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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ließ ihn wieder auf den Boden fallen und drosch dann mit harten Fäusten auf den Knaben ein, während ich nur dastand und ihn anschrie, er solle aufhören. Die entsetzte Magd stürzte hinaus, so dass ich nun allein das Kind gegen den grausamen Großvater verteidigen musste, der meine Versuche des Dazwischentretens mit einer Leichtigkeit abwehrte, die ich von einem Mann seines Alters nicht erwartet hätte. Er erhob gar die Hand gegen mich und hätte mich, die ich nicht seine Gattin war, wohl auch geschlagen, hätte nicht eine besorgte Wache an die Tür der Kinderstube geklopft.
    Während der Großvater damit beschäftigt war, die Wache wegzuschicken, packte ich Gilles, rannte los und flehte dabei Gott an, er möge meinen Gatten oder jemand anderen, der mir helfen könnte, erscheinen lassen. Der kleine Gilles lag als wimmerndes Bündel in meinen Armen, während ich in den schmalen Gang zwischen der Kinderstube und Madame Maries Gemächern floh. Ich kannte die Verstecke dort gut genug, denn jede ihrer Damen war irgendwann einmal gezwungen gewesen, innerhalb dieser Gemächer zu verschwinden, wenn Guy de Laval ohne Vorankündigung erschien und die amourösen Aufmerksamkeiten seiner Gattin erwartete. Bei solchen Gelegenheiten war keine Zeit, sich würdevoll zurückzuziehen, denn er war ein fordernder Flegel, der nicht gern wartete. Er nahm sie dann auf der Stelle, auf einer Bank oder sogar im Stehen an der Wand, ohne darauf zu warten, bis wir anderen gegangen waren. Also versteckten wir uns und warteten still, bis Milord Guy sein Geschäft erledigt hatte, was er meist mit rascher Tüchtigkeit tat.
    Solche Ereignisse, so quälend sie damals auch gewesen sein mochten, waren mild im Vergleich zu meiner Not in diesem Augenblick, doch mein Wissen um die Verstecke war mir in dieser Lage von großem Nutzen. Als ich durch besagte Tür trat, sah ich im Umdrehen, dass Jean de Craon, fast trunken vor Raserei, hinter uns herstürzte. Gilles klammerte sich an mich und wand sich, doch ich konnte eine Hand befreien und die Tür zudrücken. Sie schabte über die Schwelle, und Holz knallte auf Holz. Mit aller Kraft schob ich den Riegel vor, kurz bevor er sich auf uns stürzen konnte. Zu meiner unbeschreiblichen Erleichterung traf der Riegel die Lasche, und die Tür hielt. Der böswillige alte Rohling hämmerte mit solcher Kraft gegen die Tür, dass die Bretter sich bogen und splitterten. Mit dem Kind an meiner Brust stürzte ich zu einem Wandschrank, während Jean de Craon das unnachgiebige Holz in ohnmächtiger Wut bearbeitete.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er so erschöpft war, dass er von der Tür abließ. Ich zitterte vor Todesangst in meinem Versteck, bis ich sicher war, dass er gegangen war. Als wir schließlich unsere stickige Gruft verließen, war mein Mieder nass von meinen Tränen und denen des Kindes. Und der Gestank in dem Schrank war unerträglich, denn während der Großvater uns verfolgte, hatte mein entsetzter kleiner Schutzbefohlener sich auf jede mögliche Art besudelt. Die Scham, die ich auf seinem Gesicht sah, als wir wieder ins Licht traten, war herzzerreißend.
    Als das Kind einige Stunden später wohl verpackt in seinem Bettchen lag, schlüpfte ich in die große Halle, um meinen Gatten zu suchen. Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, und ich wollte ihm unbedingt erzählen, was vorgefallen war. Er nahm zusammen mit dem Rest seiner Kameraden an dem großen Tisch sein Abendessen ein. Und mitten in dieser geselligen Runde saß der böse alte Mann, der mich und seinen Enkel nur wenige Stunden zuvor in Todesangst versetzt hatte; seine Laune schien heiter und gelöst, als er sich betrunken aufrappelte.
    Einen Augenblick lang lehnte ich wie gelähmt an der Wand. Eine Begegnung konnte ich unmöglich vermeiden, sollte er sich in seinen betrunkenen Kopf gesetzt haben, mir gegenüberzutreten. Ich konnte nur hoffen, dass der Hippokras ihm bereits den Blick vernebelt hatte, und als ich seine ersten taumelnden Gehversuche sah, begann ich zu glauben, dass diese Hoffnung sich erfüllen könnte.
    Als er auf mich zuschwankte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und schlüpfte mit gesenktem Kopf an ihm vorbei. Ich spürte seinen Blick auf mir, doch ich schaute nicht hoch. Er entließ mich mit einem kleinen, angewiderten Grunzen und sagte dann nichts mehr, versuchte weder, mich aufzuhalten noch mich anzusprechen. Es war, als wäre der ganze hässliche Vorfall in der Kinderstube nie geschehen.
    Ich würde sehr gerne berichten,

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