Die Schuld wird nie vergehen
Beine.«
Die Männer gehorchten, ließen ihre Waffe jedoch nicht aus den Augen.
»Sheryl, was soll das?« fragte Ganett, als er sich hinlegte.
Vanessa ignorierte ihn. »Mack, schieben Sie die Schlüssel und das Funkgerät zu mir. Keine ruckartigen Bewegungen!«
Mack kam ihrem Befehl nach.
»Officer, bitte schieben Sie Ihre Waffe zu mir!«
Der Beamte gehorchte ebenfalls
»Jetzt die Handys!«
Vanessa sah, wie Ganett seine Chancen abwog, und richtete ihre Pistole auf ihn. »Leroy, wäre es nicht schrecklich, wenn Sie wegen Ihres Handys sterben würden? Ich verspreche Ihnen, dass ich es draußen vor die Tür lege.«
Der Arzt schob sein Handy über den Boden.
»Gut, es läuft nun folgendermaßen: Ich sperre Sie ein, aber ich schaue noch mal nach Ihnen, bevor ich verschwinde. Wenn Sie sich bewegt haben, erschieße ich Sie. Wenn Sie Ihre Positionen verändert haben, sterben Sie! Wenn Sie keinen Ärger machen, geht alles gut aus!«
Nachdem Vanessa die Tür geschlossen hatte, gaben beinahe ihre Knie vor Erleichterung nach. Mit einem kurzen Blick durch das Fenster überzeugte sie sich, dass die Männer sich nicht rührten. Sie schloss Carls Tür auf. Er starrte sie an.
»Steh auf, Carl, verschwinden wir von hier!«
»Wer...?«
»Ich bin's, Vanessa. Beeil dich! Wir haben keine Zeit zum Plaudern. Ich habe gerade deinen Wächter, einen Pfleger und den Arzt in das Zimmer nebenan gesperrt. Du musst sofort hier weg.«
Carl stand mühsam auf. Er war in den letzten Tagen zwar ein wenig umhergelaufen, aber seine Beine waren vom langen Liegen noch recht steif.
»Bleib dicht an der Wand, wenn wir zur Vordertür kommen«, sagte Vanessa. »Der Pfleger auf der anderen Seite hat in etwa deine Größe. Nimm seine Kleidung, wenn ich ihn in die Station gelockt habe.« Sie zog eine zweite Pistole aus der Umhängetasche und gab sie Carl mit dem Griff voran.
»Nimm die Waffe!«
Carl überprüfte die Waffe, lud sie durch und ließ sie dann mit der Mündung nach unten an seiner Seite herunterhängen. Als sie zum Eingang der Station kamen, drückte er sich an die Wand, damit man ihn durch das Fenster nicht sehen konnte. Es verblüffte Vanessa, wie lebendig sie sich fühlte, jetzt, wo Carl bei ihr war. Sie öffnete die Tür mit dem Hauptschlüssel. James blickte überrascht hoch, als sie allein herauskam.
»Wo ist denn der Doktor?« erkundigte er sich.
Carl trat heraus. James fiel fast der Kiefer herunter, als der Gefangene eine Waffe auf ihn richtete. Er wollte aufstehen, aber Carl schlug ihm den Griff der Pistole an die Schläfe. Die Beine des Pflegers gaben nach, und er taumelte. Vanessa wurde blass, als sie das Blut sah, aber sie riss sich zusammen. Carl packte den benommenen Pfleger am Kragen und stieß ihn durch die Tür. James stürzte zu Boden.
»Ausziehen, und zwar schnell!« befahl Carl. Er nahm sich das Hemd und die Hose des Pflegers, nachdem der sie ausgezogen hatte. Während Vanessa James mit ihrer Waffe in Schach hielt, zog Carl sich an. Dann führten sie James durch den Flur und sperrten ihn zu den anderen Männern in das Zimmer. Die drei hatten sich nicht von der Stelle gerührt.
»Warum tust du das?« wollte Carl wissen, als sie im Aufzug nach unten fuhren. »Weißt du eigentlich, was für Schwierigkeiten du dir damit eingebrockt hast?«
»Ich weiß, dass du bald tot wärst, wenn du hierbleiben würdest. Wenn ich dich schon so leicht herausholen kann, wie einfach wären dann wohl die Männer meines Vaters hier hereingekommen, sobald er erfahren hätte, dass du noch lebst?«
»Ich wünschte, du hättest mich in Ruhe gelassen. Ich habe Ami Vergano eingeschärft, dass du dich auf keinen Fall einmischen solltest.«
Vanessa lächelte. »Wann habe ich je auf das gehört, was mir jemand anders befohlen hat?«
Carl erwiderte ihr Lächeln. »Also, wie lautet dein Plan?« »Mein Wagen ist vollgetankt, wir verlassen die Stadt. Ich habe keine Ahnung, wie es dann weitergeht.«
22. KAPITEL
Ami erwischte die Abendmaschine nach San Francisco und nahm sich kurz nach Mitternacht am Flughafen einen Leihwagen. Die Fahrt nach Lost Lake dauerte zwei Stunden. Sie verbrachte den Rest der Nacht in einem Motel kurz vor der Stadt. Als ihr Reisewecker um acht Uhr ansprang, hatte sie das Gefühl, ihr Kopf würde zerspringen. Nachdem sie geduscht hatte, fühlte sie sich etwas besser, und ihre Stimmung hob sich, als sie in die frische Bergluft hinaustrat.
Hinter dem Motel verlief ein Wasserarm des Lost Lake. Ami sah zwischen den Pinien
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