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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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klebte. Clay brauchte eine weitere Tablette.
    Alle schickten Blumen. Adelfa Pumphrey, Glenda vom OPD, Mr und Mrs Rex Crittle, Rodney, Patton French, Wes Saulsberry, ein Richter, den Clay vom Obersten Gericht des Distrikts Columbia kannte. Jonah brachte einen Laptop mit, sodass Clay ausführlich mit seinem Vater chatten konnte. Am Montag erschienen drei Ausgaben des King of Shorts, die die letzten Zeitungsberichte und den neuesten Klatsch über den Überfall auf Clay enthielten. Er sah nichts davon. Versteckt in seinem Krankenhauszimmer, wurde er von seinen Freunden abgeschirmt.
    Früh am Dienstagmorgen kam Zack Battle auf dem Weg in die Kanzlei vorbei, um ihm die gute Nachricht zu überbringen, dass die Börsenaufsicht ihre Ermittlungen gegen ihn einstellen würde. Er hatte mit Mel Snellings Anwalt in Baltimore gesprochen. Mel gab dem Druck des FBI nicht nach, und ohne Mel hatten sie nicht die nötigen Beweise.
    »Wahrscheinlich haben die beim FBI die Zeitungen gelesen und meinen, Sie wären genug gestraft«, erklärte Zack. »Stehe ich in der Zeitung?«, fragte Clay.
    »Es gibt einige Artikel über Sie.«
    »Soll ich die lesen?«
    »Besser nicht.«
    Die Langeweile im Krankenhaus machte ihm zu schaffen der Streckverband, die Bettpfannen, die endlosen Visiten der Krankenschwestern rund um die Uhr, die ernsten Gespräche mit den Ärzten, die vier Wände um ihn herum, die ständigen Verbandwechsel an seinen Wunden, die Blutentnahmen für immer neue Tests, die durch nichts unterbrochene Eintönigkeit, weil er nur bewegungslos im Bett liegen konnte. Wochenlang würde er diese Gipsverbände tragen müssen, und er konnte sich nicht vorstellen, wie er in der Stadt mit Rollstuhl und Krücken überleben sollte. Zumindest zwei Operationen standen ihm noch bevor, wenn auch kleinere, wie die Ärzte versichert hatten. Immer mehr plagten ihn nun die psychischen Nachwirkungen des Angriffs, und er erinnerte sich verstärkt an Geräusche, aber auch an seine körperlichen Empfindungen, als die beiden auf ihn eindroschen. Er sah das Gesicht des Mannes vor sich, der ihm den ersten Kinnhaken versetzt hatte, aber da er nicht wusste, ob es nicht nur ein Traum war, erzählte er dem Detective nichts davon. In der Dunkelheit hörte er Schreie, doch auch sie mochten nur Teil des Alptraums sein. Er erinnerte sich, wie über ihm ein schwarzer Knüppel von der Größe eines Baseballschlägers geschwungen wurde. Glücklicherweise hatte er das Bewusstsein verloren und erinnerte sich an die meisten Schläge gar nicht.
    Allmählich gingen die Schwellungen zurück, und er konnte wieder klarer denken. Er nahm keine Schmerztabletten mehr, weil er sich sonst nicht konzentrieren konnte, und versuchte, die Kanzlei über Telefon und E-Mail zu leiten. Dort ging es relativ hektisch zu, erzählte man ihm zumindest, aber er hegte den Verdacht, dass das nicht stimmte.
    Ridley besuchte ihn am späten Vormittag und am frühen Abend für jeweils eine Stunde, stand an seinem Bett und gab sich sehr liebevoll, besonders wenn Krankenschwestern in der Nähe waren. Paulette konnte sie nicht ausstehen und verließ fluchtartig das Zimmer, wenn sie erschien.
    »Die ist doch nur hinter deinem Geld her«, sagte sie zu Clay. »Und ich will nur ihren Körper.«
    »Da fährt sie im Moment wohl besser.«
39
    U m lesen zu können, musste Clay das Kopfteil seines Bettes hochstellen. Da seine Beine bereits nach oben zeigten, verbog er sich damit qualvoll zu einem V. Länger als zehn Minuten hielt er diese Position nicht aus, dann ließ er das Bett wieder herunter, um den Druck zu verringern. Als Paulette das klingelnde Telefon abnahm, hatte er Jonahs Laptop auf seinen beiden Gipsverbänden stehen, während er einen Zeitungsartikel aus Arizona überflog. »Es ist Oscar Mulrooney«, sagte sie.
    Am Sonntagabend hatten sie kurz miteinander gesprochen, aber Clay hatte wegen der Medikamente keinen klaren Satz herausgebracht. Jetzt war er jedoch hellwach und freute sich auf weitere Details. »Schießen Sie los!« Er senkte das Kopfteil ab und versuchte sich auszustrecken.
    »Mooneyham hat seinen Vortrag am Samstagmorgen vorläufig abgeschlossen. Es ist perfekt gelaufen. Der Kerl ist brillant, und die Geschworenen fressen ihm aus der Hand. Zu Beginn der Verhandlung platzten die Goffman-Leute geradezu vor Selbstvertrauen, aber ich glaube, inzwischen würden sie sich am liebsten im nächstbesten Loch verkriechen. Gestern Nachmittag hat Roger Redding ihren Stargutachter aufgerufen, einen

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