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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Milords Bewegungen informiert«, sagte er. »Er hat das Schloss unbeschadet verlassen, ist aber noch nicht nach Machecoul zurückgekehrt; gestern quartierte er sich in dem Haus ein, in dem er auch bei seinem letzten Besuch in Josselin wohnte, dem Haus eines Mannes namens Lemoine vor den Mauern von Vannes.«
    »Ich kenne dieses Haus – ein prächtiger Landsitz.« Ich konnte mir gut vorstellen, dass Milord in diesem vornehmen und prunkvollen Haus Zuflucht suchte. »Aber ich frage mich, warum er sich dort versteckt.«
    »Buchet«, erwiderte Seine Eminenz.
    Später sollten wir durch Poitou von dem Einfluss erfahren, den Buchet auf Gilles de Rais hatte.
    Buchet brachte einen Jungen von etwa zehn Jahren zu Milord in Lemoines Haus, wo Milord sich dem Kinde fleischlich näherte. Er übte seine Lust auf den Knaben auf dieselbe Art aus, wie er es bei so vielen anderen getan hatte. Zuerst machte er sein Glied steif, indem er es mit beiden Händen rieb, dann schob er es zwischen die Schenkel des Jungen und benutzte die unnatürliche Öffnung des Knaben, um sich Erleichterung zu verschaffen. Währenddessen hing dieser Knabe an einem Seil, das um seine Hände gebunden war, von einem Deckenbalken. Ich hatte den Knaben mit einem Knebel, den ich ihm in den Mund steckte, stumm gemacht. Deshalb schrie er nicht, aber seine Miene war voller Angst und Verzweiflung.
    Als Milord mit dem Knaben fertig war, befahl er Henriet und mir, ihn zu töten. Aber in Lemoines Haus gab es keinen Ort, wo man das hätte tun können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wir brachten deshalb den Knaben in das nahe gelegene Haus eines Mannes namens Boetden, wo die Edelknappen, die uns auf der Reise begleiteten, untergebracht waren. Wir wussten, dass dieser Wirt uns dort freie Hand lassen und nichts von dem verraten würde, was er sah oder hörte. Milord schien eine Schar von solchen Komplizen im ganzen Land zu haben, einen in beinahe jeder Gemeinde, die wir besuchten, doch wie er sie findet und wodurch er sich ihre Mitarbeit sichert, ist mir nicht bekannt.
    In Boetdens Haus trennten wir den Kopf des Jungen vom Körper ab. Entweder war das Messer stumpf, oder seine Halsknochen waren sehr kräftig, denn es war eine elende Arbeit. Milord wurde sehr niedergeschlagen und ängstlich, deshalb verbrannten wir den Kopf gleich in dem Zimmer, wo die Tötung stattgefunden hatte. Doch wie sollten wir uns des Körpers entledigen, ohne dass jemand außer dem Wirt uns dabei beobachtete? Boetdens Haus befand sich in der Nähe der Dorfmitte und war ziemlich ungeschützt, wir konnten unsere Arbeit also nicht draußen erledigen. Schließlich kam mir der Gedanke, dass man die Leiche in der Latrine dieses Hauses versenken sollte, und als ich dies aussprach, stimmten die anderen mir zu. Also banden wir dem jungen seinen eigenen Gürtel um und ließen ihn in das Loch hinab.
    Zu meiner großen Bestürzung war der Unrat jedoch nicht tief genug, um die Leiche ganz zu bedecken. Ein Teil stand heraus, als kopfloser Zeuge dessen, was man ihm angetan hatte.
    Ich wurde unter großen Schwierigkeiten von Henriet und Buchet in die Grube hinabgelassen, während sie oben blieben, um mein Absenken besser überwachen zu können. Mit viel Mühe und Plackerei gelang es mir endlich, den Leichnam so tief zu versenken, dass er von oben nicht mehr zu sehen war. Als ich dann wieder aus der Grube gezogen wurde, erbrach ich mich, bis ich meinte, mein Magen würde mir aus dem Körper springen.

16
    Man würde erwarten, dass die La-Brea-Teergruben sich an einem etwas abgelegeneren Standort befinden, aber sie liegen genau im Zentrum von Los Angeles, mitten zwischen diesen Kolossen aus Stahl und Beton. Ihr Randbereich ist begrünt, aber angesichts der ganzen umgebenden »Zivilisation« kann man leicht vergessen, dass die Teergruben zuerst da waren. Man riecht sie, bevor man sie sieht, und der Geruch ist so, als würde jemand in der heißen Sonne auf einem Dach arbeiten. Wenn ich nur durchgehe, finde ich den Geruch gar nicht so übel. Aber den ganzen Tag? Ich weiß nicht.
    Als ich dies dem Museumsdirektor gegenüber erwähnte, grinste er mich nur mit wildem Blick an und schnupperte genussvoll. Danach erwartete ich, dass er sich auf die Brust trommeln und kreischen würde, aber irgendwie schaffte er es, sich zu beherrschen. Netter Kerl, völlig unverhohlen in seiner Liebe zu der Einrichtung, die er leitete. Ich hatte eher einen Akademiker erwartet und mich darauf vorbereitet, mich mit dem paläontologischen

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