Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
ihr zum ersten Hochzeitstag geschenkt hatte. Amanda hatte Rogers Gesicht mit Küssen übersät und immer wieder gerufen: »Du kennst mich so gut!«, bis er sie mit seinem Mund zum Verstummen gebracht hatte. All das Gold und das leise Geklimper hatte sie so glücklich gemacht, und die Nachricht dieser Anhänger hatte sie amüsiert. Sie hatte ihn so sehr geliebt.
Und jetzt war dieses Glück einfach fort.
Das Glück hatte sie verlassen, und sie hatte derweil nicht nur eine, sondern gleich zwei Möglichkeiten auf ein neues Glück einfach von sich gewiesen. Sie hatte die beiden einander geradezu in die Arme getrieben.
Die tröstlichen Gefühle, in die sie sich gehüllt hatte, glitten von ihren Schultern. Aber sie hatten ihren Zweck erfüllt. Amanda war nicht mehr wie erstarrt, und das geschmolzene Eis wurde zu heißen Tränen.
25
Amandas Handy war auf Konferenzgespräch geschaltet. Sie trug einen riesigen blauen Filzhut mit breiter Krempe und dazu das kurze blaue Kleid mit den Tupfen, das sie so sehr liebte. Darunter trug sie nur eine Strumpfhose und ihre Stilettos mit zehn Zentimeter hohen Absätzen. Unter dem Kleid trug sie heute kein Höschen. Amanda hatte festgestellt, dass es sich großartig anfühlte, wenn sie die Macht übernehmen wollte. Im Moment war sie noch undercover unterwegs, aber schon sehr, sehr bald würde sie ihrem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Ein Feuergefecht war unausweichlich, und wenn sie keinen Slip trug, hatte sie irgendwie das Gefühl, sie könnte schneller am Abzug sein.
Das Bild vom einsamen Revolverhelden passte zu der Befremdung, unter der sie seit dem vergangenen Abend litt.
Amanda saß hinter einem großen Benjamin und hatte dem Hoteleingang den Rücken zugedreht. Es sah aus, als würde sie lesen, aber in ihrem Buch hielt sie einen passend großen Spiegel, mit dessen Hilfe sie den Eingang im Auge behielt. »Jetzt kommen wieder Leute durch die Drehtüren«, flüsterte sie. »Haltet euch bereit!«
Zuerst kam ein Pärchen mittleren Alters in zerknitterten Hawaiihemden und Shorts. Ihnen folgte ein dürrer Kerl mit buschigen Haaren, dann ein steifer Knopf von Armeeoffizier mit roten Schulterklappen und direkt hinter ihm ...
»Da ist Sophie Sharpe. Sie ist gleich am Fahrstuhl in zehn, neun ...«
Amanda rutschte etwas zur Seite, um jetzt über den Spiegel die Fahrstühle im Blickfeld zu haben. Die Türen eines Fahrstuhls glitten auf. Rupert und Paul betraten die Kabine und drehten sich zu den Wänden links und rechts, um die Werbeplakate zu studieren. Sophie Sharpe trat nach ihnen in den Fahrstuhl. Irgendwas machte sie misstrauisch, denn sie wollte sich umdrehen und eilig den Fahrstuhl wieder verlassen. Doch da war Trevor schon zur Stelle und verhinderte, dass sie ihnen entwischte.
Paul hämmerte auf die Knöpfe. Die Türen schlossen sich hinter Trevors Rücken.
Ha! Sie hatten diese verfluchte Schlampe!
Amanda nahm ihre Aktentasche und fuhr mit dem nächsten Lift nach oben. Im zehnten Stockwerk stieg sie aus. Die Suite, in der die Aktionärsversammlung stattfinden sollte, lag ein Stockwerk tiefer. Als sie zu Suite 1012 kam, war die dunkle Glastür, hinter der sich hinter einem kleinen Flur die Räumlichkeiten der Suite verbargen, geschlossen. Nur eine offene Doppeltür führte in ein Konferenzzimmer, in dem ein riesiger Mahagonitisch stand. Und an diesem Tisch saß Sophie Sharpe, die gegen ihre Peiniger ankämpfte, ohne auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Sie wurde von Paul und Rupert flankiert, und Trevors riesige Pranken drückten ihre Schultern nieder. Ihre Tasche stand neben ihrem Stuhl auf dem Boden. Nola saß an der Stirnseite des Tischs. Sie präsentierte ihre züchtig gekreuzten Beine fast vollständig, sogar noch über die Spitze ihrer halterlosen Strümpfe hinweg, und der winzige karierte Faltenrock in königlichem Blau und Grün bedeckte kaum mehr als ihren Slip. Amanda stellte fest, dass die junge Frau in einer Schlammpfütze sitzen könnte, ganz ohne dabei ihre Kleidung zu beschmutzen.
An diesem Morgen hatte Amanda ihre drei jungen Angestellten noch nicht gesehen. Jeder hatte die ihm zugewiesenen Aufgaben erfüllen müssen, und es sah so aus, als hätten Paul, Rupert und Nola die ihren mit Bravour gemeistert. Die Jungs hielten sich wacker. Rupert wirkte etwas verärgert, als fiele es ihm schwer, hier zu sein. Paul war ziemlich blass, doch er blieb auf Kurs. Nola schien das Ganze großen Spaß zu machen. Aber so kannte Amanda sie.
Vergeblich
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