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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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ich, Satan, Beelzebub, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, im Namen der Jungfrau und Mutter Gottes und aller Heiligen im Himmel, erscheine vor uns und spreche mit uns und sei uns zu Willen.
    »Ihr werdet eine Abschrift dieser Anklagen erhalten, sobald sie ausgefertigt werden kann«, sagte Jean de Malestroit zu dem Angeklagten. »Versteht Ihr die Anschuldigungen, die von diesen vielen Bürgern gegen Euch vorgebracht wurden?«
    Milord Gilles’ Stimme war unnatürlich ruhig und leise. Er hob leicht das Kinn und sagte: »Ich weise diese Vorwürfe zurück und beantrage ihre Abweisung.«
    Mir stockte der Atem, wie auch allen anderen. » Mon Dieu « , seufzte ich. Niemand hatte erwartet, dass er es mit einer schlichten Zurückweisung versuchen würde. Die Richter und Ankläger versammelten sich zu einem hastigen tête-à-tête. Als sie sich dann wieder trennten, starrte Jean de Malestroit den Angeklagten mit unerschütterlichem Abscheu an und sagte: »Diese Anschuldigungen werden nicht leichtfertig erhoben, Milord. Und sie wurden auch nicht von Einfaltspinseln vorgebracht. Es gibt eine Vielzahl von Beweisen, von denen einige unwiderlegbar erscheinen, dass Ihr dieser Verbrechen schuldig seid, derer Ihr hier angeklagt werdet.«
    »Falschheit und Verleumdung!«, beteuerte der Angeklagte laut. »Ich schwöre es bei meiner Seele.«
    »Hütet Euch vor dem Schwören, sonst bringt Ihr Eure Seele in Gefahr.«
    »Zum Teufel mit dem, was Ihr sagt! Diese Anklagen sind völlig unbegründet.«
    Wieder ging ein Aufstöhnen durch die Menge. Seine Eminenz sorgte für Ruhe, indem er sagte: »Das Gericht glaubt das nicht, Milord, sondern zieht die Möglichkeit in Betracht, dass diese Behauptungen der Wahrheit entsprechen. Darüber hinaus betrachtet das Gericht angesichts der Art dieses Falles und des Gewichts der Beweise gegen Euch Euren Antrag als schikanös und eine Zeitverschwendung für uns. Und überdies « , fuhr er fort, »wurde uns dieser Antrag noch nicht schriftlich vorgelegt.«
    Gilles de Rais traf das unvorbereitet, diese Erklärung schien ihn durcheinander zu bringen. »Aber …«, stammelte er, »… ich habe noch keine Gelegenheit erhalten, dies zu tun!« Er drehte die Handflächen nach oben, um zu beweisen, dass es ihm an Pergament und Federkiel ermangelte.
    »Das Gesetz schreibt vor, dass jeder Antrag schriftlich vorgelegt wird, Milord.«
    »Das ist doch absurd!«
    »Ganz und gar nicht, Milord«, sagte Jean de Malestroit mit einem kaum sichtbaren Lächeln. »Dieses Gesetz hat seit vielen Jahren Bestand.«
    »Dann soll es niedergeschrieben werden!«, rief der Angeklagte. »Wenn nötig von mir selbst! Ich bitte Euch um die nötigen Werkzeuge.«
    Nun schwiegen die Richter einen Augenblick. Schließlich sagte Seine Eminenz: »Ich rate Euch, für eine solche Niederschrift die Dienste eines Advokaten in Anspruch zu nehmen, wenn Ihr in dieser Richtung fortfahren wollt. Aber ich sollte Euch des Weiteren darauf hinweisen, dass dies für Euch nur eine Zeitverschwendung sein wird, denn wir werden diesen Antrag nicht in Betracht ziehen, wie wortgewandt er auch verfasst sein mag.«
    »Das ist für mich nicht hinnehmbar.«
    Jean de Malestroit erhob sich langsam; ich bemerkte ein leichtes Zittern seiner Hand, das jedoch verschwand, als er sie fest auf den Tisch legte. Seine Stimme klang barsch. »Es braucht für Euch nicht hinnehmbar zu sein«, sagte er. »Es muss nur für Gott und unseren Herzog hinnehmbar sein.« Nach einer Pause fügte er mit sachlicherer Stimme eine Erklärung, vielleicht auch eine Beschwichtigung hinzu: »Seid versichert, Milord, dass wir Euren Antrag nicht aus Böswilligkeit oder Missachtung ablehnen – wir tun es, weil sowohl der Glaube wie die Vernunft es verlangen, dass wir gewissenhaft in der Richtung fortfahren, die wir eingeschlagen haben.«
    »Aber das sind alles Lügen, alles Blasphemien – es gibt keinen Grund zum Fortfahren. Das ist eine Verschwörung jener, die meinen Ruf vor Gott und meinem König vernichten wollen. Diese Unholde haben es auf meinen Besitz abgesehen.«
    Es war die Wahrheit, obwohl das keiner der Richter je zugeben würde. Milord Gilles schien dem Platzen nahe. Sein Gesicht rötete sich, und mit zitternder Hand griff er nach dem braquemard in der Scheide an seiner Taille. Bei dieser Bewegung legten alle Wachen wie ein Mann die Hand ans Schwert.
    »Ich leugne die Zuständigkeit dieses Gerichts«, rief er, »und ich ziehe all meine früheren Aussagen zurück,

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