Die Schuldlosen (German Edition)
loszuwerden.
«Sie hat nicht mal Geld für die Abtreibung von mir verlangt», sagte er. «Deshalb dachte ich, das Kind sei womöglich gar nicht von mir. Ich war ja nicht der Einzige, mit dem sie ins Bett stieg.»
«Ist Ihnen bekannt, wer sonst noch mit Frau Jentsch verkehrte?», fragte Dina Brelach.
Lothar schüttelte den Kopf. «Sie hat mal einen anderen an der Wohnungstür abgewimmelt, als ich gerade bei ihr war. Der Stimme nach ein älterer Mann, der sie einladen wollte. Ich habe nicht verstanden, worum genau es ging. Ein Name ist bei dieser Gelegenheit auch nicht gefallen.»
Nachdem das gesagt war, bat er inständig, seiner Frau, wenn eben möglich, diese Affäre zu verschweigen. Silvie würde ihre Prinzessin verlieren, wenn sie sich auch noch darüber aufregte. «Ich wollte meine Frau nicht wirklich betrügen», stammelte er. «Es hat sich einfach so ergeben, weil sie aus Angst vor einer Fehlgeburt keinen Sex mehr wollte. Und ich … Herrgott, ich hab’s nicht darauf angelegt, mit Heike ins Bett zu steigen, es ist eben passiert. Aber mit ihrem Tod habe ich nichts zu tun. Warum hätte ich sie denn umbringen sollen? Sie wollte doch auch nur ein bisschen Spaß ohne Verpflichtungen. Sie hat mich jedes Mal, wenn ich bei ihr war, darauf hingewiesen, dass ich bloß keine Besitzansprüche anmelden soll. Für sie war es nicht mehr, als einem Freund aus der Klemme zu helfen, genauso hat sie es einmal ausgedrückt. Sie wollte nach Alex keine feste Beziehung mehr.»
Was sich vormittags im Kölner Polizeipräsidium ergeben hatte, hörte Bernd Leunen noch am selben Nachmittag. Dina Brelach kam um drei Uhr alleine nach Grevingen. Um sich noch einmal mit Alex zu unterhalten, mussten nicht zwei Kommissare den pünktlichen Feierabend abschreiben. Da reichte eine Begleitung aus der Wache.
Für Alex sah es auf einmal gar nicht mehr so gut aus. Als sie losfuhren, meinte Dina Brelach: «Wenn Steffens die Wahrheit sagt, hatte er kein Motiv.»
« Wenn er die Wahrheit sagt», wiederholte Bernd Leunen.
«In welchem Punkt könnte er denn Ihrer Meinung nach lügen? Die Ehefrau ist schwanger, die Geliebte wird schwanger, lässt abtreiben und hält den Mund. Besser konnte es für ihn doch nicht kommen.»
«Vielleicht wollte Heike Jentsch doch Geld von ihm», meinte Bernd Leunen. «Vielleicht hat sie gedroht, mit Silvie zu reden. Dazu würde das Rosenherz als Warnung auch gut passen. Denn ich glaube, wenn Silvie ihn verlässt, zerreißt es ihn. Er war schon in sie verknallt, da wusste sie noch gar nicht, dass es zwei Sorten Mensch gibt.»
Dina Brelach ließ einen Seufzer hören, der so gar nicht zu ihr passen wollte. «Ich sollte wohl noch mal mit der aufmerksamen Nachbarin reden. Vielleicht hat die bei der lautstarken Unterhaltung am Zwölften doch etwas mehr verstanden, als dass es um eine Hose und ein Paar Schuhe ging. Aber jetzt reden wir erst noch einmal mit Herrn Junggeburt. Wenn der sich Hoffnungen auf einen Neuanfang mit Frau Jentsch gemacht hatte und dahintergekommen ist, dass sie sich mit Steffens vergnügte, wäre das auch ein triftiger Grund, einen Strauß Rosen zu köpfen.»
Alex öffnete ihnen mit mehlverschmierten Händen die Tür, ein Geschirrtuch im Hosenbund festgesteckt. Aus der Küche zog ein Duft in die Eingangshalle, der Bernd Leunen den Mund wässrig machte. Frisch aufgebrühter Kaffee und selbstgebackene Plätzchen.
Alex wies zum Fernsehzimmer hinüber und sagte auf dem Weg dorthin: «Ich habe ein altes Rezeptbuch von unserer früheren Haushälterin gefunden. Da dachte ich, ich übe ein bisschen, damit ich mich nicht blamiere, wenn’s darauf ankommt.»
«Rechnen Sie damit, Ihrer Tochter bald wieder Kakao kochen zu dürfen?», erkundigte Dina Brelach sich.
«Gefragt habe ich noch nicht», sagte Alex. «Jetzt wäre das wohl auch ein ungünstiger Zeitpunkt. Aber bis Weihnachten sind es ja noch etliche Wochen. Wenn Heike erst mal unter der Erde ist, lässt Gerhild vielleicht eher mit sich reden.»
«Vorausgesetzt, Sie sind dann noch auf freiem Fuß», sagte Dina Brelach durchaus freundlich. «Mit den Verdächtigen verhält sich das nämlich wie mit den zehn kleinen Negerlein, es werden zusehends weniger. Wenn nicht noch einer auftaucht, von dem wir bisher nichts wissen, sind bald nur noch Sie übrig.»
Alex grinste zwar, aber belustigt wirkte das nicht. «Dann sollte ich jetzt wohl besser meine Anwältin anrufen», erwiderte er. «Und wir setzen dieses Gespräch fort, wenn sie dabei ist.»
«Wenn Sie
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