Die Schuld wird nie vergehen
Mitglieder einer illegalen Einheit, die er innerhalb des AIDC befehligte, nach Nordvietnam geschickt. Wir sollten angeblich vermisste amerikanische Soldaten retten. Diese Mission war jedoch eine Falle. Die Nordvietnamesen wussten, dass wir kamen, und haben uns in einen Hinterhalt gelockt. Bis auf mich sind alle Mitglieder der Einheit gefallen. Ich wurde gefangengenommen, aber mir gelang die Flucht. Nach einem Jahr schaffte ich es zurück in die Vereinigten Staaten und lebte im Untergrund. Ich dachte mir, dass niemand nach mir suchen würde, weil der General annahm, ich sei tot.«
»Sie haben ausgesagt, dass der Auftrag eine Falle war. Wer hat sie gestellt?«
»General Wingate. Er wollte alle Mitglieder der Einheit eliminieren, was ihm auch fast gelungen wäre.« Ami bat Rice, dem Richter zu schildern, wie er in die Einheit rekrutiert wurde und von einigen seiner Aufträge zu berichten. Das Gemurmel im Saal schwoll an, als Rice die Zuschauer mit seinem Bericht faszinierte, wie er Maultierkarawanen in den Shan Hills überfiel, Dorfältesten in Südostasien mitten in der Nacht die Kehlen durchschnitt und Spione in Europa und Amerika ermordete. Ami hörte, wie hinter ihr auf den Pressesitzen Bleistifte über Papier kratzten. Auf den Bänken drängten sich Vertreter fast jeder großen Zeitung des Landes und selbst einige Korrespondenten der ausländischen Presse.
»Mr. Rice, Sie haben ausgesagt, dass Sie nach Ihrem ersten Kampfeinsatz für General Wingates Einheit rekrutiert wurden.«
»Ja.«
»Wurden Sie bei diesem ersten Einsatz verwundet?« »Ich erhielt einen Streifschuss, nichts Ernstes.« »Hat man Sie wegen dieser Verletzung in ein Krankenhaus eingeliefert?«
»Ich kam ins Krankenhaus, wo man die Wunde versorgt hat, aber ich wurde noch am gleichen Tag entlassen.«
»Wurden Sie wegen eines kampfbedingten Belastungssyndroms behandelt?« »Nein.«
»Haben Sie bei der Mission zur Rettung der vermissten Soldaten eine schwerere Verletzung davongetragen?«
»Ja. Eine Granate ist in meiner Nähe explodiert, und ich wurde von Schrapnellsplittern getroffen.«
»Kommen wir zu etwas anderem. Auf welcher Highschool haben Sie Ihren Abschluss gemacht?«
»St. Martins Prep in Kalifornien.«
»War Miss Kohler dort ebenfalls Schülerin?«
»Wir waren im selben Jahrgang.« »Wer ist Miss Kohlers Vater?«
»General Morris Wingate.«
»Haben Sie General Wingate kennengelernt, während Sie mit seiner Tochter ausgingen?«
»Ja, bei mehreren Gelegenheiten.«
»Hat Miss Kohl er sich von Ihnen getrennt, als Sie noch auf der Highschool waren?«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich wurde eingezogen. Sie wollte, dass ich mich der Einberufung widersetzte. Ich war an einem College zugelassen worden und hätte ein Stipendium bekommen. Sie hat sich darüber aufgeregt, dass ich es nicht angenommen habe, sondern zum Militär gegangen bin. Sie glaubte, ihr Vater habe meine Einberufung manipuliert, um uns auseinanderzubringen.«
»Wann haben Sie Miss Kohler nach der Highschool wieder gesehen?«
»1985.«
»Wo war das?«
»In Washington. Ich unterrichtete an der Sprachenschule der Army in Fort Meyer. Sie studierte abends Jura und arbeitete tagsüber für den Kongressabgeordneten Eric Glass.«
»Haben Sie Miss Kohler irgendwann nach Ihrem Wiedersehen von der Zusammenarbeit mit ihrem Vater und diesen geheimen Aufträgen erzählt?«
»Ja.«
»Haben Sie später erfahren, was Miss Kohler, nachdem Sie sie eingeweiht hatten, getan hat?«
»Ja. Sie hat die Personalunterlagen der zehn Mitglieder der Einheit aus dem Safe ihres Vaters gestohlen und sie dem Abgeordneten Glass in seinem Sommerhaus in Lost Lake übergeben.«
»Wurde Ihnen von Morris Wingate ein Befehl gegeben, bezüglich des Kongressabgeordneten und dieser Unterlagen?«
»General Wingate hat mir gesagt, Eric Glass sei ein Verräter, der die Unterlagen an ein fremdes Land verkaufen wollte. Er hat mir befohlen, nach Lost Lake zu fahren, die Akten wiederzubeschaffen und den Kongressabgeordneten zu Tode zu foltern.«
Seine Worte lösten in einigen Teilen des Zuhörerraums lautstarke Reaktionen aus. Richter Velasco forderte nachdrücklich Ruhe. Ami fuhr mit ihrer Befragung fort, als sich das aufgeregte Gemurmel im Gerichtssaal gelegt hatte.
»War Mord durch Folter bei Ihren Aufträgen ungewöhnlich?«
Zum ersten Mal schien Rice die Fassung zu verlieren. Er leckte sich die Lippen und wirkte bedrückt.
»War es ein ungewöhnlicher Auftrag, jemanden zu Tode zu foltern?« wiederholte
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