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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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lange waren Sie dort gefangen?«
    »Etwa zwei Wochen.«
    French unterdrückte seine Überraschung. »Nur so kurz?«
    »Ich bin ausgebrochen.«
    »Wo wurden Sie gefangen gehalten?«
    »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »War es der Vietkong?«
    »Darüber möchte ich nicht reden.«
    »Wie sind Sie entkommen?«
    Morelli hatte einen abwesenden Ausdruck in den Augen
    »Ich habe mich einfach entschlossen zu gehen. Mir reichte es.« »Waren Sie in einem Gefangenenlager oder in einem ... ?« »Von diesem Ort haben Sie noch nie gehört.« »Aber er lag in Vietnam?« Morelli antwortete nicht. »Wohin sind Sie geflohen?« fuhr French fort.
    »In den Dschungel. Ich finde mich im Dschungel auch ohne Landkarte und Kompass ganz gut zurecht. Es hat funktioniert.« Morelli schloss wieder die Augen. »Ich werde allmählich müde«, sagte er. »Ich würde gern aufhören.«
    »Selbstverständlich«, stimmte French zu. »Nur noch eine letzte Frage. Was war ihr letzter Rang?«
    »Captain.«
    Dr. French stand auf, und Ami folgte seinem Beispiel.
    »Danke für das Gespräch.«
    Morelli reagierte nicht.
    »Ich habe einen erstklassigen Strafverteidiger angerufen, der Ihren Fall übernehmen könnte. Leider ist er zur Zeit nicht in der Stadt«, erklärte Ami. »Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich mehr weiß.«
    Morelli nickte, sichtlich uninteressiert.
    »Vanessa ist immer noch in der Stadt und möchte mit Ihnen reden. Was soll ich ihr sagen?«
    »Sie soll verschwinden. Sagen Sie ihr, sie soll gehen, solange sie es noch kann.«
    »Ist sie in Gefahr, Dan?«
    »Ich bin müde«, antwortete Morelli.
    Dr. French berührte Amis Arm. »Lassen wir Mr. Morelli ein wenig ruhen«, sagte er. Ami machte sich zwar Sorgen um Daniel, aber der Psychiater hatte recht. Ihr Mandant hatte sich abgeschottet. Nun würden sie nichts mehr aus ihm herausbekommen.
    »Was halten Sie von ihm?« fragte Dr. French sie auf dem Weg zum Parkplatz.
    »Dan war offensichtlich kein normaler GI«, antwortete Ami. »Können Sie sich vorstellen, wie es nach seiner Flucht vor den Vietnamesen für ihn gewesen sein muss?«
    »Dann glauben Sie seine Geschichte also?« wollte der Psychiater wissen.
    »Sie klang sehr überzeugend. Warum fragen Sie? Haben Sie Zweifel?«
    »Letztes Jahr hatte ich mit einem Burschen zu tun, der auf eine Anklage wegen Unterschlagung mit der Verteidigung aufwartete, er arbeite für die CIA und benutze diese Geldmittel für eine verdeckte Operation. Er wirkte sehr überzeugend und konnte einem in die Augen blicken und die verrücktesten Dinge behaupten. Es war ein Netz aus Lügen. Er hatte jedes Buch gelesen, das jemals über die CIA geschrieben worden ist, dazu eine Menge Spionageromane und Nachrichtenmagazine. Er besaß ein fast schon enzyklopädisches Wissen über die CIA.«
    »Glauben Sie, dass Morelli sich das alles ausdenkt?« »Er weiß sehr genau über die Ausbildung bei der Army Bescheid, aber solche Einzelheiten kann man leicht auswendig lernen. Er könnte zum Beispiel jemanden kennen, der in der Army ist, oder sich das Wissen in einer Bibliothek oder im Internet angelesen haben. Denken Sie über seine Geschichte nach, Ami. Morelli wollte nicht einmal die kleinsten Einzelheiten seiner Aufträge diskutieren. Ich sage Ihnen noch etwas. Ich war während des Vietnamkrieges beim militärischen Geheimdienst. Ich habe niemals von einem Amerikaner gehört, dem eine Flucht aus einem Gefangenenlager des Vietkong gelungen ist.« Amis unprofessionelle Begeisterung über Morellis aufregende Geschichte bekam einen Dämpfer. Sie fühlte sich albern. Diese Geschichte war eine willkommene Abwechslung für sie gewesen, weil die einzigen Aufregungen in ihrem Leben die Baseballspiele ihres Sohnes waren.
    »Machen Sie nicht so ein finsteres Gesicht.« French lachte leise. »Ich habe noch keine Schlussfolgerungen über Morelli gezogen. Aber ich werde seine Geschichte nicht ohne stichhaltige Beweise akzeptieren. Ich habe einen Freund, der uns vielleicht eine Kopie von Morellis militärischer Vergangenheit besorgen kann. Mal sehen, was wir dort finden.«
    »Welche Konsequenzen hat es, wenn er die Wahrheit sagt, Dr. French?«
    Der Psychiater dachte einen Moment nach. »Der Stress, den er in einem Gefangenenlager der Vietnamesen erlebt hat, könnte ein posttraumatisches Belastungssymptom erzeugen, aber ich brauche Beweise, dass er wirklich ein Kriegsgefangener war, und viel genauere Informationen über seine Gefangenschaft, bevor ich das vor Gericht äußere.«
    »Ich möchte

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