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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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nicht erwartet hätte, dass du Strafsachen annimmst.«
    »Wie ist Kirkpatrick denn so?«
    »Brendan ist ebenso klug wie du und sehr zielstrebig. Seine Frau ist vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er hat keine Kinder. Man munkelt, dass er seine Frau sehr geliebt hat und es nicht erträgt, in ein leeres Haus zurückzukehren. Wahrscheinlich hockt er deshalb auch ständig in seinem Büro. Er lässt nichts an sich heran und interessiert sich nur für seine Fälle. Was seine Arbeit betrifft, ist er arrogant, rücksichtslos und peinlich genau.«
    »Wie gesagt, ich gebe den Fall ab, Betty. Kein Grund, mir noch mehr Angst zu machen.«
    »Du hast mich gefragt.«
    »Danke. Wie wär's, wenn wir mal zusammen essen und ins Kino gehen?«
    »Gern. Es ist schon viel zu lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    »Die typischen Probleme einer alleinerziehenden Mutter.«
    »Such dir einen Babysitter, dann amüsieren wir uns!«
    Ami legte auf. Sie fühlte sich ruhiger, da sie nun wusste, wie sie diesen Anhörungstermin bewältigen konnte. Kirkpatrick hatte in seiner Nachricht angekündigt, dass der Untersuchungsrichter ins Krankenhaus kommen würde. Da der Termin in der geschlossenen Abteilung stattfand, brauchte Ami nicht vor Gericht, wo das Publikum ihre Unsicherheit noch verstärken würde. Sie holte tief Luft. Sie konnte es schaffen! Im Konferenzzimmer der Kanzlei war eine kleine Bibliothek eingerichtet. Sie würde sich die Statuten eines Anhörungstermins durchlesen und sich so viel einprägen, wie sie konnte. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Vielleicht blieb ihr sogar noch Zeit, in der Bibliothek des Gerichts ein paar Bücher über Straf recht durchzublättern.
    Nancy meldete sich über ihre Telefonanlage. Dr. French wartete auf Leitung zwei.
    Ami nahm den Hörer ab.
    »Hallo, Dr. French. Was gibt es?«
    »Mein Freund hat versucht, die militärischen Unterlagen von Morelli einzusehen. Es gibt jedoch keine. Niemand mit Namen Daniel Morelli hat während des Vietnamkrieges in den Special Forces gedient, ebensowenig wie in einer anderen militärischen Einheit.«
    Ami dachte kurz nach, während Dr. French geduldig wartete. »Das bestätigt, dass seine Personalien nicht stimmen. Wenn er gedient hat, dann unter einem anderen Namen.«
    »Oder«, merkte French an, »er hat nie gedient und bindet uns nur einen Bären auf.«
    »Ich werde ihn nach der Anhörung vor dem Untersuchungsrichter zur Rede stellen. Dann rufe ich Sie an und erzähle Ihnen, was ich aus ihm herausbekommen habe. Vielen Dank, Doktor.«
    Lärmende Fernsehteams und Reporter belegten den größten Teil der Lobby des Gebäudes mit Beschlag, in dem die geschlossene Abteilung untergebracht war. Ami murmelte immer nur »Kein Kommentar« in die Mikrofone, während sie den Spießrutenlauf von der Eingangstür bis zum Aufzug hinter sich brachte. Noch als sich die Aufzugtüren hinter ihr schlössen, riefen die Reporter ihr Fragen zu. Ami lehnte sich gegen die Wand des Lifts. Sie schloss die Augen und schwor sich, nie wieder einen so spektakulären Fall zu übernehmen.
    In Dr. Ganetts Büro plauderte Brendan Kirkpatrick bereits mit Rüben Velasco, dem Untersuchungsrichter, vor den Morelli vorgeführt werden sollte. Velasco war ein Kubaner mittleren Alters. Seine Eltern waren vor Castro geflohen und von Miami nach Oregon gezogen. Dort arbeiteten sie in dem Restaurant eines Cousins. Ihr Sohn war damals noch Teenager gewesen. Ami kannte nur sehr wenige Richter persönlich, was man von Kirkpatrick ganz offensichtlich nicht behaupten konnte.
    Als Ami eintrat, stand Velasco auf und verbeugte sich leicht. Er hatte dunkle Locken, klare braune Augen und lächelte freundlich. Er sprach mit einem leichten Akzent, der seine spanische Herkunft verriet. Ami schüttelte dem Richter die Hand und schaffte es, Kirkpatrick in die Augen zu sehen, als sie ihn begrüßte. Sein Händedruck war fest und höflich, aber ohne jede Herzlichkeit. Anschließend stellte der Richter Ami den Gerichtsstenotypisten vor, einen älteren Afroamerikaner namens Arthur Reid.
    »Es ist zwar ein bisschen ungewöhnlich, dass wir Mr. Morelli im Krankenhaus anhören«, erklärte Richter Velasco, »aber Brendan befürchtet einen Verfahrensfehler zu begehen, wenn Ihr Mandant nicht schnellstmöglich vorgeführt wird, sobald Dr. Ganett ihn für fähig erklärt, dem Verfahren zu folgen.«
    Ami hatte bei ihrem Studium der Gesetzestexte schon einmal gelesen, dass tatsächlich Verfahrensfehler

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