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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Merv der Perv schweigt.
    Sie beschließt, das mit den Fragen zu lassen und einfach nur dazusitzen. Sie müsste sich dringend einmal die Achseln und die Haut unter den drahtverstärkten Rändern ihres BH mit einem Taschentuch trocknen. Es wird nicht mehr lange dauern, dann hat der Schweiß ihre Bluse durchweicht. Im Raum ist es drückend heiß.
    Mervyn grinst sie an.
    »Was ist denn?«, sagt er in die Stille hinein. »Wird das ein Wettbewerb, Detective? Sind Ihnen die Fragen ausgegangen?«
    »Ihre Frau hat ausgesagt, dass Sie heranwachsende Mädchen fotografiert haben, Mervyn. Dass Sie auf meine Fragen nicht antworten möchten, kann ich verstehen. Sie glauben, Sie würden sich nur noch mehr Ärger einhandeln, wenn Sie reden, deswegen verstehe ich Ihr Schweigen. Ich an Ihrer Stelle würde dasselbe tun.«
    »Meine Frau leidet unter Wahnvorstellungen.«
    »Auf mich hat sie einen ganz vernünftigen Eindruck gemacht. Sie wirkte klar und besonnen.«
    Er schnaubt. »Kein Kommentar.«
    »Obwohl ich schon sagen muss, dass ich mir Sie beide nicht als Paar vorstellen kann.«
    Er zieht fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ein seltsames Paar geben Sie ab«, erklärt sie.
    »Wenn Sie das sagen«, antwortet er.
    »Wo haben Sie sich kennengelernt?«
    »Kein Kommentar.«
    »Was ist mit Ihrer Tochter? Wie alt ist die, elf?«
    »Zwölf.«
    »Nur noch ein Jahr von Ihrem Lieblingsalter entfernt, was? Wo haben Sie Lucinda versteckt?«
    Er beugt sich vor und wirft ihr einen eiskalten Blick zu. »Ich habe mit dem Verschwinden dieser Kinder nichts zu tun. Ich bin Familienvater. Ich bin Ehemann. Ich bin, anders als Sie meinen, kein Pädophiler. Sie haben keine Beweise dafür, dass ich etwas mit der Sache zu tun habe, und wenn Sie jetzt auf ein tränenreiches Geständnis hoffen, können Sie lange warten. Ich habe es Ihnen schon gesagt. Ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
    »Was sagt Ihnen der Name Charles Lafferty?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Den kenne ich nicht.«
    »Das glaube ich aber doch.«
    Mervyn verdreht die Augen.
    »Sie benutzen diesen Namen, nicht wahr, Mervyn?«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Das ist Ihr Pseudonym, wenn Sie sich als ein anderer ausgeben.«
    »Wozu sollte ich das tun?«
    »Vielleicht schämen Sie sich wegen sich selbst«, antwortet Joanne.
    Mervyn lacht verächtlich. »Ich schäme mich kein bisschen für mich, Detective«, korrigiert er ihre Grammatik. »Vielleicht sprechen Sie für sich. Vielleicht schämen Sie sich für das, was Sie sind?« Er hält inne und mustert sie von oben bis unten. »Sicher sind Sie unverheiratet.«
    Joanne starrt ihn ausdruckslos an. Sie sagt nichts.
    »Warum wohl?«, fragt er.
    »Die guten Männer sind die Ausnahme, würden Sie das nicht auch sagen?«
    »Vielleicht liegt es eher daran, dass ein Trampel wie Sie nun mal ein Ladenhüter ist.«
    Joanne beugt sich vor und sagt mit leiser Stimme: »Wir wissen, dass Sie es sind, Mervyn. Wir haben DNS-Spuren gefunden.«
    Er sagt kein Wort, aber für den Bruchteil einer Sekunde sieht sie eine Regung über sein Gesicht huschen.
    Sie redet weiter. »Warum tun Sie sich nicht den Gefallen und erzählen uns, warum Sie das getan haben? Möglicherweise kann Ihr Verteidiger es verwenden. Wenn Sie darauf beharren, die Aussage zu verweigern, bringt uns das auch nicht weiter. Niemand wird mit einem Typen wie Ihnen mitfühlen, der nicht einmal zu seinen Taten stehen kann. Schon gar nicht Ihre zukünftigen Mitgefangenen. Erzählen Sie mir, was Sie antreibt, dann können wir vielleicht einen psychiatrischen Gutachter einschalten. Wie ich gehört habe, sind die manchmal sehr hilfreich, wenn das Strafmaß festgelegt wird.«
    »Was für DNS-Spuren?«, fragt er.
    »Ach, Mervyn, ich werde doch nicht alle meine Geheimnisse ausplaudern.«
    »Sie bluffen.«
    »Es ist mir nicht gestattet zu bluffen.«
    Er lehnt sich zurück. Er atmet tief ein und langsam wieder aus.
    »Ich glaube Ihnen kein Wort«, sagt er.
    »Ich lüge nicht, Mervyn. Wir können Sie mit einem der Opfer in Verbindung bringen. Und nun, da Sie hier sind, werden wir eine Gegenüberstellung veranlassen. Die Chancen stehen gut, dass die Mädchen Sie wiedererkennen, sobald Sie vor ihnen stehen.«
    Mervyn Peterson wirft seinem Anwalt einen fragenden Blick zu. Joanne beobachtet ihn genau. Die Miene des Anwalts ist reglos. Er senkt den Blick und schüttelt den Kopf.
    »Kein Kommentar«, sagt Mervyn entschieden.
    Joanne schiebt die Hand über den Tisch, als wolle sie ihm entgegenkommen. »Mervyn«, sagt sie

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