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Die Schule der Nacht

Die Schule der Nacht

Titel: Die Schule der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Mia
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und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zugelaufen. »Oh Gott, Schatz, so etwas darfst du noch nicht einmal denken«, rief sie erschüttert, aber April duckte sich weg und wich zur Tür zurück.
    »Lass mich in Ruhe! Du brauchst nicht so zu tun, als würden dich meine Gefühle interessieren!«
    Als ihre Mutter sie trotzdem in die Arme nahm und sie, so fest sie konnte, an sich drückte, brach April in Tränen aus.
    »Es ist so ungerecht«, schluchzte sie. »Ich versuche die ganze Zeit mein Bestes zu geben, aber das interessiert anscheinend niemanden. Dad und du, ihr begreift überhaupt nicht, wie schwierig der Umzug nach London für mich war. Ihr sorgt euch immer nur um euch selbst und streitet euch wegen jeder Kleinigkeit.«
    Endlich gab sie ihren Widerstand auf, legte den Kopf an die Schulter ihrer Mutter und weinte sich aus. Silvia wartete geduldig, bis der Tränenstrom versiegt war, dann nahm sie ein Taschentuch aus einer Packung, die auf der Arbeitsplatte lag, und hielt es ihr hin. »Mein armer Schatz«, sagte sie mitfühlend und streichelte April über den Rücken. »Weißt du was? Ich glaube, eine heiße Schokolade wäre jetzt genau das Richtige für dich.« Sie führte ihre Tochter zu einem Barhocker und machte sich dann am Herd zu schaffen, während April ihre Tränen trocknete. Als ihre Mutter schließlich einen dampfenden Becher cremiger heißer Schokolade vor sie hinstellte, brachte sie sogar schon wieder ein schwaches Lächeln zustande.
    »Warum streitet ihr euch ständig, du und Dad?«, fragte sie, nachdem sie einen vorsichtigen Schluck von dem heißen Getränk genommen hatte.
    Ihre Mutter lachte verlegen. »Ich… Ich weiß es selbst nicht so genau. Vielleicht sind wir uns zu ähnlich.« Sie sah April an, als wolle sie noch etwas hinzufügen, schüttelte dann aber doch nur den Kopf. »Das ist alles nicht so einfach, Liebes. Es gibt da ein paar Dinge, die dein Vater und ich klären müssen, aber irgendwie kommt uns jedes Mal das Leben in die Quere.« Sie lächelte April liebevoll an. »Glaub mir, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwer das alles für dich sein muss – der Umzug, die neue Schule –, und ich weiß, dass wir es dir mit unseren Streitereien nicht gerade einfacher machen.«
    April schnaubte in ihre Schokolade. »Gut erkannt.«
    Ihre Mutter nickte. »Ich werde mir in Zukunft mehr Mühe geben, und dein Vater auch. Versprochen.«
    Einen Moment lang saßen sie in einträchtigem Schweigen nebeneinander.
    »Es gibt doch noch etwas, das dich bedrückt, oder?«, fragte ihre Mutter schließlich sanft. »Was ist es?«
    April seufzte. »Wie viel Zeit hast du?«
    Silvia lächelte. »So viel, wie du brauchst.«
    April zögerte. Sie war eigentlich nicht in der Stimmung, über ihr desaströses Liebesleben zu reden, vor allem nicht mit ihrer eleganten, attraktiven Mutter, die – zumindest laut Aussage ihres Großvaters – schon mit Prinzen und Milliardären ausgegangen war. Und welchen Ratschlag sollte sie ihr schon geben? Vergiss diesen Jungen, du bist viel zu schade für ihn?
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Silvia.
    April hob überrascht den Kopf.
    »Du denkst: ›Was weiß die alte Frau schon über Jungs?‹, hab ich recht?«
    »Woher weißt du, dass es um einen Jungen geht?«
    »Weil es im Leben einer Frau um fast nichts anderes geht, Liebes. Nichts als die Liebe kann uns so traurig machen und so verwirren. Was glaubst du, warum ich so viel Zeit damit verbringe, mich mit deinem Vater zu streiten? Also, wer ist der Glückliche?«
    April kaute verlegen auf ihrer Unterlippe. »Er heißt Gabriel und ist in meinem Philosophie-Kurs«, sagte sie schließlich seufzend.
    »Und sieht bestimmt umwerfend aus.«
    »Mum!«
    »Was denn? Wegen irgendeines hässlichen Trolls würdest du ja wohl kaum so den Kopf hängen lassen.«
    April musste kichern. »Ja, stimmt. Er sieht umwerfend aus. Und er treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Lass mich raten: Er hat gesagt, er ruft an, hat es aber noch nicht getan?«
    April sah ihre Mutter verblüfft an. Was war denn auf einmal los? Es war ja beinahe so, als könnte sie plötzlich Gedanken lesen.
    »Dafür braucht man keine Hellseherin zu sein, Schatz. So sind die Männer nun mal. Und das nicht erst seit gestern, glaub mir. Schon zu Zeiten, als junge Mädchen noch in Reifröcken durch Lustgärten wandelten, warteten sie mit bangem Herzen auf die versprochene Nachricht irgendeines schneidigen Oberstleutnants. Und solltest du eines Tages selbst Töchter haben, wird es

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