Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Dolch noch gar nicht erhoben.
    »Barron«, flüsterte er mit kaum hörbarer Stimme. »Ach, Fürst Barron, warum kommt Ihr jetzt, da alle Hoffnung dahin ist?«
    War dies plötzlicher Wahnsinn? »Milord Gilles, ich bin nicht Barron …«
    »Du lügst, Dämon. Du lügst, wie es die anderen immer gesagt haben. Ach, wie konnte ich nur so ein Narr sein zu glauben, du würdest dich mir in deiner wahren Gestalt zeigen, denn hier bist du, in der Gestalt einer Frau, der ich immer vertraut habe, doch du bist der, welchen ich gerufen habe mit François …«
    Das Messer fühlte sich kalt und fremd in meiner Hand an; es war nun nicht mehr der Trost, der es noch Augenblicke zuvor gewesen war, als ich es im Namen Gottes hatte benutzen wollen. Plötzlich erschien es mir unheilig. Dennoch konnte ich es nicht loslassen.
    Er sah in mir den Dämon, den er so lange erfolglos gesucht hatte. Es war die Mutter in mir gewesen, die ihn hatte verschonen wollen, und jetzt war es die Mutter in mir, die ihn für seine Sünden erstechen wollte. Wenn er in mir den Teufel sah, konnte ich den nicht auch in ihm sehen?
    Ich schaute ihn an und sah Satan. Aber war er wahnsinnig und deshalb nicht schuldfähig? Oder spielte er den Wahnsinn nur, um mein Mitleid zu erwecken?
    Es kümmerte mich nicht mehr. Ich zog den Dolch aus dem Ärmel und hob ihn hoch in die Luft. Er fühlte sich in meiner Hand an wie das Schwert Gottes. Milord Gilles rührte sich nicht, er stand einfach da, als hieße er den Stich willkommen. In seinen leeren Augen war kein Gefühl; es schien ihn nicht zu kümmern, ob ich ihn tötete. Es kümmerte ihn gar nichts mehr, am allerwenigsten ich.
    All meine Kraft schoss in meine Unterarme, und ich stieß zu. Doch bevor der Dolch sein Ziel im Herzen von Gilles de Rais fand, wurde ich um die Mitte gepackt und herumgewirbelt. Ich hatte niemanden kommen hören, Milord hatte nicht nach den Wachen gerufen, und ich hatte nichts getan, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Es war, als würde ich in der Luft tanzen. Während ich so gefesselt war, drehte Milord sich um und floh in seine Gemächer.
    Und dann landete ich in einem Gewirr schwarzen Tuchs auf dem Boden. Der Dolch entglitt mir und fuhr mit der Spitze nach unten zu Boden, wo er in dem dicken Teppich zitternd stecken blieb. Ich befreite mich aus dem Griff meines Häschers, wirbelte herum und starrte in die Augen von Jean de Malestroit.
    Er hob das schwankende Messer auf und zog mich in den äußeren Gang. Dort lehnte er mich gegen die Wand. Es waren keine Wachen in der Nähe; er hatte sie wohl ein Stück weiter weg postiert.
    »Guillemette!«, rief er »Was ist denn in Euch gefahren?«
    »Ich – ich weiß es nicht …«
    »Wie konntet Ihr nur auf den Gedanken kommen, so etwas zu tun – habt Ihr den Verstand verloren?«
    Ich starrte ihn einen Augenblick lang an. Dann drehte ich mich um und schaute in den leeren Salon. »Nein, Eminenz. Ich fange eben an zu glauben, dass ich ihn vielleicht gefunden habe.«

36
    Der Verbleib von dreizehn Kindern war noch immer unbekannt. Die Hoffnung der Eltern, dass ihre Söhne unversehrt zurückkehrten, war von der harten Realität dessen, was mit Earl Jackson passiert war, und dem Schicksal, dem Jeff nur knapp entronnen war, zunichte gemacht worden. Die meisten setzten nun ihre ganze Energie daran, die Behörden zu verstärkten Anstrengungen zu drängen, um herauszufinden, was mit ihren Leichen passiert war.
    Durand war so unkooperativ, wie ein Mörder es nur sein konnte; es grenzte fast schon an Hohn. Aber wir wussten, was er mit ihnen getan hatte – er hatte alles aufgezeichnet. Er benutzte jeden der Jungen, die er entführt hatte, als »Schauspieler« in einem Horror-Potpourri, das aus ihren gefilmten Folterungen und Toden bestand. Im Studio von Angel Films fand ein Mitglied der Spurensicherung einen in eine Wand eingelassenen und sehr geschickt versteckten Safe. In ihm befanden sich, etwas abseits vom übrigen Material, mehrere Rollen Film. Ich werde nie verstehen, warum er seiner Schwester nichts von ihrer Existenz und ihrem Aufbewahrungsort gesagt hatte. Vielleicht hatte er ja die verrückte Idee, dass er wieder freikommen würde und sie dann verwenden könnte.
    Irgendwie entledigte Durand sich der Leichen seiner Opfer, aber aus einem unerfindlichen Grund behielt er ihre Turnschuhe. Und können Sie sich das vorstellen, einige Filmvertreiber meldeten sich heimlich bei uns und enthüllten, dass Durand mit diesem Material tatsächlich hausieren gegangen war,

Weitere Kostenlose Bücher