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Die Schuldlosen (German Edition)

Die Schuldlosen (German Edition)

Titel: Die Schuldlosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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an der Reihe war.
    Er starrte sie an wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt und fragte seinerseits betont neutral: «Was darf ’s sein?»
    «Eine Rosinenschnecke und einen Milchkaffee», sagte sie und wandte sich an Heike: «Kann ich danach hinten Zähne putzen? Ich muss noch zum Zahnarzt.»
    Heike nickte nur. Alex legte die Schnecke auf einen Pappstreifen, drehte sich zum Kaffeeautomaten um und fragte: «Haben wir noch Milch? Die hier ist fast leer, Schatz.»
    Im ersten Moment dachte Silvie, mit dem Schatz sei sie gemeint. Da sagte Heike: «Natürlich haben wir noch Milch. Du musst dich nur bücken – Schatz.» Und Silvie begriff, wer seine Neue war.
    Es war nicht weniger schmerzhaft als die Sache mit Janice und schien auf den ersten Blick genauso unvorstellbar. Heike war zehn Jahre älter als sie, fünf Jahre älter als Alex. Viel zu alt für ihn. Und wahrlich keine Schönheit. Nicht Fisch und nicht Fleisch, hatte Lothar gesagt und die Frage aufgeworfen, was Alex an diesem Zwitterwesen in sexueller Hinsicht reizen mochte.
    Aber vielleicht ging es ihm gar nicht um Sex, damit schien er doch Probleme zu haben. Und auf den zweiten Blick … Als selbständige Geschäftsfrau konnte Heike einem geborenen Loser, der sich aus Mamis Fängen zu befreien versuchte, wie Lothar es ausdrückte, nicht nur finanzielle Sicherheit bieten. Sie hatte auch längst eine eigene Wohnung in Grevingen. Und in diese Wohnung zog Alex nur wenige Wochen später ein.
    Silvie brauchte etwas mehr als ein Jahr, um das alles zu verschmerzen und ihre Enttäuschung halbwegs zu überwinden. Zuerst die Dorfmatratze, dann das Nilpferd. Auch wenn sie Heike niemals so bezeichnet hatte, fand sie den Schimpfnamen nach Alex’ Verrat an ihrer Liebe lange Zeit durchaus passend.
    Ein weiteres Jahr brauchte Silvie, um einzusehen, dass Alex für sie nur noch ein schmerzender Dorn im Fleisch oder ein schöner Traum sein konnte. Sie entschied sich für den Traum, weil der nicht wehtat. Und sie begriff, dass ein solider Beamtenanwärter mit Bausparvertrag, der sie offenbar von ganzem Herzen liebte, durchaus begehrenswert war. Sie war bereits zwanzig – und immer noch Jungfrau. Es wurde höchste Zeit, das zu ändern, ehe daraus Komplexe erwuchsen.
    Die große Liebe war es von ihrer Seite nicht. Deshalb störte es sie auch nicht weiter, als Lothar nach dem ersten Mal einräumte, nicht genau zu wissen, mit wie vielen Mädchen er Erfahrungen gesammelt hatte.
    Sie lagen noch nebeneinander auf dem Bett in seinem Zimmer. Seine Eltern waren übers Wochenende verreist. Da hatte es sich so ergeben. Und Silvie bereute nicht, seinem langen, geduldigen Werben endlich nachgegeben zu haben. Er hatte sich als traumhaft sanfter und zärtlicher Liebhaber entpuppt, wie sich das für einen Mann mit viel Erfahrung und etwas Einfühlungsvermögen gehörte.
    «Wenn du nicht genau weißt, wie viele es waren, müssen es ja Unmengen gewesen sein», stellte sie fest.
    «Na ja», gestand Lothar so beiläufig, als habe es sich um reine Gefälligkeiten gehandelt. «Ich hab alles aufgesammelt, was Alex fallenließ. Manche taten mir einfach nur leid. Aber ich bin nie ein Risiko eingegangen, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen.»
    «Aber du hast sie dann doch auch sitzenlassen», meinte sie. «Da hast du es doch nur noch schlimmer gemacht.»
    «Nein», sagte Lothar. «Du hast völlig falsche Vorstellung von diesen Mädchen. Keine von denen hat sich die Augen aus dem Kopf geweint oder war wochenlang krank, weil Alex Schluss gemacht hatte. Die gehen in eine Disco, um sich zu amüsieren, die wollen Männer aufreißen, aber nicht gleich heiraten. Allerdings wollen sie diejenigen sein, die einen Mann abservieren. Wenn das andersrum läuft, brauchen sie sofort einen anderen, um zu demonstrieren, dass sie jeden haben können und nicht auf einen wie Alex angewiesen sind.»
    «Hast du auch mit Janice geschlafen?», fragte Silvie.
    «Nee», stieß Lothar abfällig hervor. «Ich fische doch auch kein ausgespucktes Kaugummi aus dem Mülleimer und steck es mir in den Mund. Die Dorfmatratze würde ich nicht mal mit Gummihandschuhen anfassen. Ich hab nie verstanden, wie Alex sich mit der einlassen konnte. Und auch noch die halbe Zeit ohne Kondom. Du kannst froh sein, dass es mit euch nicht geklappt hat. Sonst wäre das so gewesen, als hättest du es mit dem halben Dorf und vier Dutzend Männern aus Grevingen getrieben.»
    «Hast du gewusst, dass er jeden Abend zu ihr ging?»
    «Nicht jeden

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