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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schrie, rannten die beiden davon. Sie riss ihr Handy heraus und wählte die Notrufnummer.
    Unterdessen bogen die Männer am Ende des Blocks um die Ecke in die N-Street ein und verschwanden hinter einer Kirche.
    Die Frau versuchte, dem jungen Mann zu helfen, der bewusstlos am Boden lag und stark blutete.
     
    Clay wurde ins Krankenhaus der George-Washington-Universität gebracht, wo er von einem Notaufnahmeteam stabilisiert wurde. Bei der Erstuntersuchung wurden zwei von einem stumpfen Gegenstand verursachte große Kopfwunden, eine Platzwunde am rechten Wangenknochen, eine am linken Ohr sowie zahlreiche Prellungen festgestellt. Seine rechte Wade war gebrochen, sein linker Knöchel ebenfalls, seine linke Kniescheibe zerschmettert. Nachdem man ihm den Kopf rasiert hatte, wurden die beiden großen Wunden mit einundachtzig Stichen genäht. Sein Schädel war schwer gequetscht, aber nicht gebrochen. Sechs Stiche über dem Wangenknochen, elf am Ohr, dann wurde er in den Operationssaal gerollt, wo seine Beine zusammengeflickt werden sollten.
    Nachdem Jonah ungeduldig eine halbe Stunde gewartet hatte, fing er an, bei Clay anzurufen. Nach einer Stunde verließ er das Restaurant und ging zu Fuß zu Clays Haus. Leise fluchend klopfte er an die Tür und klingelte. Schon wollte er Steine ans Fenster werfen, da sah er Clays Auto, das zwischen zwei anderen Fahrzeugen auf der Straße parkte. Zumindest glaubte er, dass es sich um Clays Auto handelte.
    Langsam ging er darauf zu. Irgendetwas stimmte nicht, er wusste nur nicht, was. Das Auto war zwar tatsächlich ein schwarzer Porsche Carrera, aber es war von einer weißen Masse überzogen. Er rief die Polizei.
    Unter dem Porsche wurde ein zerrissener, leerer Sack von Hanna Portland Cement gefunden. Offenbar hatte jemand den Wagen damit bestreut und dann mit Wasser bespritzt. An einigen Stellen, vor allem auf Dach und Motorhaube, waren große Zementbrocken angetrocknet und festgeklebt. Während die Polizei das Auto untersuchte, teilte Jonah den Beamten mit, dass sein Besitzer verschwunden sei. Nach einer langwierigen Computersuche fanden sie Clays Namen schließlich, und Jonah fuhr zum Krankenhaus. Er rief Paulette an, die schon vor ihm dort eintraf. Clay wurde noch operiert, aber er hatte nur Knochenbrüche und vermutlich eine Gehirnerschütterung davongetragen. Seine Verletzungen schienen nicht lebensgefährlich zu sein.
    Die Spaziergängerin mit dem Hund berichtete der Polizei, die beiden Angreifer seien Weiße gewesen. Drei Studenten, die gerade eine Bar in der Wisconsin Avenue betreten hatten, meldeten, sie hätten zwei Weiße in schwarzen Jacken gesehen, die von der N-Street aus um die Ecke gerannt seien. Sie seien in einen metallicgrünen Kleintransporter gesprungen, dessen Fahrer auf sie gewartet habe. Es sei zu dunkel gewesen, um das Kennzeichen zu erkennen.
    Der Anruf, den Clay um 20.39 Uhr erhalten hatte, wurde zu einem Münztelefon in der M-Street zurückverfolgt, das etwa fünf Minuten von seinem Haus entfernt war.
    Die Spur wurde schnell kalt. Schließlich und endlich war Clay nur verprügelt worden. Außerdem war es Samstagnacht, eine Nacht, in der in Washington zwei Vergewaltigungen, zwei Schießereien aus fahrenden Autos mit insgesamt fünf Verletzten und zwei Morde zu verzeichnen sein würden. Für beide gab es kein erkennbares Motiv.
    Da Clay in der Stadt keine Angehörigen hatte, fungierten Jonah und Paulette als seine Sprecher und trafen die notwendigen Entscheidungen. Um ein Uhr dreißig nachts erklärte ihnen die Ärztin, die Operation sei reibungslos verlaufen. Sämtliche Knochen seien teils mit Nägeln und Schrauben eingerichtet worden und müssten jetzt nur noch heilen. Besser hätte es nicht laufen können. Da Clay mit Sicherheit eine Gehirnerschütterung hatte, die Ärzte aber nicht wussten, wie schwer sie war, würde seine Gehirnaktivität genau überwacht werden. »Er sieht fürchterlich aus«, warnte sie.
    Zwei Stunden später wurde Clay vorsichtig auf sein Zimmer gebracht. Jonah hatte auf privater Unterbringung bestanden. Um vier Uhr morgens sahen sie ihn zum ersten Mal, eingewickelt wie eine Mumie.
    Beide Beine steckten in dicken Gipsverbänden, die von einem komplizierten System aus Seilen und Flaschenzügen einige Zentimeter über dem Bett gehalten wurden. Brust und Arme waren von einem Laken bedeckt, während dicke Gazeverbände seinen Schädel und sein halbes Gesicht verbargen. Seine Augen waren zugequollen, und zum Glück war er immer noch nicht bei

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