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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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beide wahrscheinlich verraten.
    »Ich hole dich«, versprach Carl. Er küsste sie und verschwand durch die Hintertür. Vanessa sah ihm nach, wie er in nördlicher Richtung im Wald verschwand. Sie wandte sich nach Süden und hoffte, so viele Männer wie möglich auf sich zu ziehen.
    Der Hinterhof war nur klein, und sie erreichte nach wenigen Schritten den Wald. Im Lauf der Jahre hatten die Bewohner einen Trampelpfad durch das Unterholz gebahnt, aber sie vermied ihn, denn genau dort würden ihre Verfolger sie vermuten. Sie verließ den Pfad und versuchte, sich durch das Dickicht zu zwängen, ohne Geräusche zu machen. Mattes Mondlicht drang durch die oberen Äste der Bäume. Vanessa war erst wenige Schritte im Dunkeln gegangen, als ein Zweig gegen ihre Wange schlug und ihre Haut aufriss. Es tat weh, und sie presste die Zähne zusammen. Dabei stolperte sie über eine Wurzel und fiel hin. Sie wollte gerade aufstehen, als ein Mann einige Schritte vor ihr aus der Dunkelheit auftauchte. Er hielt eine automatische Pistole in der Hand, die kaum kleiner war als Vanessas Magnum.
    Sie umklammerte ihre Waffe, als der Mann im Dickicht untertauchte. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte auf ihrem Weg schon viel Lärm gemacht und würde noch mehr machen, wenn sie ihr Versteck verließ. Nach kurzer Überlegung entschied sie sich, zu bleiben, wo sie war. Vielleicht verschwanden Wingates Männer ja, wenn sie sie nicht fanden. Sie hatte gerade ihre Entscheidung getroffen, als jemand ihr die Waffe aus der Hand riss. Vanessa fuhr herum.
    »Ich bin's, Vanessa. Hab keine Angst.«
    Vanessa stand unsicher auf. Ihre Beine zitterten. Sie konnte kaum atmen, so schnürte sich ihre Brust zusammen.
    »Sam?«
    »Alles wird gut.«
    Vanessa trat einen Schritt zurück und stieß gegen einen anderen Mann, der unmittelbar hinter ihr stand.
    »Keine Sorge«, sagte Sam Cutler. »Du bist in Sicherheit. Ich bringe dich zum General.«
    Vanessa starrte ihn fassungslos an. »Du arbeitest für meinen Vater?«
    »Dein Vater hat sich große Sorgen um dich gemacht, vor allem, seit er sich entschlossen hat, für das Präsidentenamt zu kandidieren. Er fürchtete, du könntest etwas Verrücktes anstellen, und wollte dich beschützen.«
    Vanessas Augen glühten vor Hass. Sie hatte diesen Mann gemocht, hatte ihn in ihr Bett gelassen. Sie erinnerte sich daran, wie viel Angst sie gehabt hatte, als sie glaubte, ihr Vater könnte ihm etwas antun. Nun kam sie sich wie ein Idiotin vor.
    Vanessa holte aus, um Sam zu schlagen, aber der Mann hinter ihr packte ihr Handgelenk mit einem eisernen Griff
    »Du Dreckskerl!« kreischte Vanessa, als sie sich bemühte, sich zu befreien.
    »Bitte versuch das zu verstehen, Vanessa. Ich weiß, dass du wütend bist, aber ...«
    Vanessa trat Cutler mit aller Kraft gegen das Schienbein. Der Tritt musste höllisch schmerzen, aber er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Für so was haben wir keine Zeit, Vanessa. Du bist in großer Gefahr.«
    Vanessa versuchte, Cutler noch einmal zu treten, aber er brachte sich schnell außer Reichweite. Verzweifelt wand sie sich in dem eisernen Griff des anderen Mannes.
    »Bitte beruhige dich! Ich weiß, dass Rice dir eingeredet hat, er wäre Mitglied einer geheimen Einheit, die dein Vater geleitet hätte, aber das stimmt nicht. Carl Rice ist geistesgestört.«
    »Sag diesem Gorilla, er soll mich loslassen.«
    »Das geht nicht, solange du dich so aufführst. Und jetzt verrate mir bitte, wohin Rice verschwunden ist.«
    »Damit du ihn auch umbringen kannst?«
    »Damit wir ihn einfangen und der Polizei übergeben können. Ist dir eigentlich klar, in welchen Schwierigkeiten du steckst? Du hast einen gemeingefährlichen Killer aus dem Knast befreit.«
    »Der General hat ihn zu einem Killer gemacht.«
    »Du siehst das alles vollkommen falsch. Ich habe Carls erste Mission in Vietnam geleitet. Wir haben zwei Männer verloren, und Carl hat einen schrecklichen Kampf erlebt. Das hat er nicht verarbeiten können. Er ist zusammengebrochen und musste ins Krankenhaus. Davon hat er sich wahrscheinlich nie erholt.«
    »Nein. Carl hat mir von dieser Mission erzählt. Er war sehr mutig ...« »Das stimmt, aber viele tapfere Männer haben nach solchen Erfahrungen einen Nervenzusammenbruch erlitten. Deswegen muss man sich nicht schämen. Was allerdings Carl angeht ... Ich bin zwar kein Seelenklempner, aber ich vermute, dass er sich diese geheime Einheit ausgedacht hat, damit er seine Erlebnisse verdauen konnte. Er hat in

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