Die schottische Braut
können. Vorsichtig ließ sie ihre Waffe sinken.
“Pardon”, rief Harris, als er, ein wenig wankend, zu Jenny trat und den Arm um sie legte. Es erfreute ihn, dass jeder sie als sein Weib betrachtete.
Es tut uns leid, wenn wir euch erschreckt haben. Wir wollten bloß den Fluss überqueren. Ich hoffe, wir haben das Wehr nicht zerstört.
“
Pas de problème”
, antwortete der Mann mit der Muskete. Er sah aus, als wäre er der älteste der Gruppe.
Mach dir keine Sorgen, Rotbart. Es ist lange her, dass wir uns so gut unterhalten haben. Wir haben Ärger mit einem Bären, der unsere Fische stiehlt. Als wir den Lärm hörten, dachten wir, er wäre es.
Jenny blickte Harris erwartungsvoll an. “Was sagt er?”
Harris übersetzte.
Nachdem er geendet hatte, fragte der Indianerhäuptling: “Wohin willst du mit deinem Weib, Rotbart?”
“Miramichi”, erwiderte Harris. “Man kann sich in diesen Wäldern leicht verirren. Ich möchte an die Flussmündung gelangen und dann an der Küste entlangwandern.”
Erneut lachte der große Indianer und schüttelte den Kopf. “Es ist nicht gut, zu Fuß zu reisen.”
Er reichte sein Gewehr einem der jüngeren Männer und streckte die Hände aus, um ihnen ans Ufer zu helfen. “
Venez et mangez …”
“Er hat uns eingeladen, zu bleiben und mit ihnen zu essen”, erklärte Harris Jenny. “Er sagt, wir könnten hier unser Nachtlager aufschlagen.”
“Was heißt
Danke
auf Französisch, Harris?”
“
Merci.”
“Nun dann sage ich Ihnen –
merci
.” Jenny machte in ihrem völlig durchnässten Kleid einen Knicks vor ihrem Gastgeber.
Der Mann strahlte sie an, und Harris war froh darüber, dass man glaubte, Jenny gehöre zu ihm.
Die anderen Männer wateten in den Fluss und begannen mit ihren spitzen Speeren, Fische aus dem Wehr zu holen. Einer kam mit Jennys Bündel zurück. Wie Harris’ Rock hatte es sich in den vorstehenden Pfählen verfangen.
“
Merci!”
rief sie aus und drückte es an sich wie ein Kind. “Es ist nicht einmal richtig feucht.”
Harris wünschte, dass Jennys Hochzeitskleid den Fluss hinabgetrieben wäre bis ins offene Meer hinaus.
Sie folgten ihrem Gastgeber, bis sie auf eine Lichtung kamen. Dort standen drei eigenartig geformte spitze Zelte, die aus mehreren langen Stangen gebaut und mit Tierhäuten bespannt waren. Ein halbes Dutzend nackter dunkelhäutiger Kinder lief spielend im Lager herum und lachte vergnügt, als die Hunde kläffend hinter ihnen herliefen. Eine Frau, die etwas in einem ausgehöhlten Klotz rührte, sah von ihrer Arbeit auf und blickte die weißen Besucher neugierig, jedoch milde lächelnd an. Sie rief den Kindern etwas in ihrer Sprache zu.
Harris bewunderte den Klang – als würde ein Bach über ein steinernes Bett plätschern. Es war eine heitere Sprache, zum Lachen, zum Beten und für zärtliche Liebkosungen.
Der Häuptling sprach mit der Frau. Harris vermutete, dass sie sein Weib war. Offenbar berichtete er, wie es kam, dass Harris und Jenny hierher kamen, denn er begann zu lachen, und die Frau stimmte bald ein.
Sie sprach Jenny auf Indianisch an. Obwohl Harris nicht ein Wort davon verstand, erkannte er am Tonfall, dass sie belustigt war und voller Bewunderung. Vielleicht beglückwünschte sie Jenny dafür, dass sie sich den Männern entgegengestellt hatte.
“
Merci”
, antwortete Jenny, als würde sie verstehen. Sie zeigte auf sich. “Ich bin Jenny, und das ist Harris.”
“Ee…riiz.” Ihr Gastgeber versuchte, den Namen zu wiederholen. Offensichtlich kam der Klang nicht natürlich über seine Lippen, weder in Indianisch noch in Französisch. “
Barbe-Rouge
.”
Harris lächelte und nickte. Unter diesen Leuten würde man ihn nun als Rotbart kennen.
“
Et vous?”
, fragte Harris.
“Levi”, der Mann zeigte auf seine Brust. “Levi Augustine.
Bienvenu à mon feu
.”
Willkommen an meinem Feuer.
“Wir sind geehrt”, entgegnete Harris auf Französisch.
Die Indianerin schnalzte mit der Zunge, als sie Jennys nasses Kleid sah. Sie deutete auf das größte der drei Zelte.
Levi übersetzte die Worte ins Französische. “Suzannah sagt, ihr sollt in das
Wigwam
kommen und trockene Sachen anziehen.”
Noch ehe Harris diese Worte für Jenny auf Englisch wiederholen konnte, hatte sie sich bereits gebückt und war durch den niederen Eingang in der Behausung verschwunden. Achselzuckend blickte er Levi an, ehe Harris ihr folgte.
Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit im Inneren gewöhnt, als er
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