Die Schreckenskammer
Äquivalent eines Kunstwichsers herumschlagen zu müssen, der Sorte Leute, mit denen wir es zu tun haben, wenn wir in ein Kunstmuseum gehen. Sie halten alle Polizisten für unheilbar kulturlose Holzköpfe, aber sie wollen unseren Rat bei ihren lästigen kleinen Sicherheitsproblemen. Unverschämtheit.
Aber dieser Kerl mochte seine Arbeit wirklich. Ein paarmal musste ich sagen: Das ist alles sehr eindrucksvoll, Sir, und ich unterbreche Sie nicht gerne, aber ich habe einige etwas spezifischere Fragen an Sie … Dann tat es ihm immer sehr Leid, dass er schon wieder abgeschweift war.
Ich beschrieb ihm das Poster, das ich gesehen hatte. Er ging zu einer Schublade, zog eins heraus und entrollte es für mich. »Das da?«
Wieder jagte es mir einen Schauer über den Rücken. »Ja.«
»Ein bisschen ahistorisch«, sagte er. »Aber was soll’s – ab und zu muss man sich doch auch mal einen Spaß erlauben dürfen.«
Das Poster war also seine Idee gewesen. Ich vermutete, dass es ihn einigen Aufwand gekostet hatte, seine historische Ungenauigkeit zu rechtfertigen. »Ein tolles Poster«, sagte ich. »Ich wette, es hat eine Menge Leute angelockt, die sonst nicht hierher gekommen wären.«
»Keine Frage, ja. Diese Ausstellung zog ein so buntes Publikum an, wie wir es noch nie hatten. Leute aus dem ganzen Land – aus der ganzen Welt.«
Und aus ganz Los Angeles, dachte ich.
Er ging zu einer Schublade in seinem Schreibtisch und zog ein Buch mit demselben Umschlag hervor. »Das Buch war ebenfalls ein großer Erfolg. Ziemlich teuer wegen der vielen farbigen Abbildungen, aber wir haben Unmengen davon verkauft. Unmengen. Ein Großteil des Erlöses aus diesem Buch ging in unseren Stiftungsfonds.«
»Es muss eine tolle Erfahrung gewesen sein, an dem Projekt mitarbeiten zu dürfen.«
»Nur die beste meiner Karriere. Vor allem in der Entwicklungsphase. Ich konnte mit einigen der talentiertesten Leute zusammenarbeiten.«
Dann seufzte er tief und schüttelte den Kopf. »Und wenn man bedenkt, dass es beinahe gar nicht stattgefunden hätte.«
In der Hoffnung, dass er mir das erklären würde, wartete ich ein paar Sekunden, bevor ich fragte: »Ich kann mich nicht erinnern, in der Presse etwas gelesen zu haben, dass es nicht stattfinden …«
»Konnten Sie auch nicht. Wir haben es nicht an die große Glocke gehängt. Die Polizei haben wir allerdings schon benachrichtigt, deshalb überrascht es mich andererseits schon ein wenig, dass Sie nichts davon wissen. Wir hatten nämlich eine Bombendrohung.«
» Wirklich? «
»Ja, wirklich. Ich schätze, es ist gut, dass Sie nichts davon wussten, weil wir wirklich versuchten, es geheim zu halten. Einer der Mäzene war sehr publikumsscheu. Wir hatten schon Angst, er würde sich zurückziehen. Es waren einige Verhandlungen in letzter Minute nötig, um ihn bei der Stange zu halten. Die Drohung erwies sich als schlechter Scherz, aber dieser Mäzen – genau genommen war er der Schöpfer einer ganzen Reihe von Animatronics-Geräten – bestand darauf, dass wir ein besseres Sicherheitssystem installieren.«
»War vermutlich sowieso keine schlechte Idee.«
»Na ja, ziemlich teuer war es schon. Letztendlich bezahlte er aber einen Teil aus eigener Tasche.«
Alles sehr interessant, hatte aber wahrscheinlich nichts mit meinen Ermittlungen zu tun. »Ich arbeite an einem Fall«, sagte ich, »der mit mehreren kleinen Jungs zu tun hat. Einige davon scheinen diese Ausstellung besucht zu haben. Es ist die einzige Gemeinsamkeit, die ich bis jetzt feststellen konnte, deshalb möchte ich damit anfangen, einige Leute zu überprüfen, die an dieser Ausstellung mitgearbeitet haben.«
Die Neugier stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Wie ominös.«
»Ja. Leider kann ich Ihnen im Augenblick nicht mehr sagen. Dazu sind die Hinweise noch nicht konkret genug.«
»Das ist aber schade, denn sonst könnte ich Ihnen den Kreis vielleicht ein wenig eingrenzen. An dieser Ausstellung waren Hunderte von Leuten beteiligt.«
»Ich nehme an, das waren nicht alles Museumsangestellte.«
»Nur sehr wenige. Wir vergeben viele Aufträge nach draußen, Reinigung und Versorgung zum Beispiel. Das Sicherheitssystem, von dem wir gesprochen haben – eine Fremdfirma hat das Personal gestellt. Wir hatten natürlich unsere eigenen Kameras, und der Ausstellungsmacher hat das Video-System für uns eingerichtet, samt Blue Screen …«
»Blue Screen?«
»Ja. Ich dachte, das kennt inzwischen jeder. War fast so eine große Attraktion wie die
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