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Die Schule der Nackten

Die Schule der Nackten

Titel: Die Schule der Nackten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Augustin
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deklariert, aber der Schutzfaktor ist gering (2), praktisch nicht vorhanden - viel wichtiger sind die darin enthaltenen pflanzlichen Öle, die die Haut glätten, die ihr Schönheit zuführen. Trage eine zunächst nur geringe Menge auf, verteile sie mit langen Strichen, dann trage ich etwas mehr auf, streiche und verteile in leichten Kreiselbewegungen, wie wir es gelernt haben. Das setze ich eine Weile fort, bis das Hautpflegemittel ganz aufgesogen ist. Woraufhin ich eine weitere Menge auftrage auf Bauch, Rücken, Po und Schenkel. Jawohl, auch auf die Innenseiten.
    «Reibst du mich noch ein bißchen ein.»
    «Ja, meine Schöne (Wunderschöne).»
    Der große Ozean draußen hat jetzt seine beste Stunde. Vollkommene Windstille. Die Brandung, soweit überhaupt vorhanden, hat sich hinter den Dünen abgeschwächt, sie geht wie ein Atem, wie lange stetige Atemzüge, weit draußen aufgebaut und seidig an den Strand rollend. Vor geschlossenen Augen hellgrün.
    «Mehr?»
    «Mehr», sagt sie.
    «Wenn ich dich hier berühre?»
    – – –
    Das ist nun eigenartig, sie ist nicht erstarrt, sie ist auch nicht gestorben. Sogar ziemlich lebendig geworden. Ich weiß ja, wie sie auf Sonneneinwirkung reagiert, aber so schnell habe ich es eigentlich kaum erwartet.
    «Und hier?»
    – – – (hier auch).
    Zum Einreiben hatte ich ein Badetuch untergelegt, inzwischen wälzt sie sich aber wieder herum und ist vom Sand über und über gepudert. Lachsrot unter dem weißen Überzug, und das sieht fast nahrhaft aus. Sie lacht, dehnt sich, und wenn mich nicht alles täuscht, will sie sogar, daß sie so aussieht. Fröhlich gegart und frisch gekocht.
    Ich glaube, am nächsten kommt man dem Phänomen, erklärt man es mit der körpereigenen Jahresuhr, die hier plötzlich vom November auf den Juli zurückgestellt wurde. Müdigkeitsstoffe des Gewebes werden rückverwandelt, die Muskelgifte, die Schlafgifte, das gesamte Körpergefüge wird mit Trompetenstößen aufgeweckt. Angeschwollen? Sie ist prall wie ein Bratapfel, man kann förmlich sehen, wie die Adern das Blut pumpen, wie Ströme fließen. Vielleicht doch etwas zuviel des Guten?
    Der Sonnengott ist ein guter, ein pausbäckiger Gott, der die Welt mit seinem Blick in Gold verwandelt. Bisweilen ist er auch ein harter Bursche, mit einem Tigerkopf, der brüllt. In der Wüste Tarr oder auf den harten, kahlen Felshängen vom oberen Dekan. Hier unten aber an der Malabarküste hat er noch ein drittes, ein schweres Gesicht - das sollte man auch wissen -, er ist ungeheuer breit von Statur geworden, breit und schwer und alles ausfüllend, ein Koloß von einem Flußpferd, das sich auf sein Junges legt: Im Jamahatra Epos macht er sich auf den Weg, die schöne Prinzessin Jahinda zu ehelichen, und als man diese vor ihm verbirgt, erstickt er das ganze Land unter seiner Ehegabe, einem schweren, feuchtheißen Filztuch. So geschehen in Gopur.
    Und das ist nicht weit von hier.
    Ich werde sie jetzt an die Hand nehmen und mit ihr die paar Schritte zum Ende des Strandes gehen, man kann ja sehen, es gibt ein Ende, dort wo der weiße Sand sich im Blau verliert, und es ist sowieso zu spät, jetzt noch umzukehren. Es ist heiß. Die Sonne steht sengend gegen das schwarze Loch des Zenits, irgendwo draußen gibt es eine Erinnerung an die lange Dünung, in der sie einst ihr Tuch gewendet hatte, vor sich und hinter sich und um sich herum wie einen Fächer. Aber das ist weit draußen in einer Zeit, die nicht mehr zu erreichen ist. Hier drinnen ist die Zeit schwer geworden.
    «Willst du etwas trinken?» frage ich.
    Ich weiß, wie standhaft sie ist, wenn es um das Sonnenbaden geht, das haben wir zur Genüge erfahren, aber jetzt hat sie doch ihr Quantum erreicht. Sie ist purpurrot, sie glüht, sie pulsiert wie ein offenes Herz, ja, sie hat sich geöffnet, das kann man deutlich sehen. Ein Schritt weiter, und sie platzt mir auseinander.
    «Du solltest etwas trinken», sage ich, «wie sollten beide etwas trinken.»
    «Was ist das?»
    Ich habe es in hohen (tall) Gläsern hübsch angerichtet, fruchtig grün, mit Sonnenschirmchen dekoriert. Die Bitterkeit ist durch einen Artischockenschnaps zugedeckt, man hätte auch einen Campari nehmen können, der erheblich stärker deckt, aber doch zu metallisch vorschmeckt, ich hatte das ausprobiert. Das Ganze auf gestoßenem Eis mit Maracuja-Saft aufgefüllt.
    «Das ist der Todestrank, den ich uns bereitet habe, von hier aus geht es direkt in eine bessere Welt.»
    «Du bist immer so verrückt,

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