Die Schuld wird nie vergehen
befahl er den beiden Anwälten.
Der Richter beugte sich vor und senkte die Stimme, als Ami und Brendan Kirkpatrick vor seinem Podest standen.
»Ich warne Sie, Mrs. Vergano. Ich werde nicht gestatten, dass Sie meinen Gerichtssaal als Plattform für eine politische Debatte missbrauchen. Ihre Vorwürfe werden von jeder Fernsehanstalt und jeder Zeitung in diesem Land übertragen und gedruckt und könnten das Ergebnis der Vorwahl beeinflussen. Ich werde Sie der Anwaltskammer melden und Sie ausschließen lassen, falls diese Anwürfe sich als unbegründet erweisen oder nicht mit dem Zweck dieser Anhörung vereinbar sein sollten.« »Ich verstehe, Euer Ehren«, antwortete Ami kleinlaut. Ihr war schwindelig vor Angst.
»Mr. Kirkpatrick, wieso höre ich von Ihnen keinen einzigen Einspruch?«
»Ich wüsste nicht, wogegen ich Einspruch erheben könnte, Euer Ehren. Mrs. Vergano behauptet, Zeugen zu haben, die ihre Vorwürfe bestätigen können. Ich persönlich halte es zwar für unwahrscheinlich, dass sie glaubwürdig sind, aber in diesem Gerichtssaal können nur Sie über die Glaubwürdigkeit eines Zeugen entscheiden.«
»Das werde ich auch tun, Mrs. Vergano, darauf können Sie sich verlassen. Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass Sie oder Ihre Mandantin dieses Gerichtsverfahren missbraucht haben, hat das Konsequenzen für Sie.«
Selbst in der schlecht sitzenden, orangefarbenen Gefängniskleidung und angekettet an Händen und Füßen flößte Carl Rice Respekt ein. Er hielt sich sehr aufrecht und wirkte wie ein Mann, zu dem man besser Abstand hielt.
»Kann man Mr. Rice während seiner Aussage die Fesseln abnehmen?« fragte Ami den Richter.
»Sergeant Perkins?« Der Richter gab die Frage an den ranghöchsten Gefängniswärter weiter.
»Wir würden ihn lieber gefesselt lassen, Euer Ehren. Mr. Rice wird als Gefangener mit hohem Risiko eingestuft. Man hat uns informiert, dass er in verschiedenen Kampftechniken ausgebildet wurde und ehemaliger Angehöriger der Special Forces ist. Der Sheriff hält es daher für geboten, dass Handschellen und Fußfesseln bleiben.«
»Ich folge der Empfehlung des Sheriffs, Mrs. Vergano. Bei einem Prozess würde ich vielleicht anders entscheiden. Da ich weiß, dass er ein Gefangener ist, wird das meine Entscheidung über seine Kaution nicht beeinflussen.«
Carl zuckte mit den Schultern, um zu zeigen, dass es ihm gleichgültig war. Richter Velasco befahl dem Gerichtsdiener, ihm den Eid abzunehmen. Die Sicherheitsbeamten halfen Rice in den Zeugenstand.
»Mrs. Vergano«, erklärte Richter Velasco. »Bevor Sie mit Mr. Rices Befragung beginnen, möchte ich ihm selbst einige Fragen stellen.«
Ami nickte.
Der Richter drehte sich zu dem Zeugen herum. »Mr. Rice, Mrs. Vergano war Ihre Anwältin ...«
»Sie ist es noch immer, Euer Ehren«, unterbrach Rice ihn ruhig.
»Das beunruhigt mich etwas. Normalerweise vertritt ein Anwalt nicht zwei Angeklagte, die wegen desselben Falles vor Gericht stehen.«
»Mrs. Vergano hat mir die Probleme verdeutlicht, die auftreten können, wenn sie Mrs. Vergano und mich vertritt. Ich habe auf meine Rechte diesbezüglich verzichtet. Miss Kohler und ich glauben, dass es in unser beider Interesse liegt, wenn Mrs. Vergano uns beide vertritt.«
»Ihre Entscheidung gefällt mir zwar nicht, aber ich billige Ihre Wahl. Ich möchte Sie jedoch noch auf etwas anderes hinweisen. Ihnen ist bewusst, dass Sie unter Eid stehen und alles, was Sie sagen, von dem Gerichtsstenotypisten aufgezeichnet wird? Ihre Aussagen können vor jedem Gericht bei jedem Verfahren, das dieser Anhörung möglicherweise folgt, gegen Sie verwendet werden.«
»Ja, Sir. Ich habe das eingehend mit Mrs. Vergano besprochen.«
»Sie könnten sich durch Ihre Aussage selbst belasten.« »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Euer Ehren, aber ich bin bereit, meine Freiheit zu riskieren, damit das amerikanische Volk die Wahrheit über Morris Wingate erfährt.«
Richter Velasco war sichtlich aufgebracht. Er schien noch etwas sagen zu wollen, wandte sich jedoch stattdessen an Ami. »Fahren Sie fort, Mrs. Vergano.«
»Mr. Rice, haben Sie in der Army der Vereinigten Staaten gedient?«
»Ja.«
»Während des Vietnamkrieges?«
»Während und danach.«
»Wann endete Ihr Dienst?«
»Offiziell wohl gar nicht, aber ich habe aus eigenem Entschluss im Jahr 1985 den Dienst quittiert.«
»Was waren das für Umstände, die Sie veranlasst haben, den Dienst zu quittieren?«
»General Morris Wingate hat mich und andere
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