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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Forscher, der bezeugte, dass es keine direkte Verbindung zwischen dem Medikament und der Brustkrebserkrankung der Klägerin gibt. Ich fand ihn sehr gut, immerhin besitzt er drei Doktortitel. Die Geschworenen hörten aufmerksam zu. Dann zerlegte Mooneyham ihn total. Er präsentierte eine fehlerhafte Studie, die der Mann vor zwanzig Jahren durchgeführt hat, und stellte seine Referenzen infrage. Am Ende war der Zeuge völlig erledigt. Am liebsten hätte ich dem Burschen einen Krankenwagen gerufen. Ich habe noch nie gesehen, wie ein Zeuge so gedemütigt wird. Roger war blass, und die Goffman-Leute saßen auf ihrer Bank wie Verbrecher bei einer polizeilichen Gegenüberstellung.«
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet«, sagte Clay immer wieder, während er das Telefon an sein unverletztes Ohr hielt.
    »Das Beste kommt noch. Ich habe herausgefunden, wo die Goffman-Leute abgestiegen sind, und bin in ihr Hotel gezogen. Jetzt sehe ich sie sowohl beim Frühstück als auch spätabends in der Bar. Sie wissen, wer ich bin, und wir umkreisen uns wie tollwütige Hunde. Sie haben einen Firmenanwalt namens Fleet dabei, der mich gestern nach der Vertagung in der Lobby des Hotels angesprochen hat. Er wollte mit mir was trinken. Ich hab drei Drinks geschafft, er nur einen, weil er zurück in die Goffman-Suite im obersten Stockwerk musste. Die sind da oben die ganze Nacht auf und ab getigert und haben überlegt, ob ein Vergleich infrage kommt.«
    »Sagen Sie das noch mal«, sagte Clay leise.
    »Sie haben schon richtig verstanden. Goffman überlegt in diesem Moment, ob ein Vergleich mit Mooneyham möglich ist. Die Manager sind völlig verstört. Sie sind wie jeder andere im Gericht davon überzeugt, dass die Geschworenen aus ihrer Firma Hackfleisch machen werden. Ein Vergleich wird sie auf jeden Fall ein Vermögen kosten, weil der alte Haudegen eigentlich keinen Vergleich will. Der macht sie nach Strich und Faden fertig! Roger ist hervorragend, aber Mooneyham kann er nicht das Wasser reichen.«
    »Zurück zum Vergleich.«
    »Zurück zum Vergleich. Fleet wollte wissen, wie viele unserer sechsundzwanzigtausend Mandanten begründete Ansprüche haben. Ich sagte: alle sechsundzwanzigtausend. Nachdem er eine Weile um den heißen Brei herumgeredet hatte, fragte er, ob ich glaube, Sie würden sich auf einen Vergleich in Höhe von einhunderttausend Dollar pro Fall einlassen. Das sind zwei Komma sechs Milliarden. Haben Sie mitgerechnet?«
    »Akzeptiert.«
    »Und das Honorar?«
    »Akzeptiert.« Clays Schmerzen waren wie weggeblasen. Das Pulsieren in seinem Schädel hatte aufgehört. Die schweren Gipsverbände fühlten sich federleicht an. Die empfindlichen Quetschungen gab es nicht mehr. Er hätte am liebsten geweint.
    »Aber es war noch kein Vergleichsangebot. Die strecken nur die Fühler aus. Die Lage ist ganz schön angespannt. Das Gericht schwirrt nur so von Gerüchten, die vor allem von den Anwälten und Wertpapieranalysten in die Welt gesetzt werden. Angeblich kann sich Goffman einen Entschädigungsfonds von bis zu sieben Milliarden leisten. Wenn sich das Unternehmen jetzt vergleicht, bleibt der Aktienkurs vielleicht stabil, weil der Maxatil-Alptraum damit abgehakt ist. Das ist zwar nur eine Theorie, aber nach dem Gemetzel gestern eine sehr einleuchtende. Fleet hat sich an mich gewandt, weil wir die größte Sammelklage vertreten. Es ist von sechzigtausend potenziellen Kläger die Rede. Damit hätten wir etwa vierzig Prozent des Marktes. Wenn wir mit einhunderttausend pro Fall einverstanden sind, bleiben die Kosten für Goffman kalkulierbar.«
    »Wann sehen Sie ihn wieder?«
    »Hier ist es fast acht, die Verhandlung geht in einer Stunde weiter. Wir wollen uns vor dem Gerichtssaal treffen.«
    »Rufen Sie mich so bald wie möglich an.«
    »Keine Sorge, Chef. Wie geht's den gebrochenen Knochen?«
    »Jetzt schon viel besser.«
    Paulette nahm das Telefon. Sekunden später klingelte es erneut. Sie hob ab und gab es dann Clay mit den Worten: »Für dich. Ich verschwinde jetzt.«
    Es war Rebecca, die aus der Eingangshalle des Krankenhauses vom Handy aus anrief und wis sen wollte, ob sie ihn kurz besuchen könne. Wenige Minuten später trat sie ins Zimmer. Schockiert über den Anblick, der sich ihr bot, küsste sie ihn zwischen die blauen Flecken auf die Wange.
    »Die hatten Knüppel, um eine faire Ausgangssituation herzustellen«, sagte Clay. »Sonst wäre ich ja im Vorteil gewesen.« Er drückte die Tasten an seinem Bett und fuhr sich in die V-Form

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