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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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italienische Zauberer auf vielfache und unterschiedliche Art seine Neugier weckte, und inzwischen verfluche ich mich dafür, ihn in Milords Dienste gebracht zu haben. Als Milord in das Zimmer kam, in dem ich und einige andere untergebracht waren, gingen wir alle in ein anderes Zimmer, damit Prelati und Milord allein sein konnten. In der folgenden Nacht sah ich sie dieses Zimmer verlassen und in einen niederen Saal gehen, der direkt hinter uns lag; dort blieben sie einige Zeit. Ich hörte Rufe und Bitten des Inhalts: » Komm, Satan « oder einfach nur » Komm! « Dazu hörte ich Prelati sagen: » uns zu Hilfe … « oder ein anderes Flehen. Es wurde noch mehr gesprochen, doch ich konnte nichts davon verstehen, und dann blieben Milord und Prelati noch eine halbe Stunde in dem von vielen Kerzen hell erleuchteten Saal.
    Gott stehe mir bei, binnen kurzer Zeit erhob sich ein kalter Wind und blies heftig durch das Schloss, und mit einem lauten und unheiligen Kreischen erfasste er mich. Ich dachte mir, dass dieser Sturm nur die Stimme des Teufels selbst sein kann. Deshalb suchte ich nun Rat bei Robin Romulart, der zu der Zeit ebenfalls in Tiffauges weilte. Wir stimmten darin überein, dass Milord und Prelati Dämonen beschworen und dass wir beide nichts damit zu tun haben wollten.
    Am nächsten Morgen floh ich beim ersten Licht des Tages schleunigst aus Tiffauges, um dieser Unheiligkeit zu entkommen, und ging direkt nach Mortagne in das Stadthaus von Bouchard-Menard. Sieben Wochen blieb ich dort, und in dieser Zeit erhielt ich viele Briefe von Milord, in denen er mich bat, zu ihm zurückzukommen, und mir versicherte, dass ich bei ihm und Prelati noch immer in hohem Ansehen stünde. Ich weigerte mich immer wieder und beantwortete schließlich nicht einmal mehr seine Briefe; ich hatte kein Verlangen nach seiner Gesellschaft oder der von Prelati und dessen Dämonen.
    In der Zeit, die ich bei Bouchard-Menard verbrachte, kam noch ein weiterer Gast, ein Jean Mercier, der Schlossvogt in La-Rochesur-Yon in Luçon war. Mercier erzählte mir, in Nantes und anderswo werde öffentlich gemunkelt, dass Milord Gilles eigenhändig ein Buch mit Blut schreibe und dass er vorhabe, mit Hilfe der Macht dieses Buches den Teufel dazu zu verlocken, ihm so viele Festungen zu schenken, wie er wünsche. Dadurch wolle er sich wieder in den ihm zukommenden Stand versetzen, und danach würde keiner ihm je wieder schaden können. Ich fragte nicht, woher das Blut für dieses Buch kam.
    Schon am nächsten Tag erschien der Goldschmied Petit im Bouchard-Menard, um mich in Milords Namen aufzusuchen. Er sagte mir, dass sowohl Milord wie Prelati sich große Sorgen um mein Wohlergehen machten, und übermittelte mir ihre dringende Bitte, zu ihnen zurückzukehren. Worauf ich entgegnete, dass ich, wegen der Gerüchte, die ich gehört hatte, unter keinen Umständen zu ihm zurückkehren werde. Und ich trug Petit auf, Milord zu sagen, dass er, falls diese Gerüchte zuträfen, diese Handlungen besser vollständig und unverzüglich einstellen solle, denn es sei falsch, sich solchen üblen Praktiken hinzugeben.
    Offensichtlich hatte Petit Milord und Prelati diese Botschaft überbracht, denn Milord warf den Boten sofort in den Kerker des Schlosses von Saint-Etienne, das er später dem Schatzmeister des Herzogs, Le Ferron, übergab und dann mit Gewalt wieder an sich riss. Er schickte Poitou, Henriet, Gilles de Sille und einen weiteren Diener namens Lebreton nach Mortagne, um mich zu ergreifen, wogegen ich machtlos war. Ich vermute, die Nachricht von Petits Gefangennahme hätte mich wachsamer machen müssen – es wäre wohl klug gewesen, wenn ich zu der Zeit aus Mortagne geflohen wäre.
    Aber ich tat es nicht, und Gott allein weiß, warum. Milords Männer brachten mich bis nach Roche-Servière, und erst dort sagten sie mir, dass ich ebenfalls in Saint-Etienne eingekerkert werden würde und dass Milord mich töten lassen werde, weil ich derartigen Klatsch und üble Gerüchte in die Welt gesetzt hätte. Woraufhin ich mich standhaft weigerte weiterzugehen, denn ich hatte keine Gerüchte verbreitet, wie er mir vorwarf. Ich drohte derartige Vergeltungen an, wie ich sie unmöglich hätte ausführen können, doch aus einem unheimlichen Grund zeigten sie die gewünschte Wirkung auf meine Häscher. Ich vermute, alle Männer glauben, dass Priester eine gewisse Macht besitzen, die andere nicht haben, doch welche göttliche Macht ich auch einst besessen haben mochte, wurde sicherlich

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