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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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zu sagen, dass sie verurteilen oder freisprechen sollten (von Unschuld sagte er nie etwas) ausschließlich aufgrund der vorgelegten Fakten, und dass die Möglichkeit einer extremen Strafe ihren Entscheidungsfindungsprozess in keiner Weise beeinflussen dürfe. Er wies sie ausdrücklich darauf hin, dass in der Strafbeimessungsphase des Prozesses zusätzliches Beweismaterial gesucht und betrachtet werden würde, sollten sie den Spruch schuldig fällen, und dass es durchaus nicht vorherbestimmt sei, dass ein Angeklagter, gegen den die Todesstrafe gefordert werde, nach einem Schuldspruch auch zum Tode verurteilt werde. Zusätzlich wies er sie an, ihre religiösen oder politischen Meinungen zu der Todesstrafe nicht in ihren Entscheidungsfindungsprozess bezüglich des Schuldspruchs einfließen zu lassen, eine Warnung, die immer ausgesprochen und selten befolgt wird.
    Ich weinte vor Erleichterung wie ein kleines Kind, als er für schuldig befunden und zum Tod verurteilt wurde.

37
    Jean de Malestroit übergab mich in die Obhut einer Wache mit der Erklärung, dass ich mich nicht wohl fühle und mich auf keinen Fall von der Stelle rühren dürfe, bis er zurückkehre. Und dann verschwand er in Milord Gilles’ Gemächern, als lauerte nichts Böses darin. Als er einige Minuten später wieder erschien, war sein Gesicht ernst und düster.
    »Er hat mir gesagt, was vorgefallen ist«, sagte mein Bischof. »Dass er Euch den Mord an Michel gestanden hat.«
    Ich packte seinen Arm und klammerte mich verzweifelt an ihn.
    »Er hat mich damit verhöhnt, mit jeder grausigen Einzelheit. Und ich hörte ihm zu, es war, als könnte ich gar nicht anders. Solche Gotteslästerungen und Ungeheuerlichkeiten, wie ich sie nie zuvor gehört …«
    Jean de Malestroit bekreuzigte sich und legte mir die Hand auf die Stirn. »Lieber Vater im Himmel«, betete er laut, »nimm diese Frau in Deine besondere Obhut und gewähre ihr Trost in dieser Stunde tiefster Dunkelheit.«
    Er führte mich den Gang entlang zur Treppe. »Ich ging zu Eurem chambre, um Euch aufzusuchen. Aber Jean sagte mir, Ihr seid fortgegangen und er befürchte, Ihr wolltet Gilles de Rais besuchen. Ich war überrascht, aber er sagte mir auch, dass Ihr schon einmal dort gewesen wärt. Guillemette – ist das wahr?«
    Ich bestätigte es mit einem knappen Nicken.
    »Aber … warum?«
    »Weil ich Fragen hatte, die nur er beantworten konnte. Aber es wäre mir lieber gewesen, wenn Jean Euch nichts gesagt hätte. Es hätte Euch nicht geschadet, wenn Ihr von diesen Besuchen nichts gewusst hättet.«
    Sein Gesicht nahm nun den vertrauten Ausdruck der Missbilligung an, in dem ich auf wunderliche Art Trost fand. »Wir wollen jetzt nicht davon sprechen, Schwester; es wird später noch genügend Zeit geben, diese Dinge zu bereden. Im Augenblick bin ich nur froh, dass er es getan hat. Gott allein weiß, was Ihr einige Augenblicke später getan hättet. Dass eine Frau Eures Standes sich so verhält …«
    »Zum Teufel mit meinem Stand. Warum muss ich mich immer nach den Gesetzen meines Standes verhalten?«
    »Weil dies die Gesetze sind, nach denen wir alle leben, und es ist nur recht und billig, dass wir es tun, denn so wehren wir das dunkle Chaos ab, das aus der Gesetzlosigkeit entsteht.« Er hielt kurz inne und sagte dann: »Ich darf wohl behaupten, dass wir gesehen haben, was geschieht, wenn jemand versucht, außerhalb des Gesetzes zu leben – in Milords Fall, sich über das Gesetz zu erheben. Aber ich glaube, dass jeder mitfühlende Richter Euch angesichts dieser Umstände vom Vorwurf des Mordes freisprechen würde.«
    »Wie es bei der Frau geschah, die ihren Mann tötete, weil er sie beinahe zu Tode prügelte?«
    »Das war eine ganze andere Sache. Was Ihr durchgemacht habt, ist noch viel schlimmer.«
    »Dabei kennt Ihr nicht einmal die Hälfte von dem, was ich durchgemacht habe.«
    » Au contraire « , sagte er. Eine große Zärtlichkeit lag in seiner Stimme. »Ich weiß alles.«
    »Das könnt Ihr nicht. Außer, Jean hat es Euch gesagt.«
    »Ich brauche weder Jean noch sonst jemanden, um zu wissen, welchen Verdacht Ihr hegtet. Ich weiß, dass Ihr Milord seit Monaten verdächtigt, Euren Sohn ermordet zu haben. Und jetzt wisst Ihr ohne jeden Zweifel, dass er es getan hat.«
    »Warum habt Ihr nicht schon früher darüber gesprochen?«
    »Weil ich mir, wie Ihr selbst, bisher in meinem Herzen nicht sicher war, dass er es wirklich getan hatte, und weil er so viele andere Morde begangen hatte, dass der an

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