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Die Schreckensteiner auf der Flucht

Die Schreckensteiner auf der Flucht

Titel: Die Schreckensteiner auf der Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Ingrid schüttelte nur noch den Kopf.
    „Ist es denn die Möglichkeit! Seit mein Bruder diesen Blödsinn verzapft hat, führen sie sich auf wie die Halbaffen.“
    „Vielleicht wollen sie auch noch einen Rekord in Ruppigkeit aufstellen“, sagte Renate. Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Die Ritter schienen sich Mückes Artikel sehr zu Herzen genommen zu haben. Ihre Spielweise beim Handball hatte sich leicht verschärft, ihre Ausdrucksweise gewaltig. Gänse, Hühner, Kühe, Ziegen und weitere Tierbezeichnungen wandten sie wahllos auf die Mädchen an. Erst abends, wenn sie im Wirtschaftsgebäude unter sich waren, gebrauchten sie wieder die Taufnamen. Falls sie überhaupt über die Mädchen sprachen. Das war neuerdings verpönt.
    Die Ritterschaft lebte im Rekordtaumel.
    „Schaut mal her!“ rief der kleine Egon. Im Schlafanzug stand er neben der Meßlatte, vor der er sein Trimesterhemd aufgetürmt hatte.
    „Tatsächlich neuer Rekord!“ bestätigte Mücke. „Hat das kürzeste Hemd und macht damit den größten Wind!“
    Für diesen Rekord zeigten die Mädchen kein Verständnis. Der kleine Egon hieß bei ihnen fortan nur noch „Dreckspatz vom Dienst“. Dass sie überhaupt davon erfahren hatten, lag an Dampfwalze. Nach wie vor nützte er jede Gelegenheit, um mit Ingrid zu sprechen. Und weil er meist nicht wusste, was er sagen sollte, quatschte er eben.
    „Ach du Schreck! Das ganze Kränzchen!“ sagte Ottokar eines Nachmittags, als Fräulein Doktor Horn, von mehreren Lehrerinnen begleitet, dem Startplatz zustrebte. Obwohl es seit dem späten Vormittag taute, waren die Damen dick vermummt. Fräulein Böcklmeier trug sogar Schihosen.
    „Die wollen doch nicht etwa mitfahren?“ sagte Klaus.
    „Fragen können wir sie ja“, antwortete Mücke. „Höflich wie wir sind.“
    Da trat Fräulein Doktor Horn hinzu und betrachtete interessiert den Bob Stephan.
    „So, das ist also euer Schlitten.“ Sie sah in die Runde und schien auf etwas zu warten. Auch die Ritter warteten. Sonja zwinkerte Stephan belustigt zu. Endlich machte Fräulein Doktor Horn den Mund wieder auf.
    „Was ist? Ich würde gerne eine Fahrt sehen. Falls das nicht zu gefährlich ist.“
    „Es ist nicht gefährlich!“ beeilte sich Sonja zu erklären. „Mein Vater hat die Bahn inspiziert und Direktor Meyer auch.“
    Ottokar und Dampfwalze stellten rasch eine „ungefährliche“ Mannschaft zusammen. Aus lauter Leichtgewichten. Fritz, Walter, Mücke und Hans-Jürgen.
    „Brems, was du kannst!“ flüsterte Dampfwalze Mücke ins Ohr. „Und fahrt unten rechts rein. Nicht springen! Sonst verbietet sie’s womöglich!“
    Mücke nickte. Stephan meldete, es sei alles bereit. Fräulein Doktor Horn dankte, sanft wurde der Schlitten angeschoben, Mücke sprang auf und bremste wie vereinbart schon vor der ersten Kurve.
    „Doch, das kann man verantworten!“ sagte Fräulein Doktor Horn zu ihren Lehrerinnen. Als die Damen nickten, änderte sie plötzlich ihre Meinung. „Nun sehen wir hier besonders kleine und leichte Jungen. Die größeren kommen sicher anders daher.“
    Das war gut beobachtet. Nicht umsonst gab Fräulein Doktor Horn Physikunterricht. Jetzt musste den Rittern eine gute Antwort einfallen.
    „Selbstverständlich läuft der Schlitten schneller, je schwerer er ist. Aber auch dann ist die Sache ungefährlich. Wir würden uns sogar verbürgen, jede der Damen heil hinunterzubringen“, sagte Stephan. Fräulein Doktor Horn lächelte.
    „Sehr aufmerksam, mein Junge. Aber ich glaube dir auch so.“ Es sah aus, als wollten die Damen wieder gehen, da sagte Fräulein Böcklmeier völlig unerwartet: „Ich weiß nicht, mich würde das reizen, einmal mitzufahren.“
    „Bitte!“ sagte Fräulein Doktor Horn im allgemeinen Gelächter. „Dann hätten wir gleich den Beweis, ob auch schwerste Ladungen vertretbar sind.“
    Verdutzt sahen Stephan, Ottokar und Dampfwalze einander an. Jeder wusste, was die beiden anderen dachten: Mit ihnen dreien und Fräulein Böcklmeier müsste der Schlitten laufen wie noch nie. Die Verlockung war unwiderstehlich.
    „Bitte“, sagte Ottokar und deutete auf den Schlitten, den der kleine Egon und der kleine Kuno gerade zum Startplatz herüberschoben.
    „Dann wollen wir mal!“ rief Fräulein Böcklmeier. „Spaß muss sein!“ Und sie setzte sich auf den Schlitten, dass die Kufen sichtlich in den festgetretenen Schnee einsackten.
    „Ich mach den Bremser“, sagte Ottokar. Dampfwalze und Stephan standen einander

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