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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Beweise vorlegen.«
    Vanessa sah Victor Hobson an. »Es gibt vielleicht einen solchen Beweis, an den Sie herankommen könnten, Victor. Sollten Sie ihn finden, könnten wir meine Kautionsanhörung dazu benutzen, meinen Vater zu überführen. Wir könnten ihn in den Zeugenstand rufen und ihn unter Eid nehmen.«
    »Worüber genau reden wir hier?« erkundigte sich Hobson.
    »Ich glaube, wir sollten das Gespräch jetzt abbrechen«, meinte Kirkpatrick.
    »Hören wir uns erst an, was Vanessa zu sagen hat«, widersprach Hobson.
    Seine Worte überraschten Kirkpatrick, und Vanessa hätte beinah vor Erleichterung geschluchzt, als ihr klarwurde, dass der FBI-Direktor ihr zumindest zuhören wollte
    »Patrick Gorman, mein Boss bei Exposed, hat mich im Gefängnis in San Diego besucht. Wir haben über die Gefängniskost gescherzt, und ich sagte ihm, dass ich mir mit dem, was er mir bezahlt, nichts Besseres leisten kann.«
    »Wie soll ausgerechnet Gefängniskost beweisen, dass Ihr Vater eine Einheit von Meuchelmördern geleitet hat?« unterbrach Kirkpatrick sie gereizt.
    »Genau das möchte ich Ihnen ja erklären.«

35. KAPITEL
    Das Multnomah-County-Gerichtsgebäude erstreckt sich über einen ganzen Block gegenüber dem Lownsdale Park in der Innenstadt von Portland. Das graue Gebäude aus Stahlbeton war 1914 erbaut worden. In einem kleinen Gefängnis im sechsten Stock warteten die Häftlinge auf ihre Gerichtstermine. Der Aufzug zu den Gerichtssälen hielt in einer kleinen Nische im Hinterhof des Gerichtsgebäudes an der Fifth Avenue. Richter Rüben Velascos Gerichtssaal, in dem Vanessas Kautionsanhörung stattfinden sollte, lag nach vorne heraus, zur Fourth Avenue.
    Ami trug zu ihrem schwarzen Hosenanzug und ihrer weißen Seidenbluse eine dezente Perlenkette. Der Anzug war eines ihrer wenigen eleganten Kleidungsstücke. Vanessa trug ein schlichtes graues Kostüm, das Ami für sie gekauft hatte. Wären die Handschellen nicht gewesen, hätte man sie für eine Mitarbeiterin der Verteidigung halten können. Ami ging einige Schritte hinter den Polizisten, die Vanessa aus dem Gefängnisaufzug führten, als er im fünften Stock anhielt. Sie waren kaum in den Flur getreten, als eine größere Menschenmenge sich auf sie stürzte.
    »Gehen Sie weiter, und beantworten Sie keine Fragen«, riet Ami ihrer Mandantin Vanessa, als die Reporter und Fernsehkameras sich ihnen näherten. Die Deputys mussten ihnen den Weg durch die schreienden Journalisten bahnen. Ami hob die Hand vor die Augen, um sie vor den grellen Fernsehscheinwerfern zu schützen, während sie den Beamten folgte.
    »Waren Sie und Carl Rice ein Liebespaar?«
    »Warum hassen Sie Ihren Vater?«
    »Stimmen Sie bei den Vorwahlen für Präsident Jennings?« Die Fragen prasselten wie ein Wolkenbruch auf sie ein, aber Vanessa zuckte nicht zurück. Während Ami die Aufmerksamkeit der Medien scheute, begrüßte Vanessa sie als Chance, ihre Botschaft über ihren Vater öffentlich zu machen. Sie straffte die Schultern und stellte sich den Journalisten.
    »Mein Vater ist ein Mörder!« rief Vanessa entgegen Amis Rat. »Er gehört ins Zuchthaus, nicht ins Weiße Haus!«
    Ami machte sich Sorgen, dass Vanessas öffentliche Stellungnahme den Richter gegen sie einnehmen könnte, doch Vanessa schien das gleichgültig zu sein. Sie würde Jahre hinter Gittern verbringen, wenn Victor Hobson ihr nicht helfen konnte, aber sie hatte keine Angst. Sie hatte das Irrenhaus überlebt, weil sie an sich geglaubt hatte, und sie würde auch das Gefängnis überstehen. Jedenfalls hatte sie nichts mehr zu verlieren. Wenn Hobson scheiterte, war sie nicht schlechter dran als in dem Augenblick, in dem sie sich der Polizei gestellt hatte. Sollte Hobson jedoch diesen Beweis finden, war ihr Vater erledigt.
    Eine Reihe von Zuschauern drängte sich durch die Metalldetektoren, die vor Richter Velascos Gerichtssaal aufgebaut worden waren. Ein Beamter drängte etliche Menschen beiseite, damit Ami, Vanessa und die Beamten den Gerichtssaal betreten konnten. Brendan Kirkpatrick und Howard Walsh drehten sich auf ihren Stühlen am Tisch der Anklagevertreter um und beobachteten, wie die Frauen den Mittelgang herunter schritten. Ami bemerkte sie nicht, weil sie zu sehr damit beschäftigt war, die Zuschauerbänke abzusuchen. Reporter drängten sich auf den für die Presse reservierten Bereich im vorderen Teil des Saals. Leroy Ganett, der sowohl von Ami als auch dem Stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt als Zeuge vorgeladen worden war,

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