordnung, Jenny”, flüsterte er. “Wir wissen, dass sie hier sind, deshalb können wir auf der Hut sein. Wir werden von nun an vorsichtig sein.”
    Trotz seiner Zuversicht machte Jenny in dieser Nacht kaum ein Auge zu. Jeder Ruf eines Nachtvogels, jedes Rascheln im Unterholz ließ sie aufschrecken. Sie versuchte, ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
    Doch das half nichts.
    Gegen ihren Willen verweilten ihre Gedanken bei dem gefahrvollen Vergnügen, in Harris’ Armen zu liegen. Sein warmer Atem streifte ihr Gesicht. In ihrem Innersten sehnte sie sich nach ihm.
    Jeder Kuss von ihm hatte sich anders angefühlt – obwohl jeder viel zu aufregend gewesen war, um ihre Sinne zu beruhigen. In ihr regte sich ein lang unterdrücktes Verlangen. Mit den Händen wollten sie seinen schlanken Körper erforschen. Ihr Herz pochte bei dem Gedanken daran, ihn zu ähnlichen Erkundungen bei ihr einzuladen. Zu einer sehr vertraulichen Entdeckungsreise. Vielleicht würde sie sich von ihm sogar erobern lassen.
    Jenny spürte, wie sich auf ihrer Stirn Schweißtropfen bildeten, und so zügelte sie ihre Fantasie. Was würde wohl ihr Vater sagen, wenn er das wüsste? Seine Tochter und Harris Chisholm lagen zusammen auf dem Waldboden wie Wilde. Seine Tochter hegte liederliche Gedanken. Erlag seine Tochter der gottlosen Begierde? Wahrscheinlich würde er sie erst einmal verprügeln, ehe er vom Schlag getroffen wurde.
    Die Vorstellung rang Jenny in der Dunkelheit ein Lächeln ab. Vielleicht wäre es besser, sich Sorgen wegen eines Angriffs der Indianer zu machen.
    Sie döste ein wenig ein, bis sie erneut hochschreckte. Ganz in ihrer Nähe vernahm sie fremdartige Geräusche.
    Sie stieß Harris an, doch er schlief fest. Jenny wagte nicht, seinen Namen zu rufen, aus Angst, gehört zu werden. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und entfernte sich von ihm. Kriechend näherte sie sich der Stelle, wo die Laute herzukommen schienen. Als sie um den großen Baumstumpf einer umgestürzten Kiefer spähte, malte sich Überraschung auf ihrem Gesicht.
    Die kleine Lichtung, die vor ihr lag, war in Mondschein getaucht und ebenso die Schar merkwürdiger Tiere, die dort versammelt waren. Die meisten hatten die Größe von Ferkeln, doch mit kürzeren Beinen. Sie hatten ein stacheliges Fell wie Igel. Wie hatten die Kinder der Glendennings sie genannt … Stachelschweine?
    Einige gingen auf vier Beinen, andere richteten sich, merkwürdige Laute ausstoßend, auf und schienen im Mondlicht zu tanzen. Nachdem Jenny diesem außergewöhnlichen Treiben eine Weile zugesehen hatte, schüttelte sie den Kopf und fragte sich, ob sie das nicht bloß träumte. Als sie erkannte, dass die Tiere keine Gefahr bedeuteten, schlüpfte sie zurück in ihr Bett in den Farnen und streckte sich wieder neben Harris aus.
    Nach einem tiefen Gähnen lullte sie der unheimliche Chor der Tiere wieder in den Schlaf. Dieses neue Land war weitaus seltsamer, als sie je erwartet hatte. Trotz allem, dachte Jenny, bevor sie einschlummerte, ist es nicht ohne Reiz.
    “Können wir einen Augenblick anhalten und ausruhen, Harris?”
    Ohne darauf zu warten, ob er Ja oder Nein sagte, ließ sich Jenny auf einem moosbewachsenen Stein nieder und wischte sich mit dem Zipfel ihres Rockes über das

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