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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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nicht.
    Vor Ellen Leeds’ Wohnblock standen zwei Streifenwagen. Ich redete kurz mit den Jungs – einen kannte ich, der andere war neu. Als ich selber noch Streife fuhr, hatte ich unzählige Gründe, mich mit meinen Brüdern und Schwestern in Waffen zusammenzutun. Die Umkleidräume waren der beste Ort für solche Zusammenkünfte. Aber Detectives tragen Zivilkleidung, also komme ich kaum noch dorthin.
    Ein paar Leute standen herum, sie waren neugierig, was die Streifenwagen hier zu tun hatten. Die Haussicherheit war gut: Ich musste zwei Mal läuten, um durch die Eingangshalle zu gelangen. Die Leeds-Wohnung lag im fünften Stock, auf der Rückseite des Gebäudes, wahrscheinlich die ruhigere Seite, wie ich vermute, denn die Straße, die hinter dem Gebäude verlief, war eine schmale Einbahnstraße.
    An der Wohnungstür hing ein handgemaltes Namensschild, ein fröhliches, heimelig schlichtes Ding. Die Frau, die auf mein Ding-Dong öffnete, war erstaunlich klein und dünn, worauf ich mich fragte, ob sie die Frau war, die angerufen hatte. Ihre Stimme hatte größer geklungen.
    »Mrs. Leeds?«
    »Ja.«
    »Ich bin Detective Dunbar.« Ich gab ihr meine Visitenkarte.
    »Kommen Sie rein.«
    Ich betrat die Wohnung; sie war makellos sauber und in warmen Farben gehalten. Sehr gemütlich und sicher wirkend. Sie schloss hinter mir die Tür, und ich hörte, wie ein Riegel vorgeschoben und eine Kette eingehängt wurde. »Die Sicherheit unten in der Halle und auch hier oben ist sehr gut«, sagte ich.
    »Mir wär’s noch lieber, wenn Sie an der Haustür einen Wachmann platzieren würden, zumindest nach Einbruch der Dunkelheit. Ich habe mir dieses Gebäude unter anderem wegen der Sicherheit ausgesucht. Und ich habe eine Wohnung oberhalb der zweiten Etage verlangt, damit niemand durch ein offenes Fenster steigen und sich meinen Sohn schnappen kann.«
    Es war ein bitterer und ironischer Hinweis auf die sehr schlagzeilenträchtige Entführung der zwölfjährigen Polly Klaas, die vor den entsetzten Augen von drei Freundinnen, die über Nacht geblieben waren, aus ihrem Schlafzimmer gezerrt wurde. Die Mutter schlief zu der Zeit in einem Nachbarzimmer – können Sie sich die Unverfrorenheit dieses Täters vorstellen? In diesem Fall stand nie in Zweifel, was mit dem Mädchen passiert war – sie hatte nicht einfach beschlossen, sich eine kleine Pause vom ewigen keine Videospiele, bis du die Hausaufgaben gemacht hast zu gönnen. Ihre Eltern waren redegewandt und hatten ziemlich gute Verbindungen, und so engagierte sich sehr schnell eine ganze Reihe prominenter Namen für die Suche. Das Dumme an dem Fall war nur, dass Polly vermutlich noch am Leben und nur etwa fünfzig Meter entfernt war, als zwei Streifenbeamte den Entführer befragten, nachdem er mit einer Panne liegen geblieben war. Der Hurensohn hatte unglaubliches Glück. Am Ende schnappten wir ihn. Für Polly war es zu spät, aber wir schnappten ihn.
    Doch falls Ellen Leeds glaubte, das Verschwinden ihres Sohnes würde eine ähnliche Reaktion hervorrufen, würde ich sie enttäuschen müssen.
    Sie deutete auf eine Couch und bot mir etwas zu trinken an, was ich höflich ablehnte. Wir dürfen nicht zu freundlich und ungezwungen werden, denn es ist schwer, die Oberhand zu behalten, wenn man sich verhält wie ein Besucher oder ein Gast, vor allem, wenn man eine Frau ist. Wir saßen einander gegenüber auf verschiedenen Couches, und ich öffnete mein Notizbuch. »Wenn Sie jetzt bitte so freundlich wären, mir zu berichten, wie dieser Tag verlaufen ist.«
    Ich beobachtete sie beim Sprechen. Manchmal merkt man, wenn die Leute lügen, ihr Blick wandert umher, und das Gesicht verkrampft sich. Wir haben gelernt, bei Befragungen auf gewisse Anzeichen zu achten. Jemand, der nicht die volle Wahrheit erzählt, wendet oft den Blick ab, denn es ist schwer, jemandem in die Augen zu schauen und dabei zu lügen, außer man ist ein vollkommener Psychopath, und die sind, entgegen allgemeiner Annahmen, ziemlich selten.
    Aber bei Eltern, deren Kinder verschwunden sind, schleicht sich noch ein anderer Faktor ein – sie geben sich selbst die Schuld, ob es nun angebracht ist oder nicht, und diese Art von Schuldgefühl trübt das Bild. Ellen Leeds starrte beim Sprechen ihre Hände an, was es für mich schwieriger machte, ihr Verhalten zu deuten.
    »Ich kam heute Abend in etwa zur gewohnten Zeit nach Hause. Nathan hat einen Klassenkameraden, dessen Mutter und ich die beiden Jungs abwechselnd nehmen. Heute hätte er

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