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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Schriftzug Lost Lake Resort in großen, schwarzen Metallbuchstaben. Harney bog auf eine asphaltierte, zweispurige Straße ein, die sich etwa eine Viertelmeile durch einen Nadelwald schlängelte. Der Zugang zu dem Gelände wurde durch ein Tor versperrt, das durch den Zugangscode oder durch einen Sicherheitsbeamten in dem kleinen Backsteinhäuschen daneben geöffnet werden konnte. Sowohl das Tor als auch der Sicherheitsmann versprachen allerdings keinen echten Schutz. Man konnte sich mit Leichtigkeit neben dem Tor durch den Wald schlagen. Der Wachposten war zudem alt, fett und träge. Immerhin verlieh das Tor den wohlhabenden Bewohnern der teuren Häuser, die den See säumten, einen Hauch von Exklusivität.
    »Hallo, Ray«, sagte Sheriff Harney.
    »Sheriff« Der Wachmann nickte.
    »Ich drehe eine Runde, wenn Sie gestatten.«
    Der Sicherheitsbeamte nickte wieder, öffnete das Tor und winkte sie hindurch. Nach einhundertfünfzig Metern sah Ami die ersten Richtungsschilder zu einer Jagdhütte. Die Straße gabelte sich, und Harney bog links ab, weg von der Hütte, und fuhr auf die grünen Hügel zu. Regelmäßig tauchten Zufahrten auf. Die meisten Häuser lagen hinter Bäumen versteckt, aber manchmal erhaschte Ami einen Blick auf eine der Sommerresidenzen. Die meisten passten überhaupt nicht hierher, sie sahen aus wie spanische Villen oder riesige Steinfestungen.
    »Was ist mit Vanessa passiert, als Ihr Vater im Krankenhaus angekommen ist?« fragte sie. Sie betrachtete die Landschaft, aber in Gedanken ging sie die Geschichte des Sheriffs noch einmal durch.
    »Die Hölle brach los. Sie schrie wie am Spieß, als der General das Zimmer betrat. Sie musste mit Medikamenten ruhiggestellt werden. Dann besprach sich der Psychiater, der mit dem General gekommen war, mit den Ärzten. Bevor wir uns versahen, flatterte unsere Zeugin mit dem Helikopter davon. Damals sahen wir sie zum letzten Mal.«
    »Haben Sie versucht, den General daran zu hindern, sie mitzunehmen?«
    »Wir sind Kleinstadtcops. Der General war eine andere Nummer. Earl erklärte, dass seine Tochter unsere einzige Zeugin sei, und der General versprach ihm, wir könnten jederzeit zu ihr, wenn das nötig sein sollte. Was sollte Earl da noch sagen? Wingate war ihr Vater, und das Krankenhaus in Lost Lake konnte die Art von psychiatrischer Hilfe, die sie nach Auskunft von Wingates Arzt brauchte, nicht stellen.«
    Harney zuckte mit den Schultern. »Das war alles. Bis auf den FBI-Mann.«
    »Wen?«
    »Victor Hobson, ein echt harter Knochen. Das FBI wurde eingeschaltet, weil Glass Kongressabgeordneter war. Hobson war auf den Fall angesetzt worden. Er tauchte einige Stunden nach dem Abflug des Generals auf und war stinksauer, als er erfuhr, was Wingate gemacht hatte.«
    »Gab es in dem Fall jemals irgendwelche Ergebnisse?«
    »Nein. Der General hatte die Militärunterlagen von Rice mitgebracht. Rice war aus psychiatrischen Gründen entlassen worden. Wingate behauptete, er sei ein schwer gestörter junger Mann. Anscheinend waren Rice und Miss Wingate zusammen auf die Highschool gegangen, und er stand auf sie. Dann haben sie sich in Washington wiedergesehen, wo Miss Wingate für den Kongressabgeordneten arbeitete. Wingate glaubte, dass Rice von seiner Tochter besessen war und Glass vermutlich tötete, weil er sich einbildete, der Kongressabgeordnete und seine Tochter hätten ein Verhältnis.«
    »Wurde Rice jemals verhaftet?«
    »Nein. Wir haben nach ihm gefahndet, und das FBI hat ihn eine Weile auf der Liste der zehn gesuchtesten Kriminellen geführt, aber ich habe nie etwas von ihm gehört. Außer dass ein General an der Ostküste ermordet worden ist und Rice Tatverdächtiger war. Das war alles.«
    Harney bog in die nächste Auffahrt ein. An ihrem Ende lag ein zweistöckiges Blockhaus hinter einem gepflegten Rasen und einigen Blumenbeeten
    »Ich dachte, Sie wollten sich den Tatort vielleicht ansehen. Er gehört jetzt den Reynolds. Er ist Bankier in San Francisco. Sie kommen im Sommer oft hierher, aber zur Zeit sind sie in Europa. Ins Haus kann ich Sie natürlich nicht lassen.«
    »Das verstehe ich.«
    »Es war nicht so einfach, nach dem Mord das Haus zu verkaufen. Als die Reynolds es erwarben, haben sie es vollkommen umgebaut und einige Wände eingerissen. Es sieht überhaupt nicht mehr so aus wie früher. Nur das Grundstück ist noch genauso wie damals in dieser Nacht.«
    Ami stieg aus. Es war heiß, und in der Mittagshitze wehte kein Lüftchen. Sie starrte auf das Haus und

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