Die schottische Lady
ihren Kopf, und Hawk erwiderte das Feuer. Offenbar hatte er eine Pistole eingesteckt. »Ins Gewölbe! Alle!« stieß er hervor und warf sich wieder zu Boden hinter einem hohen Grabmal.
Shawna beobachtete, wie Skylar an ihr vorbeikroch, die drei Stufen hinaufrannte und durch die Tür schlüpfte. Im selben Augenblick schlugen weitere Kugeln gegen das Mauerwerk und in die Büsche ringsum. Zu ihrer Linken huschte eine vermummte Gestalt um die Ecke des Mausoleums. »Vorsicht!« warnte sie Hawk. »Dort drüben!«
»Geht endlich hinein!« rief er und lud seine Waffe nach. »Sofort!« Dann schoß er in die Richtung, in die Shawna gezeigt hatte.
»Komm, schnell!« drängte Alistair, zog sie auf die Beine und schob sie die Stufen hinauf. Skylar öffnete die Tür, und während sie hineinsprangen, krachten schon die nächsten Schüsse.
Auch Hawk feuerte wieder. Er ging rückwärts und näherte sich dem Grabgewölbe, trat ein und lehnte sich keuchend an die kalte Wand. »Es sind mindestens drei Leute in langen dunklen Umhängen mit Kapuzen. Gibt es einen Hinterausgang?«
Shawna schüttelte den Kopf. »Nur einen zweiten Raum an der linken Seite.«
Eine Kugel nach der anderen traf das Gebäude.
»Offenbar wollen sie mich veranlassen, zurückzufeue r n, bis mir die Munition ausgeht«, meinte Hawk.
»Wie viele Kugeln hast du noch?« fragte Shawna.
»Ein paar.«
»Falls sie hereinkommen, werde ich meinen Dolch ziehen«, versprach Alistair.
»Wahrscheinlich wissen sie nicht, dass wir alle hier drin sind«, sagte Shawna. An diesem dicken Nebel sehen sie genauso schlecht wie wir.«
Hawk öffnete die Tür einen Spaltbreit. Zur Linken ragten drei Familiengräber auf, zwischen Schierlingstannen standen mit Engelsfiguren geschmückte Sarkophage. Eine vermummte Gestalt tauchte im Mondlicht auf, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Genauso hatten auch die gespenstischen Wesen in Shawnas Alptraum ausgesehen.
»Dort!« flüsterte sie Hawk zu. Er zielte, und in diesem Moment schob sich eine Wolke vor den Mond. Trotzdem schoss er. Die Kugel raste wirkungslos in die Nacht.
Plötzlich erklangen neue Geräusche, die sich wie Trommelschläge im Kies anhörten, und Shawna griff nach Hawks Arm. »Da kommt jemand!«
Freund oder Feind? Drei Pferde sprengten in den Friedhof, Mündungsblitze leuchteten. Direkt vor dem McCloud-Mausoleum bäumte sich ein Tier auf, und der Reiter feuerte in die Richtung, in der die mysteriösen Angreifer verschwunden waren.
Verblüfft kniete Shawna neben Skylar nieder, die zu Füßen ihres Mannes kauerte. »Das ist Bruder Damian.«
»Mein Gott!« flüsterte Skylar. »Hilft er uns, oder will er uns töten?«
»Ich glaube, er versucht uns zu helfen. Die beiden anderen Reiter kenne ich nicht.«
Nach weiteren Schüssen herrschte tiefe Stille, dann galoppierten die Reiter über die Sarkophage hinweg, um die vermummten Gestalten zu verfolgen.
»Wir sind gerettet«, erklärte Hawk.
»Gerade noch rechtzeitig«, murmelte Alistair.
»Und was geschieht jetzt, Hawk?« fragte Shawna.
»Unsere Beschützer reiten den Angreifern nach.«
Wenig später kehrten die Reiter zurück. Die Vermummten waren offensichtlich in der Finsternis verschwunden, da sich der launische Mond wieder einmal hinter einer Wolke verbarg.
»Verdammt, alle sind entkommen!« rief eine ärgerliche Stimme, während die Pferde vor dem McCloud-Mausoleum gezügelt wurden.
Bruder Damian schwang sich erstaunlich geschmeidig aus dem Sattel und eilte zum Eingang, gefolgt von einem schlanken kleinen Mann mit hässlichem Gesicht und einem großen, kräftig gebauten Burschen, der ein Eisenbahnerjackett über einem weißen Baumwollhemd, eine blaue Leinenhose und einen Schlapphut mit einer Feder trug.
Beklommen fragte sich Shawna, was dieses seltsame Trio plante. Und dann hörte sie Hawks Ruf. »Sloan! Der Teufel soll mich holen! Sloan!«
Lachend stürmte er aus dem Gewölbe und umarmte den großen, schlanken Neuankömmling mit dem ebenholzschwarzen Haar und den scharf geschnittenen Gesichtszügen.
»Großer Gott!« flüsterte Shawna. »Noch ein Indianer!« Lebhaft erinnerte sie sich an ihren Traum von den Rothäuten, die in ihr Schlafzimmer eingedrungen waren.
»Nur ein Halbindianer«, erklärte Skylar. »Und ein lieber Freund.« Freudestrahlend folgte sie ihrem Mann und küßte Sloan auf die Wange.
»Sollen wir herausfinden, was da los ist?« schlug Alistair vor.
»Allerdings«, stimmte Shawna zu, und sie wagten sich hinaus. Der kleine dünne Mann,
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