Die Schuld wird nie vergehen
diese Einheit existiert oder nicht. Rice ist aus der Sicherheitsverwahrung ausgebrochen, und Vanessa Wingate hat ihm geholfen. Sie sind flüchtig, bewaffnet und gefährlich. Wir müssen sie erwischen. Die Hintergründe können wir erörtern, wenn sie hinter Schloss und Riegel sitzen.«
27. KAPITEL
Vanessa fuhr von Portland über kleine Nebenstraßen bis zur US 101, dem schmalen Highway, der an Oregons malerischer Küste von Washington nach Kalifornien führt. Am Tage hätten Carl und Vanessa beeindruckende Felsen zu Gesicht bekommen, die sich aus dem Pazifik erhoben, und gewaltige Sanddünen und Nadelwälder, aber sie waren mitten in der Nacht unterwegs und sahen nur den unheimlichen Schimmer der Schaumkronen, die in der Dunkelheit zu schweben schienen, wenn sich der Highway dem Ozean näherte.
Ami hatte ihnen beschrieben, wo der nicht asphaltierte Weg zum Blockhaus vom Highway abging. Ihre Angaben waren sehr präzise. Sie fanden die Abzweigung sofort. Der Wagen holperte etwa eine Viertelmeile über den Feldweg, bis im Licht der Scheinwerfer ein zweistöckiges Haus auftauchte. Das Holz war unter der ständigen Seeluft ergraut. Das Blockhaus stand mit der Rückseite zum Meer und war auf den drei anderen Seiten von Wald umgeben.
Carl und Vanessa merkten plötzlich, wie hungrig sie waren. Vanessa hatte vorausgeplant und eine Segeltuchtasche mit Vorräten sowie eine Reisetasche mit Kleidung im Kofferraum verstaut. Als erstes überprüften sie den Kühlschrank des Hauses, um ihre Vorräte nicht zu verschwenden. Sie fanden Bier und Säfte, einige eingefrorene Lebensmittel im Tiefkühlfach und in den Schränken Konserven. Carl bereitete ein Abendessen aus ihren eigenen Vorräten und einigen der Lebensmittel aus dem Haus zu.
Als sie gegessen hatten, wusch Carl ab, während Vanessa den Rest des Hauses erkundete. Außer der Küche gab es im Erdgeschoß ein kleines Wohnzimmer und eine Dusche. Durch eine Hintertür gelangte man auf einen sandigen Hof, von dem aus man den Strand sehen konnte. Oben lagen drei kleine Schlafzimmer. Vanessa stand in einem Raum, als sie hörte, wie Carl hinter sie trat. Er legte seine Hände auf ihre Schultern. Sie fühlte seine Wärme durch ihr T-Shirt und drehte sich in seinen Armen herum.
»Ich glaube, ich habe mich noch nicht bei dir bedankt«, sagte er.
Vanessa lächelte. »Wir waren wohl zu beschäftigt.«
Carl ließ seine Hände zu Vanessas Taille gleiten und küsste sie. Sein Kuss war zögernd, aber Vanessas Reaktion ermutigte ihn. Carl holte tief Luft.
»Du musst dich ausruhen«, sagte er.
Vanessa strich mit ihrer Hand über seine Brust. »Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten?«
»Und wie, aber nicht heute Nacht. Ich halte Wache.« »Hier wird uns niemand finden. Du brauchst auch Schlaf.« »Ich habe im Wagen gedöst. Und wir wissen nicht, wie Wingate uns überwacht. Er könnte uns sogar mit einem Satelliten verfolgen.« Er küsste ihre Stirn. »Geh schlafen. Einer von uns muss morgen früh frisch sein.«
Vanessa öffnete das Fenster und ließ die kühle Seeluft herein. Sie war plötzlich todmüde. Sie streifte sich ihre Schuhe ab und glitt zwischen die Laken. Ihr kam es vor, als hätte sie erst wenige Minuten geschlafen, als ein hartnäckiges Tippen gegen ihre Schulter sie aus einem finsteren Traum riss. Eine Hand lag auf ihrem Mund, und sie geriet in Panik, bis sie merkte, dass Carl vor ihr stand.
»Sie sind da«, flüsterte er.
Vanessa zog sich ihre Schuhe an, nahm die Magnum aus ihrer Handtasche und folgte Carl zur Hintertür. Auf dem Weg die Treppe hinunter erklärte ihr Carl, dass sie den Wagen nicht benutzen konnten, weil sie dann an Wingates Männern vorbei mussten.
»Wir laufen in den Wald hinter dem Haus und flüchten von da aus weiter«, sagte Carl. »Ich habe kein Boot am Strand gesehen. Sie greifen uns von vorn an und versuchen, uns zu umzingeln.«
»Ich halte dich nur auf, Carl. Ich mache Lärm, und sie werden mich hören.«
»Du hast mich nicht vergessen, und jetzt lasse ich dich nicht im Stich.«
Sie packte seine Schulter und sah ihn an. »Denk nach! Mein Vater wird dich umbringen lassen, mich aber nicht. Ich bin immer noch seine Tochter. Verschwinde, und dann befreie mich, wenn du kannst!«
Carl wollte widersprechen, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Dafür ist keine Zeit. Geh!«
Carl gab nach. Vanessa hatte ihre Lage richtig eingeschätzt. Er konnte sich wie ein Geist im Wald bewegen, aber Vanessa war nicht ausgebildet und würde sie
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