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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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und Gebrechlichkeiten besteht. Tatsächlich besitzt Ungarns Literatur kein vergleichbares Werk, welches die inzwischen untergegangene Aristokratie, ihre Lebens- und Denkweise, ihr Umfeld und ihre Sitten mit solcher Anschaulichkeit aus innerer Vertrautheit schildert.
    Nochmals: Politiker oder Künstler? Die öffentliche Tätigkeit war einem Bánffy in die Wiege gelegt. Politisches Interesse und die Bereitschaft, Funktionen zu übernehmen – 1921/22 sogar das Amt des ungarischen Außenministers –, blieben Miklós Bánffy in der Tat ein Leben lang eigen. Dass die »Siebenbürger Trilogie« von politischer Thematik und Besorgnis durchzogen ist, braucht nicht betont zu werden. Ein Homo politicus, das war er einerseits unbestreitbar. Doch erklärte er anderseits früh schon, dass ihn die künstlerische Arbeit stärker anziehe, und dies sagte er auch zur Begründung, als er 1910 vom Posten des Klausenburger Obergespans freiwillig zurücktrat.
    Bánffy, diesen seltsamen Grafen, zog es schon in seiner Schüler- und Studentenzeit zum Theater, wo er als Statist die Welt vor und hinter den Kulissen kennenlernte. Dass er bei seiner aristokratischen Erziehung Fremdsprachen lernte und vorzüglich Deutsch, Französisch und Englisch sprach, verstand sich von selbst. Als weniger selbstverständlich galt, dass er dank seines musikalischen Talents ein bemerkenswerter Klavierspieler wurde und sich auch in Komposition versuchte. Hinzu kam auf höchst ungewöhnliche Weise, dass er, für die bildenden Künste ebenfalls hochbegabt, bei Bertalan Székely, einem der damals berühmtesten Maler Ungarns, Stunden nahm und sich später als Buchillustrator und Porträtist bewährte. Als er sich nach dem Ersten Weltkrieg zugunsten Ungarns auf einer westeuropäischen Goodwill-Mission befand und dabei – in Budapest war die Räterepublik ausgerufen worden – in Holland mittellos strandete, war sich Bánffy nicht zu schade, sein Brot als Maler mit Porträtaufträgen zu verdienen. So wie er, nun schon als ungarischer Außenminister, sich im Frühling 1922 auf der Konferenz von Genua die Zeit und wohl die Langeweile damit vertrieb, dass er von den Staatsmännern am Verhandlungstisch Karikaturen zeichnete, die später in einem Band herausgegeben wurden.
    Als vollends ungewöhnlich galt wohl, dass bereits der Gymnasiast Miklós Bánffy ein Theaterstück verfasste und dass sein zweites Stück, das er während seiner Studentenzeit schuf, in Budapest auch aufgeführt wurde. »Sonnenlegende« und »Der Großfürst« hießen weitere, 1906 und 1913 entstandene Bühnenwerke, das letzte ein Attila-Drama, das im Zeichen einer in Ungarn damals gängigen Morgenland-Spätromantik stand, sich aber zugleich, wie Bánffy dazu später vermerkte, gegen die Lehre Houston Steward Chamberlains und anderer richtete, gegen die angeblich rassisch bedingte Überlegenheit der »Arier«. Bánffy kehrte zur dramatischen Gattung immer wieder zurück, sein literarischer Nachlass umfasst acht Theaterstücke. Die frühen Werke zeichnete er noch mit einem Decknamen, der freilich nicht lange geheim blieb. Seinen 1914 erschienenen Novellenband würdigte und begrüßte kein Geringerer als Endre Ady, einer der größten Lyriker Ungarns im letzten Jahrhundert. In seiner Besprechung verwarf Ady damals schon ein Urteil, das heute noch herumgeistert und behauptet, Bánffy könne, da er zum Hochadel gehöre, bloß ein in die Literatur verirrter »Dilettant« sein.
    Die zwei Seelen in der gleichen Brust, die politische und die künstlerisch-gestalterische, lagen miteinander wohl im Kampf, fanden aber auch, wie im vorliegenden Roman, zusammen. Freilich verteilte Bánffy die Rollen hier auf seine zwei Hauptfiguren, auf Bálint Abády, den Abgeordneten im Parlament, und László Gyerőffy, den Musiker. Charakterschwäche verursacht das Scheitern Gyerőffys, sie führt zum Untergang am Spieltisch, zum Versinken in Schulden, zur Vergeudung eines doch offenkundig nicht geringen Talents. Es ist, so scheint uns Bánffy zu sagen, eine späte, dem Unglück gegenüber wehrlose Generation, die den Willen zur Selbstbehauptung nicht mehr aufbringt. Ein Verhängnis liegt über Siebenbürgen, wo Armut und die eigene Verschrobenheit den Erfolg auch einem Erfinder wie András Jópál versagen. Noch manch anderer Sonderling, der am Rand des Wahnsinns balancierende Pál Uzdy nicht zuletzt, gehört zu diesem Menschenschlag.

    Gyerőffy allerdings kommt im Roman eine besondere Funktion zu. Das Abweichende und

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