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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Händen, aber sein Körper war nicht da. Wir standen vor einem Grabstein, dem von Etienne möglicherweise, und seine leblosen Augen weinten. Die meinen ebenfalls. Ich erwachte mit nassem Gesicht und verkrusteten Augen.
     
    Wieder gestand Milord alles, aber in dieser Aussage berichtigte er die Fehler des Geständnisses, das er in seinen Gemächern abgelegt hatte. Meinen Sohn Michel erwähnte er namentlich nicht, auf andere aber ging er in allen Einzelheiten ein – vor allem auf diesen Knaben aus Vannes, dessen kopfloser Körper sich gegen seine Beseitigung gewehrt hatte und schließlich von Poitou in die Latrine gestoßen worden war.
    Wie versprochen, ging er auch genauer auf die Zeit ein, als er seine Schreckensherrschaft begann. Aber offenbar konnte er nicht widerstehen, einem anderen die Schuld zu geben für die Abwege, die er eingeschlagen hatte.
    »… seit Beginn meiner Jugend, und dass ich gegen Gott und seine Gebote gesündigt und unseren Retter beleidigt habe wegen der schlechten Behandlung, die ich in meiner Kindheit erhielt, als ich ungezügelt allem frönte, wonach mir der Sinn stand, und ich mir Befriedigung verschaffte mit jeder verbotenen Tat.
    … dass ich mich gegen die Natur versündigte auf Arten, die in der Anklageschrift nicht erschöpfend dargestellt sind, und mögen sie in der Muttersprache veröffentlicht werden für alle Männer, von denen der größte Teil des Lateinischen nicht mächtig ist, damit sie dies alles lesen und sich zu Herzen nehmen. Mögen diese Aufzeichnungen bekannt gemacht werden zu meiner Schande, denn durch diese Bloßstellung werde ich Gottes Verzeihung und Freisprechung umso leichter erreichen. Es lag an meiner empfindsamen Natur als Kind …«
    Frère Jean saß rechts von mir, Frère Demien de Lisle links. Gemeinsam gelang es ihnen, mich zurückzuhalten, als ich erzürnt aufspringen wollte.
    Meine Stimme war leise, doch meine Worte nachdrücklich. »Er war nie empfindsam.«
    »… dass ich mich diesen Vergnügungen hingab und ganz nach meinem Belieben alles Böse tat, was ich tun konnte. Bitte, all Ihr Väter und Mütter und Nachbarn von allen jungen Knaben, ich ermahne Euch, sie aufzuziehen in guten Sitten und guten Lehren, sie in all diesen Dingen zu unterweisen und sie zu tadeln, sollten sie in dieselben Fallen gehen, in die ich gegangen bin. Wegen dieser Leidenschaften und um mein fleischliches Begehren mit Wonne zu befriedigen, habe ich viele Kinder verschleppt und andere dazu gebracht, sie zu verschleppen, so viele, dass ich ihre genaue Zahl nicht nennen kann. Ich ließ sie alle töten, aber nicht bevor ich widernatürliche Unzucht mit ihnen getrieben hatte. Später umarmte ich diese toten Kinder und bewunderte ihre Köpfe und Gliedmaßen, damit ich darüber nachsinnen konnte, welcher von ihnen der Schönste war. Ich bewahrte ihre Köpfe auf, bis die Zeit kam, als ich gezwungen war, einen Großteil davon aufzugeben …«
    Er ermahnte die Eltern, ihre Kinder vor dem Abgrund zu bewahren, in den er gestürzt war, indem sie ihnen beibrachten, ihn zu meiden.
    »Jenen unter Euch Anwesenden, die Ihr Kinder habt, lege ich ans Herz, sie mit guten Lehren zu erziehen und ihnen schon in jüngsten Jahren Tugend einzuflößen … Wacht über Eure Kinder, und lasst sie nicht zu feine Kleider tragen oder dem Müßiggang frönen. Haltet sie davon ab, einen Geschmack für Leckerbissen oder Hippokras zu entwickeln, denn diese Begierden erzeugten in mir einen ständigen Zustand der Erregung, in dem ich die meisten meiner Verbrechen beging.«
    Und schließlich bat er all jene um Vergebung, denen er Böses zugefügt hatte.
    »Ich flehe die Eltern und Freunde der Kinder, die ich so grausam hingeschlachtet habe, um die Gnade der Vergebung an und um ihre Hilfe, indem sie für meinen Seelenfrieden beten.«
    Und als er geendet hatte, herrschte absolutes Schweigen, bis Chapeillon sich aus seinem Sessel erhob. »Lasst uns nun den Tag für die Urteilsverkündung festsetzen.«
    »Ja«, sagte Jean de Malestroit. In seiner Stimme schwang derselbe Wunsch nach einem Abschluss dieser ganzen Geschichte mit, den auch ich verspürte. »Wir werden zu diesem Behufe am Morgen wieder zusammentreten.« Er schwang seinen Hammer und erhob sich dann. Die Sitzung war zu Ende.
     
    Das war das letzte von Milords Geständnissen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass mich diese neuerlichen Eingeständnisse noch mehr treffen könnten«, sagte ich zu Jean. »Aber jede Wiederholung treibt es mir tiefer ins Herz.«
    »Im

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