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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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verschwand zwischen Beerensträuchern und Stangenbohnen, rannte über den schmalen Pfad zwischen den Beeten runter zur Greve, schlug dort den nächsten Haken, wieder nach rechts, patschte durch das seichte Wasser am Ufer entlang. Offenbar wollte sie zur Rückseite ihres Elternhauses. Aber so weit kam sie natürlich nicht.
    Er bückte sich schon nach einem der Steine im Flussbett, ehe er sie erreichte. Dann schlug er sie nieder, schleifte sie weiter in die Greve hinein und drückte sie so lange mit dem Gesicht ins Wasser, bis er sicher war, dass sie nie wieder mit ihren schmierigen Fingern in sein Gesicht fassen würde.
    Seine Hose war nass bis zu den Oberschenkeln, die Jacke über und über mit Wasser bespritzt. Doch darin sah er kein Problem, weil seine Eltern übers Wochenende verreist waren. Er lief zurück zum Auto, wollte ihre Sachen in die Greve werfen. Aber kaum hatte er die Satinhose und die High Heels aus dem Fußraum gefischt, war plötzlich Alex vor ihm auf dem Pfad. Nur der Himmel wusste, wo der auf einmal hergekommen war. Zum Glück schaute er nicht zur Straße, er wankte hinunter ans Ufer. Vielleicht musste er pinkeln, wie Heike neulich vermutet hatte, als sie zu zweifeln begann. Vielleicht hatte er auch die Hilfeschreie gehört und wollte nachschauen, was los war.
    Und dann sah Alex den Körper im Flussbett liegen.
    «Hey!», hörte Lothar ihn rufen. «Hey, komm da raus.»
    Als sich nichts rührte, verlangte er noch: «Mach kein Scheiß, komm da raus. Ist doch viel zu kalt.» Dann ging er näher heran.
    Lothar ließ Hose, Schuhe und den abgebrochenen Absatz einfach fallen und hetzte los. Als er das Ufer erreichte, stand Alex bis zu den Knien im Wasser, den Oberkörper vorgebeugt, eine Hand in ihrem Nacken. Er wollte offenbar ihren Kopf anheben, um ihr Gesicht aus dem Wasser zu drehen. Ehe er begreifen konnte, dass seine Hilfe zu spät kam, war Lothar heran und brüllte: «Hör auf! Lass sie los! Alex, um Gottes willen, was tust du da? Lass sie los, du bringst sie ja um.»
    Es war eine Chance gewesen, wie man im Leben nur eine bekam. Er hatte Alex zum Auto gezerrt und während der Fahrt nach Grevingen immer wieder gefragt: «Warum hast du die rollige Katze ersäuft?» Rotz und Wasser hatte er dabei geheult, weil ihm wahrhaftig nicht leichtfiel zu tun, was er glaubte, tun zu müssen.
    Heike hatte nicht nachvollziehen können, dass er einen Mann mit schwangerer Frau und kleiner Tochter hinter Gitter stecken ließ, wo er selbst zu der Zeit noch ledig gewesen war. Er hätte Silvie nicht verloren, wenn er sich damals gestellt hätte, hatte sie gesagt. Im Gegenteil, Silvie hätte mit Freuden auf ihn gewartet, ihm jeden Tag einen Brief geschrieben, ihn zu jeder Gelegenheit besucht und ihm den roten Teppich ausgerollt, wenn er aus dem Knast entlassen worden wäre. Ob Heike das richtig beurteilt hatte, würde sich nun zeigen.

    An dem Abend stand der Mercedes wieder vor dem Haus. Es goss wie aus Kübeln. Lothar saß im Auto, bei laufendem Motor und aufgedrehter Heizung, damit die Scheiben nicht beschlugen.
    Schon um halb zehn, früher als sonst, kam Alex raus und spurtete mit eingezogenem Kopf zum Mercedes. Ob Silvie bei der Tür stand und ihm nachschaute, konnte Lothar auf seinem Beobachtungsposten nicht erkennen.
    Nachdem der schwarze Wagen verschwunden war, stieg er aus, reckte sich und ließ den Kopf kreisen, um den von Wut verspannten Nacken etwas zu lockern. Viel half es nicht. Es war ihm nicht bewusst, dass er pfeifend aufs Haus zulief. «Komm, ich zeig dir, wie groß meine Liebe ist, und bringe uns beide um.»
    Silvie war wohl schon oben, als er klingelte. Aber sie kam sofort herunter – mit Zahnpasta an der Oberlippe, in einem sauberen Hausanzug, der frisch nach Waschpulver und irgendwie nach Alex roch. Mit dem rechnete sie wohl auch, als sie die Tür aufriss.
    «Bist du geflogen?», fragte sie, noch ehe die Tür weit genug offen war, um zu erkennen, wer wirklich davorstand. Es klang so normal, fast heiter und beschwingt. «Du wollest doch den …» Der Rest blieb ihr im Hals stecken, als sie ihren Irrtum erkannte. Und als sie Lothar ansprach, klang es wie über ein Reibeisen gezogen. «Was willst du?»
    Blöde Frage. «Meine Sachen abholen», sagte er, obwohl er nicht daran dachte, etwas aus der Garage mitzunehmen. «Mich entschuldigen. Dir erklären, warum es passiert ist und wie leid es mir tut.»
    «Das hat Opa mir schon erklärt.» Sie machte keine Anstalten, die Tür freizugeben.
    «Ich würde

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