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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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aus dem Dorf. Ein bedauernswertes Geschöpf, hatte seine Mutter mal behauptet. Von der eigenen Mutter bei den Großeltern abgeliefert wie ein überflüssiges Gepäckstück, vom karrieregeilen Vater weitestgehend ignoriert. Verliebte sich als Jugendliche ausgerechnet in den Dosenöffner und blieb an dessen Freund kleben, der damals auch nicht viel besser als Alex gewesen war.
    «Ja», sagte Bernd Leunen. «Es ist rein persönliches Interesse, weil ich mit den beiden zur Schule gegangen bin. Weil ich an dem Abend in der Linde dabei war. Und weil ich es nicht glauben konnte, als es dann hieß, Alex hätte Janice ertränkt. Aber was ich glaubte, hat damals keine Seele interessiert.»
    «Was haben Sie denn geglaubt?», fragte Silvie.
    «Dass Alex das Mädchen viel eher mit dem Auto umgenietet hätte.»
    Aus dem Mund eines Polizisten klang das ziemlich salopp, fand Silvie. Und während sie noch dachte, dass sie von einem Staatsdiener eine andere Formulierung erwartet hätte, auch wenn er Zivil trug, sagte sie: «Er ist ja gar nicht gefahren.»
    Als er sie zwanzig Minuten später vor dem Haus ihrer Großeltern absetzte, war Bernd Leunen mehr als zufrieden. Er wartete noch, bis Franziska Welter die Tür geöffnet und beide Frauen im Haus verschwunden waren, dann fuhr er zur Bäckerei Jentsch.
    Dina Brelachs Dienstwagen stand noch am Straßenrand. Der Laden war gerammelt voll. Martha Jentsch bediente zusammen mit dem ältesten Enkel und ihrem Sohn, den man sonst nie im Laden sah. Die Schiebetür zur Küche war geschlossen. Bernd Leunen hasste das Getuschel, das mit seinem Erscheinen einsetzte. Aber es ließ sich leider nicht vermeiden, nach der Kölner Kollegin zu fragen.
    «Die sitzt mit Mama im Wohnzimmer», gab der vierzehnjährige Max Auskunft und deutete auf die Tür hinter sich: «Gehen Sie ruhig durch.»
    Bernd Leunen zwängte sich an den dreien hinter der Theke vorbei, durchquerte die verlassene Küche und den Hausflur. Von der Wohnzimmertür aus erhaschte er einen Blick auf Gerhild, die mit gesenktem Kopf in einem Sessel saß und imaginäre Fäden aus ihrem Kittelsaum zupfte.
    Dina Brelach kam raus auf den Flur, schloss die Tür hinter sich und erkundigte sich unwillig, was es denn noch gäbe. Er nannte ihr den Namen des Dachdeckers und rechnete damit, dass sie ihn um seine Begleitung bat, weil sie ihren Hauptverdächtigen natürlich sofort aufsuchen und in die Mangel nehmen wollte. Aber sie bedankte sich nur, und das war’s für ihn. Er hatte ja schon seit über einer Stunde Feierabend.

    An dem Freitagnachmittag sah es aus rein polizeilicher Sicht für Alex noch sehr gut aus. Daran änderte sich auch in den nächsten Tagen nichts. Bei polizeilichen Aktionen vor Ort wurden meist Beamte der Wache zur Unterstützung herangezogen. So bekam Bernd Leunen genug mit, um den Stand der Dinge verfolgen und beurteilen zu können.
    Einerseits freute ihn die Entwicklung für Alex, andererseits war er nicht halb so erleichtert, wie es ihm lieb gewesen wäre. Keine Spuren von Alex in Heikes Wohnung, überhaupt keine Spuren an der Leiche. Wie bei Janice. Nachdem er von Silvie gehört hatte, was sich damals abgespielt hatte, lag ihm das wie ein Stein im Magen. Wenn einer wusste, wie segensreich sich fließendes Wasser nach einem Tötungsdelikt auswirkte, dann doch wohl der Mann, der im April 2004 die Dorfmatratze ersäuft hatte. Und dabei von seinem besten Freund überrascht worden war. Das zu hören hatte Bernd Leunen umgehauen, aber es blieb sein Geheimnis.
    Und was Heike anging: Die Kölner Kollegen unter Leitung von Dina Brelach blieben auf Helmut Maritz konzentriert. Der Dachdecker zeigte sich erschüttert, als er das erste Mal befragt wurde. Angeblich hatte er noch gar nicht gehört, dass Heike tot war. Das Radio machte er selten an, eine Zeitung hatte er nicht abonniert, und ins Fernsehen hatte die Nachricht es bisher nicht geschafft.
    Wie Alex hatte Helmut Maritz kein überzeugendes Alibi für den Mittwochabend. Er gab an, sich kurz vor acht eine Pizza ins Haus bestellt, danach ein paar Banksachen erledigt zu haben. Tatsächlich hatte er um Viertel nach neun eine SMS mit einer TAN-Nummer von seiner Bank bekommen, um eine Überweisung vornehmen zu können.
    Die SMS war noch in seinem Handy gespeichert, bewies für sich allein jedoch gar nichts. Die Überweisung hätte er anschließend natürlich von seinem eigenen Internetanschluss getätigt, erklärte er. Auch diese Angabe hielt einer Überprüfung stand. Aber ob er danach

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