Die Schuld wird nie vergehen
ihrer Bestellung davongegangen war.
»Er kann bei Ihnen bleiben, bis Sie wieder ungefährdet nach Hause können. Ich wette, er findet es cool, ein paar Tage in einem Hotel zu wohnen.«
»Bestimmt. Er ist sehr neugierig.« Ami lächelte. »Manchmal treibt er mich mit seinen Fragen fast in den Wahnsinn.«
»Soweit ich weiß, war er nach dem Spiel sehr durcheinander.«
»Jetzt geht es ihm besser, aber es ist sehr hart für ihn. Er mag Carl und bekommt von den Ereignissen immer noch Alpträume. Er hat schon lange genug gebraucht, um über den Tod seines Vaters hinwegzukommen.« »Das muss sehr hart für Sie beide gewesen sein.«
»Chad war ein großartiger Vater. Und ein großartiger Ehemann.« Ami war müde, und es fiel ihr schwer, ihre Gefühle zu beherrschen.
»Ich weiß. Betty Sato hat es mir erzählt.« Kirkpatrick wollte nicht, dass sie über etwas redete, was sie offenbar noch schmerzte.
»Ryan war mein Rettungsring, Brendan. Seinetwegen habe ich weitergemacht. Wäre er nicht da gewesen ... Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte.«
»Sie sind zäh. Sie lassen sich nichts gefallen, schon gar nicht von mir.«
Er lächelte. Ami dachte an seine eigene Lage, und dass er tapfer weitergemacht hatte, obwohl auch er jemanden verloren hatte, den er liebte.
»Wie haben Sie das bewältigt, so ganz allein?«
»Ich habe einfach einen Fuß vor den anderen gesetzt und bin weitergegangen. Ich gehe immer noch, weil ich Angst habe, stehenzubleiben, aber das muss ich Ihnen ja nicht erzählen.«
Der Kellner kam mit ihrem Essen. Sie waren beide froh über diese Unterbrechung.
»Ich checke Sie nach dem Frühstück ein«, erklärte Brendan, als sie wieder allein waren. »Dann sorge ich dafür, dass Ryan von der Schule abgeholt und hierher gebracht wird.«
»Das ist furchtbar nett von Ihnen.«
»Ich versuche mich für die Art und Weise zu entschuldigen, wie ich Sie bei unserem ersten Treffen behandelt habe. Ich habe noch immer Gewissensbisse deswegen.«
»Ja, Sie waren ein echter Mistkerl«, antwortete Ami lächelnd. »Aber ich verzeihe Ihnen.«
»Gut. Ich möchte auch nicht, dass Sie wütend auf mich sind. Jedenfalls nicht außerhalb des Gerichtssaales.«
29. KAPITEL
Carl war zurückgekehrt, nachdem er eine falsche Fährte gelegt hatte, die seine Verfolger hoffentlich nach Süden lockte. Von seiner Position hinter einem Baum ein paar Meter entfernt hatte er alles gehört, was Sam Cutler zu Vanessa sagte, und auch gesehen, dass er den Befehl gab, ihr eine Spritze zu verabreichen.
Carl war sicher, dass er Cutler bereits zweimal gesehen hatte. Nur hatte sich Wingates Mann während Carls erster Mission und bei der Rettungsaktion für die vermissten Soldaten Paul Molineaux genannt. Er überlegte kurz, ob er Molineaux und den anderen Mann, der Vanessa festhielt, umbringen sollte, verzichtete aber lieber darauf. Cutler hatte recht, was ihn betraf: Er war aus der Übung. Mit zwanzig hätte er beide Männer ohne Probleme mit einer Pistole selbst aus dieser Entfernung auslöschen können, aber Vanessa könnte sterben, wenn er seine Schüsse nicht schnell genug abfeuerte oder sein Ziel verfehlte. Ihm bot sich eine bessere Möglichkeit, als Vanessas Wächter sie zum Wagen brachten, doch auch diesen Plan musste er aufgeben, als zwei weitere Männer neben Cutler auftauchten.
»Wir haben ihn verloren«, sagte der eine.
»Okay«, antwortete Sam. »Er hatte genug Zeit, zu verschwinden. In der Nacht kriegen wir ihn nie. Bringen wir die Tochter des Generals nach Hause!«
Carl sah ihnen nach. Er hatte gehört, was Cutler über diesen Sender gesagt hatte. Als er sicher war, dass Cutler und seine Leute verschwunden waren, setzte er ihn außer Gefecht, und während er fuhr, schmiedete er einen Plan, wie er Vanessa retten konnte. Er ließ ihren Wagen auf dem Parkplatz eines Supermarkts stehen, stahl einen unauffälligen Chevrolet und fuhr nach Süden. Er benutzte nur Nebenstraßen und brauchte für die Strecke an der Küste entlang fast einen ganzen Tag. Unterwegs hörte er im Radio die Nachrichten. Wingate hielt eine Rede in Cleveland. Wenn der General danach direkt nach Hause flog, würden er und Carl etwa um dieselbe Zeit dort ankommen.
Nach Einbruch der Dunkelheit brach Carl in einem Sportgeschäft in einer kleinen Stadt in der Nähe von San Diego ein. Er stahl ein paar Bergstiefel mit steifer Sohle, ein Fernglas, einen Tauchanzug, eine Harpune samt Pfeilen, einige Meter festes Seil und die stärkste Angelschnur, die er finden
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