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Die Schule der Nackten

Die Schule der Nackten

Titel: Die Schule der Nackten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Augustin
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kurzdauernd den Zwischenraum versperrten. Danach ein dicker Mann mit entsetzlich aufgestellten Beinen, polierten Hoden, und, wenn die Anzeichen nicht trogen, Hämorrhoiden, danach zwei ältere Frauen, die finster blickten. Aber auch nur als Vorhut, sozusagen, denn jetzt wurde der Ring dichter. Zunächst lag da ein Weib im Wege - möchte ich sagen - halb auf der rechten Hüfte, mit Brüsten, wie lange Abhänger auf die Seite geschoben, sie hatte die Schenkel zur Toreinfahrt aufgestellt, auf dem Leopardentuch - Gott sei Dank nicht in meiner Blickrichtung. Wie, durchfuhr es mich, wenn ich jetzt eine Erektion bekäme, wenn mir etwas widerführe?
    Ein Malheur?
    Oh, ich vergaß, seine berühmte Rüstung reichte nicht bis zum Genital hinab. Dort trug Alexander - klar erkennbar auf dem Phämalion-Relief - eine große, goldgetriebene Sonne, ein köcherartiges Behältnis.
    Immerhin mußte es in Betracht gezogen werden!
    Jetzt versperrte aber eine unangenehme Gruppe den weiteren Durchgang, ein ganzer Verein, lauter bösartige, braungegerbte Männer mit dicken Bäuchen und offensichtlich angetrunken. Sie nahmen die ganze Breite ein, hatten allem Anschein nach die Biersaison eröffnet, ein Metallfäßchen stand auf einem Dreibein, und der Dunst war deutlich. «Herr Professor», jedenfalls hatten sie mich erkannt, oder jedenfalls ein besonders braun verlederter Teilnehmer, der sein Bier schwenkte. Wäre wahrscheinlich auf mich zugewankt, wenn er sich hätte erheben können. Für mich aber gab es zwei Möglichkeiten, entweder auszuweichen oder die Talsohle zu durchschreiten. Was ich denn auch tat, «bei Eläos», wobei ich auch noch auf einen leeren Teller trat. Oder war er gar nicht leer gewesen?
    «Herr Browwesssor!!!» Mehr ein Bellen als menschlicher Laut. Es war aber, wie ich später bemerkte, Senf, der an meinem Fuß klebte. Was hätte mich danach noch schrecken können.

    *

    Sehr viel. An diesem Tag, an dem ich es unternahm, das Meer zu erreichen!
    – – –
    Ich erreichte die Zone der Einzelkämpfer.
    Rückblickend darf ich sagen, daß ich Menschheiten durchschritt, deren Existenz mir bis dahin nicht bewußt war. Und wenn ich hier so stolz den Alexandermythos bemühe, so entspricht das vollkommen meinem damaligen Gefühl. Es war nicht klein. Darf ich noch einmal die Örtlichkeit charakterisieren. Drei Ringe umschlossen das Schwimmbecken, ein äußerer lichterer, in dem Anfänger wie ich Platz fanden, ein mittlerer, wo bereits ein gewisses Gedränge herrschte, und dann gab es noch die «erste Reihe» im Jakobi-Bad, und man ahnt, was sie bedeutet.
    Vorerst befand ich mich aber noch in einem mittleren Teil von, sagen wir, dreißig Schritt Durchmesser, und der war schon dicht genug gepackt - Männchen wie Weibchen - mit der Tendenz zu größerer Dichte, je näher zum Schwimmbecken. Dazu eine wesentliche Beobachtung: Die Damen hielten sich durchweg bedeckt, ich meine, sie waren nackt, aber sie hielten die Beine zusammen, lagen, saßen, hockten dezent oder relativ dezent auf ihren Badetüchern. Dagegen die Männer!
    O mein Gott.
    Da lagen sie, meine Brüder, alle in Drohhaltung, gespreizt ausgespreitet und bis zum Anschlag aufgeklappt. Hatten offenbar das Bestreben, alles, was sie besaßen, möglichst rot und roh vorzuführen, zumindest nichts zu verbergen - obwohl es sowieso nichts zu verbergen gab. Ich möchte das einmal grundsätzlich herausarbeiten, so wenig nackt die Weiber, so sehr nackt waren die Männer.
    Und mit welch gewaltigen Unterschieden, in jeder Kategorie, groß, klein, krumm und gerade. Mir war klar, daß ich mich in Bayern befand, und da fällt schon auf, welche Sprache man hier spricht.
    Sprich: Ungeheure Prügel sieht man hier, fürchterliche Hämmer, manche auch noch gebogen und mit dicken Adersträngen versehen. Ein solches Ding wanderte gerade an mir vorbei, und ich konnte nur schaudern. Ein schwerer Dialekt war das, blaurot und geschunden, schwer behaart. Aber es gab auch die ganz Nackten, bei denen ich mir nicht ganz im klaren war, ob sie sich nun rasierten - solche gab es auch - oder ob sie von Haus aus (hormonell) glatt waren. Jedenfalls glänzend und rosafarben.
    Und noch etwas. Die Lage der Dinge. Die einen zeigten im Liegen nach unten zum Fußende hin, die anderen nach oben, wobei letztere die Tendenz hatten, seitlich wegzurollen, so daß ich ein ständiges Ordnen beobachtete, ein dauerndes Richten der Rohre, als ich durch die drohenden Reihen schritt, die alle auf mich gerichtet waren - sie waren

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