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Die schottische Braut

Die schottische Braut

Titel: Die schottische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Gesicht.
    Harris, der ihre stark geröteten Wangen bemerkte, folgte widerstrebend ihrem Beispiel. Er öffnete den Wasserbehälter und reichte ihn ihr.
    “Nur noch ein kleines Stück, Jenny, und wir können uns ausruhen. Ich weiß, wir kommen bald an einen Fluss. Haben wir diesen erst einmal zwischen uns und den Indianern, fühle ich mich sicherer.”
    Als Jenny einen langen Zug aus der Flasche nahm, wünschte sich Harris beinahe, dass sie etwas Stärkeres als Quellwasser enthielt.
    “Ja, auch ich werde mich dann wohler fühlen.” Sie blickte über ihre Schulter, als erwartete sie, dass die Waldbewohner hinter den Bäumen hervorbrachen.
    “Jetzt, da wir ohnehin schon sitzen, möchtest du etwas Haferkuchen?” Harris suchte in seinem Ranzen danach. Er fluchte über die Notwendigkeit, dass er seine zweite Falle hatte zurücklassen müssen … Was er damit hätte fangen können! Nachdem sie am Vorabend genügend gegessen hatten, hatte er sich keine Sorgen gemacht, heute nach Nahrung Ausschau halten zu müssen. Doch sich vor den Indianern in Sicherheit zu bringen, war wichtiger.
    Er öffnete ein in Leinen gewickeltes Päckchen, das Mrs Jardines Hausmädchen für ihn zurechtgemacht hatte. Harris nahm ein dickes Stück Haferkuchen heraus und brach es entzwei. Er reichte Jenny das größere Stück und beharrte darauf, dass er noch satt war vom Mahl am Abend zuvor. Wenn nur sein Magen nicht zu knurren begann und ihn so Lügen strafte.
    “Wie viele Meilen, denken Sie, sind wir heute vorwärts gekommen?”, fragte Jenny und verzehrte den harten, flachen Kuchen.
    “Vier oder fünf, mindestens.”
    Jenny überlegte kurz. “Dann haben wir nicht viel mehr als noch zwanzig vor uns”, bemerkte sie erfreut.
    An seinem Stück Haferkuchen kauend verzog Harris seinen Mund zu einem schwachen Lächeln. Sollte Jenny das doch als Zustimmung nehmen, wenn sie wollte. Persönlich zweifelte er daran, dass sie mehr als eine Meile ihrem Ziel, Chatham, näher gekommen waren. Meistens waren sie in südlicher Richtung gewandert, weg von den Indianern. Hatten sie erst einmal den Fluss überquert, so würden sie einen direkteren Weg einschlagen können. Zumindest hoffte Harris das.
    Sie spülten den trockenen Kuchen mit dem Rest des lauwarmen Wassers hinunter, dann erhob sich Harris genauso unwillig von seinem steinigen Sitz, wie er sich darauf niedergelassen hatte. Er streckte seine müden Glieder und bot Jenny daraufhin die Hand.
    “Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen und plaudern, doch wir haben nur noch einige Stunden Tageslicht.” Warum konnte er das Bedauern in seiner Stimme nicht unterdrücken? Dieser Marsch durch die Wälder war
ihre
Idee. “Wenn wir den Fluss finden, möchte ich ihn noch überqueren, solange es hell ist.”
    Er zog Jenny hoch, umschloss ihre Hand einen flüchtigen Augenblick und genoss die kurze Berührung. In Dalbeattie hatte man eine gefällige Umschreibung für ein Mädchen wie Jenny.
Die Arbeit geht ihr leicht von der Hand.
Neben allem anderen hoffte er, dass die Ehe mit dem begüterten Roderick Douglas Jennys flinke, tüchtige Hände nicht müßig und verweichlicht machen würde.
    “Armer Harris.” Sie lächelte, und ihre Stimme klang sanft, als sie das sagte. Indes er konnte keine Spur von Mitleid in ihren Augen finden. “Du wusstest wohl nicht, worauf du dich eingelassen hast, damals am Kai von Kirkcudbright.”
    “Ja, da hast du recht”, erwiderte er schroff, obwohl er wusste, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte.
    Er sah den verletzten Ausdruck in ihrem Gesicht und fügte rasch hinzu: “Aber, aber, es war nicht alles so schlimm. Genau genommen, war es ein Abenteuer. Geschichten, die wir unseren Enkeln erzählen können.”
    Sie errötete und senkte den Blick.
    “Ich meine …” Harris verfluchte sich für diese Tölpelhaftigkeit. “Du wirst es deinen Enkeln erzählen … und ich … den meinen.” Hastig ergänzte er: “Wenn ich jemals welche haben sollte, meine ich.”
    “Mir gefällt der Gedanke”, sagte Jenny. “Wir werden immer noch Freunde sein, wenn wir alt und grau sind. Dann berichten wir unseren Enkelkindern, wie wir das Meer überquerten, Schiffbruch erlitten und den ganzen Weg zu Fuß nach Chatham zurückgelegt haben.”
    “Dann wollen wir uns auf den Weg machen.” Harris schritt voran und murmelte vor sich hin: “Oder sollen wir ihnen erzählen, wie wir vierzig Jahre lang die Wildnis durchwandert haben?”
    Jenny musste ihn verstanden haben, denn sie lachte vergnügt vor

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